Bei der im Volksmund umgangssprachlich bezeichneten Zuckerkrankheit, Diabetes mellitus, handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung, die zu einer dauerhaften Erhöhung des Blutzuckerspiegels führt (chronische Hyperglykämie). Einer Diabetes-Erkrankung können unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen, weshalb die Medizin Diabetes in verschiedene Typen unterteilt. Hier erfahren Sie den Unterschied zwischen den Typen von Diabetes Mellitus.

Das Wichtigste in Kürze

  • Diabetes wird medizinisch in verschiedene Formen untergliedert: Diabetes Typ 1, Diabetes Typ 2 (die mit Abstand häufigste Form) und Prädiabetes als seine Vorstufe, Diabetes Typ 3 und Gestationsdiabetes (auch Schwangerschaftsdiabetes oder Typ 4).
  • Allen Diabetes-Formen liegt eine Störung des Zuckerstoffwechsels zugrunde mit dem gemeinsamen Leitsymptom eines zu hohen Blutzuckerspiegels (Hyperglykämie).
  • Diabetes bedarf stets einer ärztlichen Behandlung.

Diabetes: verschiedene Typen mit unterschiedlichen Ursachen

Diabetes mellitus ist eine dauerhafte (chronische) Stoffwechselstörung. Sie betrifft den Zuckerstoffwechsel. Der Zuckerstoffwechsel ist ein wichtiger Vorgang im menschlichen Körper, durch den Energie in Form von Zucker aus der Nahrung zur Verfügung gestellt wird. Gesteuert wird der Zuckerstoffwechsel durch verschiedene Hormone. Insulin ist ein Hormon mit einer blutzuckersenkenden Wirkung, indem es den Transport von Zucker aus dem Blut in die einzelnen Körperzellen vermittelt. Dies erfolgt nach einem Schlüssel-Schloss Prinzip. Insulin als “Schlüssel” bindet an die Rezeptoren der Zellen (“Schloss”) und der Zucker gelangt in das Innere der Zellen.

Bei Diabetes mellitus ist dieser Transport beeinträchtigt, weil nicht genug Insulin vom Körper produziert werden kann (z. B. Diabetes Typ 1) oder weil die Funktion der Rezeptoren gestört ist (z. B. Diabetes Typ 2). In der Folge verbleibt der Zucker im Blut, der Blutzuckerspiegel steigt an (Hyperglykämie).

Da ein zu hoher Blutzuckerspiegel langfristig zu Folgeerkrankungen am Blutgefäßsystem und am Nervensystem führen kann, ist das vorrangige Ziel einer Diabetes Therapie stets eine Senkung des Blutzuckerspiegels. Bei Diabetes Typ 1 muss das fehlende Insulin ab Diagnose fortlaufend im Rahmen einer Insulintherapie zugeführt werden. Die Therapie des Diabetes Typ 2 basiert auf einer Lebensstiländerung (gesunde Ernährung und Bewegung) und kann individuell durch orale Antidiabetika ergänzt werden.

Diabetes-Typen

Die Einteilung in unterschiedliche Diabetes Typen und deren Behandlung richten sich nach der zugrunde liegenden Art der Stoffwechselstörung. Laut Amerikanischer Diabetes Gesellschaft (American Diabetes Association) werden vier Haupt-Kategorien unterschieden:

  • Diabetes Typ 1 (basierend auf einem absoluten Insulinmangel) und seine Subform (ohne erkennbare Ursache)

  • Diabetes Typ 2 und Prädiabetes als seine Vorstufe

  • andere spezifische Diabetes-Typen unterschiedlicher Ursache (Typ 3)

  • Gestationsdiabetes (auch Schwangerschaftsdiabetes oder Typ 4)

Diabetes Typ 1

Diabetes Typ 1 ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindheits- und Jugendalter. Bei dieser Diabetes-Form handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Hierbei registrieren die körpereigenen Zellen des Immunsystems bestimmte Strukturen der insulinproduzierenden Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse als fremd, und zerstören diese. Menschen mit Typ-1-Diabetes können daher immer weniger und schließlich gar kein eigenes Insulin mehr produzieren (absoluter Insulinmangel). Ohne Insulin gelangt kein Zucker in die Zellen. Um dennoch die Energieversorgung wichtiger Gewebe, wie beispielsweise dem Gehirn, sicherzustellen, greift der Körper auf seine Fettreserven zurück und es entstehen Ketonkörper in der Leber. Werden vermehrt Ketonkörper produziert, haben diese allerdings Einfluss auf den pH- Wert des Blutes (Azidose), und es kann zu einem potenziell lebensbedrohlichen ketoazidotischen Koma kommen. Dieser Zustand bedarf einer umgehenden intensivmedizinischen Behandlung im Krankenhaus.

Eine erbliche Veranlagung zusammen mit Umwelteinflüssen, wie bestimmten Viruserkrankungen, ist die zugrunde liegende Ursache für die Entstehung eines Diabetes Typ 1. Die Therapie des Typ-1-Diabetes erfolgt durch eine individuell auf die Lebensumstände angepasste Insulintherapie.

Diabetes Typ 2

Diabetes Typ 2 betrifft etwa 90 % aller Menschen mit Diabetes. Dieser Diabetes-Typ wurde früher als „Altersdiabetes“ bezeichnet, da er vorrangig in höherem Lebensalter auftritt. Seit einigen Jahren steigt allerdings auch die Zahl an jungen Menschen mit Diabetes Typ 2. Grund hierfür sind eine ungesunde Ernährung und Bewegungsarmut – bekannte Risikofaktoren, die nachweislich das Diabetes Typ 2 Risiko auf dem Boden einer genetischen Veranlagung steigern. Andersherum kann ein gesunder Lebensstil das Auftreten von Typ-2-Diabetes hinauszögern oder sogar verhindern. Bei Menschen mit Diabetes Typ 2weisen die Körperzellen gegenüber dem Signalhormon Insulin eine verminderte Empfindlichkeit auf (Insulinresistenz).

Da sich diese Form von Diabetes über Jahre unbemerkt entwickeln kann, können bei Diagnosestellung bereits Folgeerkrankungen durch den erhöhten Blutzuckerspiegel vorliegen. Daher ist die Kenntnis über die Risikofaktoren sowie eine frühzeitige ärztliche Diagnose und Behandlung von entscheidender Bedeutung für die individuelle gesundheitsbezogene Lebensqualität. Die Basistherapie umfasst eine gesunde Ernährung und körperliche Aktivität. Daneben können Medikamente (orale Antidiabetika) den Blutzuckerspiegel bei dieser Diabetes Form senken.

Diabetes Typ 3

Unter der Bezeichnung „Diabetes Typ 3“ fassen Wissenschaftler:innen zahlreiche verschiedene seltene Typen von Diabetes zusammen, die weder dem Typ-1-Diabetes noch dem Typ-2-Diabetes zuzuordnen sind. Diesen liegen diverse unterschiedliche Ursachen zugrunde. Manche sind genetisch bedingt. Andere wiederum lassen sich auf Krankheiten, den Einsatz von Medikamenten oder auch eine Verletzung der Bauchspeicheldrüse zurückführen.

Diabetes Typ 4 (Schwangerschaftsdiabetes)

Gestationsdiabetes zählt zu den häufigsten Begleiterkrankungen während einer Schwangerschaft. In der Schwangerschaft kommt es durch die hormonellen Veränderungen im Körper der werdenden Mutter oftmals zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels. In seltenen Fällen kann der Blutzuckerwert erstmals während der Schwangerschaft die Grenzwerte für einen Diabetes überschreitet. Mediziner:innen sprechen dann von Diabetes Typ 4 bzw. Gestations- oder Schwangerschaftsdiabetes. Die Ursache hierfür liegt in den hormonellen Veränderungen im Körper der werdenden Mutter, die natürlicherweise Einfluss auf den Blutzuckerspiegel nehmen. Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes bedürfen einer sorgfältigen und engmaschigen fachärztlichen Betreuung.

Prädiabetes

Prädiabetes bezeichnet eine Vorstufe des Diabetes, bei dem die Kriterien für eine Diagnosestellung noch nicht erfüllt sind, jedoch ein erhöhter Nüchternblutzuckerwert und eine gestörte Glukosetoleranz vorliegen. Menschen mit Prädiabetes haben ein erhöhtes Risiko, im weiteren Verlauf an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Durch einen gesundheitsbewussten Lebensstil und eine Reduktion von Übergewicht lässt sich ein Prädiabetes positiv beeinflussen und sogar ein Diabetes Typ 2 in einem frühen Krankheitsstadium erfolgreich zurückdrängen.

  • American Diabetes Association. 2. Classification and Diagnosis of Diabetes. Diabetes Care. 2017 Jan;40(Suppl 1):S11-S24. doi: 10.2337/dc17-S005. PMID: 27979889.
  • S3-Leitlinie Therapie des Typ-1-Diabetes 2. Auflage Deutsche Diabetes Gesellschaft 2018
  • Nationale Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes, 2. Auflage, Version 1, Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, 2021
  • S3-Leitlinie Gestationsdiabetes mellitus (GDM), Diagnostik, Therapie und Nachsorge 2. Auflage Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Schwangerschaft der DDG, Arbeitsgemeinschaft Geburtshilfe und Pränatalmedizin in der DGGG, 2018
  • Brannick B, Dagogo-Jack S. Prediabetes and Cardiovascular Disease: Pathophysiology and Interventions for Prevention and Risk Reduction. Endocrinol Metab Clin North Am. 2018 Mar;47(1):33-50. doi: 10.1016/j.ecl.2017.10.001. PMID: 29407055; PMCID: PMC5806140.
  • Skyler JS, Bakris GL, Bonifacio E, Darsow T, Eckel RH, Groop L, Groop PH, Handelsman Y, Insel RA, Mathieu C, McElvaine AT, Palmer JP, Pugliese A, Schatz DA, Sosenko JM, Wilding JP, Ratner RE. Differentiation of Diabetes by Pathophysiology, Natural History, and Prognosis. Diabetes. 2017 Feb;66(2):241-255. doi: 10.2337/db16-0806. Epub 2016 Dec 15. PMID: 27980006; PMCID: PMC5384660.
  • Deutscher Gesundheitsberichts Diabetes 2022. Deutsche Diabetes Gesellschaft. Deutsche Diabetes Hilfe. Erschienen zum Weltdiabetestag am 14.11.2022. https://www.ddg.info/fileadmin/user_upload/Gesundheitsbericht_2022_final.pdf

Wichtiger Hinweis: Unsere Artikel und Grafiken werden von unserem Expertenteam für chronische Erkrankungen überprüft. Grundlage sind stets seriöse Quellen, wissenschaftliche Artikel, Leitlinien und ärztliche Aussagen. Die Inhalte werden in regelmäßigen Abständen aktualisiert und dienen weder der Selbstdiagnose noch ersetzen sie einen Arztbesuch.

Geprüft durch unser Expertenteam für chronische Erkrankungen

Bei unseren Ratgeberbeiträgen legen wir größten Wert auf pharmazeutische Qualität. Hier erfahren Sie mehr über das Expertenteam.