Migräne ist eine vielschichtige und herausfordernde Erkrankung, die weit über den klassischen Kopfschmerz hinausgeht. Für viele Betroffene beginnt ein Tag mit Migräne häufig ganz normal, bis sie von einer plötzlich auftretenden Welle von Symptomen überwältigt werden. Von pulsierenden Schmerzen auf einer Kopfseite über Lichtempfindlichkeit und Übelkeit bis hin zu visuellen Störungen wie flimmernden Lichtern oder blinden Flecken – Migräne kann sich auf vielfältige Weise manifestieren. Lesen Sie weiter, um mehr über Migräne-Symptome sowie die verschiedenen Phasen eines Migräneanfalls zu erfahren und wie Sie eine nahende Migräne-Attacke erkennen können.
Das Wichtigste in Kürze
- Migräne verursacht pochende, plötzliche und meist einseitige Kopfschmerzen, die bis zu mehrere Tage andauern können. Begleiterscheinungen sind unter anderem Übelkeit, Erbrechen sowie Licht- und Lärmempfindlichkeit.
- Migräne-Symptome variieren von Person zu Person oder Anfall zu Anfall.
- Zu den Vorboten einer Migräne zählen Hochstimmung, Reizbarkeit, Heißhunger, Durst, Müdigkeit und Verdauungsprobleme.
- Die Aura-Phase tritt bei etwa 15 % der Patient:innen auf und beinhaltet visuelle und sensorische Störungen, Sprachstörungen und Schwindel.
- Ein Arztbesuch ist notwendig bei häufigen, intensiven oder häufiger werdenden Schmerzen sowie starker Beeinträchtigung des Alltags.
Wie äußert sich die Migräne?
Migräne ist mehr als nur ein intensiver Kopfschmerz. Sie ist eine komplexe neurologische (das Nervensystem betreffende) Störung, die eine Vielzahl von Symptomen hervorrufen kann. Aber wie genau sehen diese Migräne-Symptome aus, und wie unterscheiden sie sich von den üblichen Kopfschmerzen, die wir alle kennen?
Migräne-Symptome werden häufig als pochend, plötzlich und intensiv beschrieben. Migräneattacken können von wenigen Stunden bis zu mehreren Tagen andauern und sind oft so stark, dass sie Betroffene außer Gefecht setzen. Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) geben rund 50 % der betroffenen Personen an, dass ihre Migräneanfälle so schwerwiegend sind, dass sie ihren täglichen Aktivitäten nicht nachgehen können.
Gut zu wissen
Migräne ist nicht einfach nur ein typischer Kopfschmerz. Sie kann sich in verschiedenen Formen äußern, die jeweils ihre eigenen Merkmale haben. So gibt es beispielsweise die Migräne ohne Aura, bei der der Anfall ohne die vorherigen neurologischen Symptome auftritt, sowie die Migräne mit Aura, die durch visuelle oder sensorische Störungen gekennzeichnet ist, die den Kopfschmerzen vorausgehen. Darüber hinaus können die Migräne-Symptome von Anfall zu Anfall variieren.
Was sind die häufigsten Migräne-Symptome?
Ein weit verbreitetes Missverständnis ist, dass alle Migräneanfälle gleich ablaufen. Tatsächlich unterscheiden sich die Migräne-Symptome und ihre Intensität stark von Person zu Person und sogar von Anfall zu Anfall bei derselben Person. Zu den häufigsten Migräne-Symptomen gehören:
- Pochende oder pulsierende Kopfschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Geruchs-, Licht- und Lärmempfindlichkeit
- Visuelle Störungen
- Sensorische Veränderungen
- Müdigkeit und Erschöpfung
Einmal können starke, pulsierende Kopfschmerzen auftreten, ein anderes Mal dominieren eher Sehstörungen oder Übelkeit. Diese Variabilität macht die Migräne zu einer besonders schwer fassbaren Erkrankung, die individuell unterschiedliche Bewältigungsstrategien erfordert.
Frühe Anzeichen erkennen
Erkennen Sie, wenn eine Migräne-Attacke naht? Viele betroffene Personen können bereits ein bis zwei Tage vorher Anzeichen erkennen, die auf eine bevorstehende Migräne hinweisen. Diese sogenannten „Vorboten“ variieren stark von Person zu Person und können eine Vielzahl von Symptomen umfassen. Typische Anzeichen sind:
- Ungewöhnliche Hochstimmung: Plötzlich auftretende Euphorie und gesteigerte Energie können als Vorboten einer bevorstehenden Migräneattacke auftreten.
- Erhöhte Reizbarkeit: Kleine Dinge führen schnell zu großer Aufregung und Unruhe, was ein Hinweis auf eine kommende Episode sein kann.
- Heißhunger: Ein starkes Verlangen nach süßen Lebensmitteln deutet oft auf eine herannahende Schmerzphase hin. Früher wurde Schokolade als Auslöser verdächtigt, doch inzwischen gibt es Hinweise, dass Veränderungen im Hirnstoffwechsel, die einer Attacke vorausgehen, Heißhunger auf Süßigkeiten auslösen können. Die Lust auf Schokolade kann somit ein Signal für einen bevorstehenden Schmerzanfall sein.
- Starker Durst: Ein vermehrtes Bedürfnis nach Flüssigkeit kann ebenfalls ein frühes Anzeichen für einen bevorstehenden Schmerzanfall sein.
- Extreme Müdigkeit: Starke Erschöpfung und häufiges Gähnen sind häufige Vorboten.
- Verdauungsprobleme: Das Auftreten von Verstopfung kann im Zusammenhang mit einer bevorstehenden Migräne stehen.
Gut zu wissen
Diese Vorboten können leicht missverstanden werden und führen oft zu der Annahme, dass sie die Migräne auslösen. Spüren Sie jedes Mal vor einer Migräne große Müdigkeit, könnten Sie glauben, dass Schlafmangel der Auslöser ist. Oder wenn Sie regelmäßig Heißhunger auf Schokolade haben und danach eine Migräne-Attacke erleben, könnten Sie denken, dass Schokolade der Grund ist. Tatsächlich sind diese Vorboten aber nicht die Ursache der Migräne. Sie werden eher als Trigger betrachtet, da Schlafmangel oder Blutzuckerschwankungen die Wahrscheinlichkeit einer Migräne erhöhen können, aber nicht die eigentliche Ursache sind. Migräne ist eine komplexe neurologische Störung, deren genaue Mechanismen noch nicht vollständig geklärt sind. Für weitere Informationen zu den Ursachen, Risikofaktoren und Triggern von Migräne, lesen Sie unseren Beitrag dazu.
Was können Sie tun, wenn Sie diese Vorboten erkennen? Achten Sie auf Ihre Körpersignale und versuchen Sie, mögliche Trigger zu minimieren. Eine geregelte Schlafroutine, ausgewogene Ernährung und effektives Stressmanagement können helfen, die Häufigkeit und Schwere der Migräneanfälle zu verringern. Hier finden Sie mehrere Tipps, wie Sie auf natürliche Weise selbst gegen Kopfschmerzen vorgehen können. Ein Migräne-Tagebuch kann ebenfalls hilfreich sein, um Muster zu erkennen und diese mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zu besprechen.
Migräne mit Aura: Die Aura-Phase
Ein besonderes Merkmal der Migräne ist die Aura-Phase, die bei etwa 15 % der betroffenen Personen auftritt. Diese Phase ist durch Störungen, die das Nervensystem betreffen, gekennzeichnet, die sich oft langsam entwickeln. Symptome bei einer Migräne mit Aura entwickeln sich vor einer Migräne-Attacke, werden innerhalb von 15 bis 30 Minuten intensiver und können bis zu einer Stunde andauern.
Häufige Symptome der Migräne mit Aura sind:
- Visuelle Störungen: Flimmernde Punkte (Flimmerskotom), Zickzacklinien, Doppelbilder und Schlieren oder Schleier im Sichtfeld sind häufige visuelle Symptome. Diese Störungen können das Sehvermögen stark beeinträchtigen und sind oft das erste Anzeichen einer Aura. In über 98 % der Fälle von Migräne mit Aura treten visuelle Störungen auf.
- Sensorische Störungen: Kribbeln in bestimmten Körperbereichen oder Taubheitsgefühle, oft in den Gliedmaßen, sind typische sensorische Störungen. Das Kribbeln beginnt häufig in den Fingern und breitet sich den Arm hinauf aus. Etwa 36 % der Personen mit Aura erfahren diese Symptome.
- Sprachstörungen: Schwierigkeiten beim Sprechen oder Finden der richtigen Worte sind weitere mögliche Symptome. Betroffene haben Probleme, klare Sätze zu bilden, was sehr frustrierend sein kann. Sprachstörungen treten bei etwa 10 % der Betroffenen von Migräne mit Aura auf.
- Schwindel: Ein Gefühl von Benommenheit oder Drehschwindel kann ebenfalls ein Symptom sein. Betroffene fühlen sich oft, als ob sich der Raum dreht oder als ob sie kurz davor sind, das Gleichgewicht zu verlieren.
- Lähmungserscheinungen: Vorübergehende Schwäche oder Lähmungen in bestimmten Körperteilen können zu den beängstigenden Symptomen der Migräne mit Aura gehören. Diese Erscheinungen verschwinden jedoch in der Regel nach kurzer Zeit wieder.
Gut zu wissen
Was genau passiert bei Migräne mit Aura im Gehirn? Fachleute sprechen von einer sogenannten „cortical spreading depression“ (CSD), bei der eine Welle der Nervenaktivität durch das Gehirn zieht und vorübergehend eine Art von Dämpfung der Nervenzellen verursacht. Diese Welle breitet sich mit etwa 3-6 Millimetern pro Minute aus und erklärt, warum die Aura-Symptome in einer bestimmten Reihenfolge auftreten. Obwohl diese Symptome beängstigend sein können, hinterlassen sie keine dauerhaften Schäden. Es ist jedoch ratsam, ärztlichen Rat einzuholen, wenn eine Migräne mit Aura zum ersten Mal auftritt, da ähnliche Symptome auch auf andere neurologische Erkrankungen hinweisen können.
Ein besseres Verständnis dieser Phase kann helfen, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen und sich darauf vorzubereiten. Ein Beispiel ist die Einnahme von Medikamenten, sobald die ersten Anzeichen einer Migräne mit Aura auftreten, um den nachfolgenden Kopfschmerz abzumildern.
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Kopfschmerzphase
Nach der Aura-Phase oder direkt ohne vorherige Warnung tritt die Kopfschmerzphase ein, die für die meisten Menschen die intensivste Phase darstellt. Der Schmerz kann innerhalb weniger Minuten extrem intensiv werden. Auf einer Skala von null („keine Schmerzen“) bis zehn („unerträgliche Schmerzen“) beschreiben Viele ihre Migräne mit Werten im oberen Bereich. Diese Phase ist gekennzeichnet durch:
- Intensive, einseitige Kopfschmerzen: Der Schmerz pocht, bohrt und pulsiert, beginnt meist einseitig und kann sich auf Stirn, Schläfe, Nacken und Augenbereich ausdehnen. Bei einigen betroffenen Personen wechselt die betroffene Kopfseite von Anfall zu Anfall.
- Übelkeit und Erbrechen: Viele Betroffene kämpfen mit diesen Symptomen, weil die Migräne bestimmte Nerven und Botenstoffe aktiviert, die den Magen beeinflussen und diese Symptome verursachen.
- Empfindlichkeit gegenüber Licht und Lärm: Geräusche und Helligkeit verstärken die Schmerzen und führen dazu, dass sich viele in dunkle, ruhige Räume zurückziehen.
- Geruchsempfindlichkeit: Bestimmte Gerüche können ebenfalls Migräne-Symptome verstärken.
- Intensivierung der Schmerzen durch Aktivität: Bei Migräne können die Symptome durch körperliche Aktivität verstärkt werden. Selbst moderate Bewegungen wie Treppensteigen oder das Tragen von Einkaufstüten können die Intensität der Kopfschmerzen erhöhen.
Eine unbehandelte Migräne-Attacke kann zwischen vier und 72 Stunden dauern. Nach dem Abklingen der Kopfschmerzen berichten viele Betroffene von anhaltender Müdigkeit und Erschöpfung, die bis zu ein bis zwei Tage andauern kann.
Gut zu wissen
Wie sollte man sich während dieser Phase am besten verhalten? Ruhe und Dunkelheit sind oft der Schlüssel, um die Intensität der Migräne-Symptome zu verringern. Einige Betroffene finden Linderung durch kühle Kompressen oder spezielle Entspannungstechniken. Medikamente namens Triptane haben sich als besonders effektiv erwiesen, vor allem wenn sie früh in der Migränephase eingenommen werden. Bitte beachten Sie, dass Triptane nur bei einer ärztlich bestätigten Diagnose von Migräne eingesetzt werden sollten, da sie bei gewöhnlichen Spannungskopfschmerzen oder Kopfschmerzen, die durch Koffein- oder Alkoholkonsum verursacht werden, nicht wirksam sind. Lesen Sie hier mehr über wirksame Medikamente bei einer diagnostizierten Migräne.
Die Rückbildungsphase
Die letzte Phase eines Migräneanfalls ist die Rückbildungsphase. Nachdem die intensiven Kopfschmerzen abgeklungen sind, fühlen sich viele Menschen:
- Erschöpft und müde
- Unkonzentriert
- Schwach
- Emotional instabil
Diese Phase kann mehrere Stunden bis Tage andauern, und es ist wichtig, sich genügend Zeit zur Erholung zu nehmen, um den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Warum ist diese Phase so wichtig? Sie signalisiert, dass der Körper sich von der Belastung der Migräne erholt und gibt ihm die notwendige Zeit, sich zu regenerieren.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Migräne ist weit verbreitet, aber ihre Häufigkeit sollte nicht dazu führen, dass sie als harmlos abgetan wird. Viele Menschen erkennen ihre Migräne-Symptome nicht richtig und suchen daher keine medizinische Hilfe. Migräne ist eine Erkrankung, die prinzipiell in jedem Fall von einem Arzt oder einer Ärztin diagnostiziert werden muss, daher ist ein erster Arzttermin notwendig. Bei bestimmten Anzeichen ist es jedoch sinnvoll, auch zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal ärztlichen Rat einzuholen.
Doch wie erkennt man, wann erneut professionelle Hilfe notwendig ist? Hier sind einige Anzeichen, die darauf hinweisen, dass ein weiterer Arztbesuch ratsam ist:
- Medikamente wirken nicht: Wenn die gewöhnlichen Migränemedikamente nicht oder nicht mehr die gewünschte Linderung bringen.
- Häufigkeit und Intensität: Wenn die Migräneattacken häufiger als 10 Tage im Monat andauern oder intensiver werden.
- Alltagsbelastung: Ihre Migräne beeinträchtigt Ihren Alltag erheblich, beeinflusst Ihre Stimmung und führt zu Niedergeschlagenheit. Sie bereitet große Sorgen, hindert Sie daran, Aktivitäten zu genießen, oder führt dazu, dass Sie bestimmte Situationen meiden.
Obwohl Migräne in den meisten Fällen keine ernsthafte medizinische Bedrohung darstellt, bedeutet dies nicht, dass man die Schmerzen einfach ertragen muss. Eine frühzeitige Diagnose und die richtige Behandlung können erheblich dazu beitragen, die Lebensqualität zu verbessern.
- https://www.netdoktor.de/krankheiten/migraene/
- https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/030-057
- https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/migraene/krankheitsbild/
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24662044/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8858382/
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31832997/
- https://doi.org/10.1016/j.ncl.2019.07.008.
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„An der Pharmazie fasziniert mich am meisten, wie alles zusammenspielt. Von Zusammenhängen im Stoffwechsel hin zur Einnahme von Medikamenten. Wer sich damit auskennt, kann sein Leben positiv beeinflussen.“
Felix Hoffmann lebt für die Pharmazie und bringt eine große Expertise in der Beratung mit. Mit seinem fundierten Wissen garantiert er die hohen Qualitätsstandards der pharmazeutischen Inhalte auf apo.com.
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