Bei Rückenschmerzen ist der untere Rücken am häufigsten betroffen. Da die meist unspezifischen Schmerzen oft chronisch auftreten und langfristig die Lebensqualität mindern, ist es wichtig, den Beschwerden mit Übungen für den Rücken und regelmäßigem Dehnen entgegenzuwirken. Diese Art von Rückenschmerzen entstehen in der Regel durch Muskelverspannungen, Fehlbelastungen und Bewegungsmangel. Ebenso können psychische Faktoren einen Einfluss haben. Die gute Nachricht: Sie können selbst aktiv werden und durch einen Wandel Ihres Lebensstils zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden beitragen.

Wie entstehen Rückenschmerzen?

Die menschliche Wirbelsäule wird unterteilt in Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule und Lendenwirbelsäule. Bei Beschwerden im unteren Rücken ist hauptsächlich der Bereich zwischen Hüfte und Rippenansatz, die Lendenwirbelsäule, betroffen, wobei die Symptome häufig auch in andere Bereiche des Rückens ausstrahlen. Die unspezifischen Rückenschmerzen sind meist nicht gefährlich, sondern ein Signal, dass eine unausgewogene Belastung des Bewegungsapparates vorliegt. Dennoch sollten Sie die Beschwerden nicht ignorieren, da sie eine Warnfunktion vor langfristen Schäden und vorzeitigem Verschleiß wichtiger Körperstrukturen haben. Die gängigsten Symptome sind dabei:

  • Ziehender, drückender oder stechender Schmerz im unteren Rücken 
  • Ausstrahlen der Schmerzen in Beine, Hüfte, Becken und/oder Gesäß 
  • Schmerzen bei Belastungen oder bei sportlicher Aktivität 
  • Gefühl der Verspannung, auch beim Liegen auf dem Rücken 
  • Schwerfälligkeit von Bewegungen wie Vorbeugen oder dem Runden des Rückens 
  • Beim Niesen oder Husten Schmerzverstärkung im Bereich der Lendenwirbelsäule 
  • Teilweise Kribbeln, Stechen oder Taubheitsgefühle, beispielsweise in den Zehen oder den Beinen 
  • Gefühl permanenter Blockade im Lendenwirbelbereich 

In der heutigen Zeit kommt es häufig zu Fehlbelastungen aufgrund von zu viel Zeit im Sitzen. Durch zu langes und häufiges Sitzen entstehen Schmerzen im unteren Rücken, insbesondere an den Lendenwirbeln, aufgrund einer Verkürzung von Muskeln und dem Verkleben von Muskelfaszien im Bereich des unteren Torsos. Stark von diesem Prozess betroffen ist die Muskulatur des großen Hüftbeugers (Musculus iliopsoas), welcher für die Hüftbeweglichkeit und das Gehen essenziell ist und zur inneren Hüftmuskulatur zählt.  Bei übermäßigem Sitzen und geringer körperlicher Aktivität bleibt dieser Muskel für längere Zeit stark angespannt, was zu der Verkürzung sowie verminderter Durchblutung und schmerzhaften Verspannungen führen kann. Dadurch wird der Hüftbeuger nicht mehr ausreichend gedehnt und kann sich nicht mehr entspannen. Wird dieser nicht mehr ausreichend gestreckt, entwickelt sich im weiteren Verlauf oft ein Hohlkreuz (Hyperlordose). Mit dieser Haltung versucht der Körper die Fehlbelastung auszugleichen. Dabei steht der Brustkorb nicht mehr senkrecht über Becken und Beinen, sondern in nach hinten verlagerter Position. Die Muskeln im unteren Rücken reagieren darauf ebenfalls mit Verkürzung und Verkleben der Faszien. Schlussendlich kommt es so auch zu einer Fehlbelastung der Bandscheiben und Lendenwirbel, was die Schmerzen im unteren Rücken weiter verstärkt. Den Rücken dehnen, weniger Sitzen und mehr Bewegung sind meist hilfreiche Maßnahmen, um diese Fehlbelastungen auszugleichen. 

Gut zu wissen

Chronische Rückenschmerzen können verschiedene Ausprägungen haben. Grundsätzlich bedeutet ein chronischer Zustand, dass die Beschwerden über mindestens zwölf Wochen hinweg auftreten. Dabei können sie: 

  • Mal mehr oder weniger stark spürbar sein 
  • Nur sehr leicht aber ständig spürbar sein 
  • Anhaltend stark und dauerhaft spürbar sein 

Von akuten Rückenschmerzen spricht man bei einem Zeitraum von unter sechs Wochen. Beschwerden mit einer Dauer von sechs bis zwölf Wochen gelten als subakut.

Unspezifische und spezifische Ursachen für Rückenschmerzen

Zusammenfassend betrachtet können folgende Faktoren den unspezifischen Schmerzen des unteren Rückens zugrunde liegen:  

  • Bewegungsmangel und eine zu schwache Rumpfmuskulatur 
  • Muskelverspannungen  
  • Fehlbelastungen durch langes, unbewegliches Sitzen sowie einseitige oder schwere körperliche Arbeit 
  • Psychische Belastungen, beispielsweise Stress bei der Arbeit, finanzielle oder familiäre Sorgen, Selbstzweifel, Ängste sowie psychische Erkrankungen wie Depressionen 
  • Veränderungen in der Schmerzwahrnehmung im zentralen Nervensystem 
  • Genetische Veranlagung 
  • Übergewicht 

Schmerzen im unteren Rücken können jedoch auch im Zusammenhang mit bestimmten Krankheiten, Verletzungen und Störungen oder als Langzeitfolge von Rückenschmerzen auftreten:

  • Verengung des Wirbelkanals (Wirbelkanalstenose) 
  • Wirbelgleiten 
  • Hexenschuss (Lumbago) 
  • Nerven- oder Nervenwurzelreizung (Ischialgie) 
  • ISG-Blockade (Blockade des Iliosakralgelenks) 
  • Bandscheibenvorfall (Prolaps) oder Bandscheibenvorwölbung (Protrusion) 
  • Rheumatische Erkrankungen, wie zum Beispiel Morbus Bechterew 
  • Entzündungen der Wirbel oder der Bandscheiben 
  • Wirbelkörperbrüche, zum Beispiel aufgrund von Osteoporose 
  • Gelenkverschleiß, etwa Arthrose der Lendenwirbelsäule oder Spondylarthropathie 
  • Fehlstellungen der Wirbelsäule, zum Beispiel Skoliose 
  • Hormonelle, gynäkologisch oder organisch bedingte Ursachen, zum Beispiel Endometriose oder Nierenerkrankungen
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Gut zu wissen

Haben Sie den Verdacht, dass bei Ihnen eine spezifische Ursache der Schmerzen vorliegt, sollten Sie unbedingt medizinischen Rat einholen. Anzeichen dafür sind beispielsweise, wenn die Beschwerden plötzlich und/oder sehr stark auftreten, Sie kürzlich einen Unfall hatten, noch weitere Erkrankungen bestehen oder Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen hinzukommen.

Was hilft gegen Schmerzen im unteren Rücken?

Sowohl zur Vorbeugung als auch bei der Bekämpfung unspezifischer Rückenschmerzen, spielt Bewegung die zentrale Rolle. Unabhängig davon, ob es sich um akute oder chronische Beschwerden handelt, gilt: Je länger Sie inaktiv bleiben, desto intensiver werden die Schmerzen im unteren Rücken. Möchten Sie die Beschwerden lindern, ist es entscheidend Muskeln, Knochen und Gelenke auf gesunde und altersgerechte Art zu fordern und dabei einseitige und schädliche Belastungsformen zu vermeiden. 

  • Mehr Bewegung, weniger sitzen: Je weniger Zeit Sie im Sitzen verbringen, umso mehr werden Sie sich bewegen – dies geschieht ganz automatisch. Diese Bewegung wird auf das Muskelgewebe und deren Faszien übertragen. Der rhythmische Wechsel aus Spannung und Entspannung des Gewebes lockert und entkrampft die Muskeln und deren Faszien und kräftigt sie zeitgleich. Es lohnt sich, während der Arbeit kurz aufzustehen, die Pausen mit etwas Bewegung zu füllen, die Treppen anstelle des Aufzugs zu nutzen oder sogar in einen höhenverstellbaren Schreibtisch zu investieren. 

  • Spazierengehen und Sport: Betrachten Sie jeden Spaziergang als Maßnahme, die Rückenschmerzen und vielen anderen Beschwerden entgegenwirken kann. Möchten Sie die Intensität erhöhen, ist Joggen sehr leicht umzusetzen. Aber Vorsicht, gut passendes und für den jeweiligen Bodenbelag geeignetes Schuhwerk sind entscheidend, um Fehlbelastungen der Gelenke, Muskeln und Sehnen zu vermeiden. Vor allem Schwimmen gilt als optimale Sportart bei Rückenschmerzen, da dabei der gesamte Körper gleichmäßig beansprucht und die Rumpfmuskulatur gestärkt wird. Gleichzeitig ist Schwimmen gelenkschonend und belastet die Wirbelsäule nur wenig. Am meisten Spaß macht die Betätigung meist mit Freunden, Familie oder im Verein. So können Sie gleichzeitig Ihren sozialen Bedürfnissen gerecht werden.

  • Gezieltes Rückentraining mit Dehnübungen: Mit einer Kombination aus Kräftigungsübungen und einer Auswahl an Dehnübungen können Sie im Kampf gegen die lästigen Rückenschmerzen enorme Erfolge erzielen. Egal, ob im Fitness-Studio oder beim Workout zu Hause, die Stärkung der Halte- wie auch der Bewegungsmuskulatur wirkt sich förderlich aus. Noch wichtiger sind jedoch Dehnübungen für den Rücken, um die verkürzte und verspannte Muskulatur zu lockern und wieder flexibler zu machen. Vor allem die vordere Körperseite benötigt ausreichend Dehnung, da sie es so der entgegengesetzten Rückenstrecker-Muskulatur leichter macht, sich zu entspannen. Integrieren Sie ein Set aus Dehnübungen für den unteren Rücken in Ihren Alltag oder machen Sie ein Hobby daraus, in dem Sie zum Yoga, Pilates oder zur Wassergymnastik gehen. 

Gut zu wissen

Rückenprobleme sind in Deutschland für 9 % der Krankheitstage verantwortlich – Das macht sie zum Spitzenreiter der Statistik. Um diesem Problem zu begegnen, beteiligen sich viele Arbeitgeber an gesundheitsfördernden Maßnahmen. Informieren Sie sich, was möglich ist. Darüber hinaus beteiligen sich die gesetzlichen Krankenkassen an Präventionsmaßnahmen, indem sie den Besuch von Rückenschulen oder Yogastudios bezuschussen.

  • Wärmetherapie: Wärme sorgt für Entspannung der Muskeln und für eine Linderung der Schmerzen. Wärme- und schmerzleitende Nervenfasern des Körpers stehen funktionell in einem engen Zusammenhang. Leiten die Nerven verstärkt Wärme, wird gleichzeitig weniger Schmerz fortgeleitet. Des Weiteren erhöht Wärme die Dehnbarkeit des Bindegewebes und verbessert die Durchblutung und Nährstoffversorgung. Für eine effektive Wärmebehandlung kommen sowohl alltägliche Mittel wie Wärmflaschen oder Wärmekissen oder spezifische Produkte, wie zum Beispiel Wärmepflaster in Frage. 

  • Massagen: Massagen, mit denen verkürzte und verhärtete Muskeln gelockert werden können, sind eine weitere Art, Beschwerden der Lendenwirbelsäule zu lindern. Verschiedene Formen sind die klassische (schwedische) Massage, Thai-Massagen oder Akupressur. Die positiven Effekte von Massagen gelten als eher kurzfristig, daher müssen sie regelmäßig erfolgen. Eine zeitsparende und kostengünstige Möglichkeit Muskelverhärtungen und verklebte Faszien eigenständig zu therapieren ist der Einsatz von Massage- oder Faszienrollen. 

  • Die richtige Schlafposition: Im Schnitt verbringen Menschen zwischen sechs und acht Stunden mit Schlafen. Dabei wirkt sich die Körperhaltung ebenso auf den Bewegungsappart aus, wie im Wachzustand. Um die Rückengesundheit zu fördern ist das Schlafen auf dem Rücken optimal, da die Wirbelsäule dabei begradigt wird und die Muskeln in einen entspannten und nicht verkürzten Zustand gebracht werden. Das Schlafen auf der Seite ist hingehen kontraproduktiv, da dabei in der Regel eine dem Sitzen ähnliche Haltung eingenommen wird. 

  • Professionelle Therapie: Physiotherapie, manuelle Therapie, Chiropraktik oder Osteopathie können ebenfalls ein Mittel gegen Schmerzen im unteren Rücken sein und helfen, Wirbelsäulenblockaden zu lösen, sowie die Muskulatur zu lockern und zu dehnen. Bevor Sie jedoch mit einer Therapie beginnen, sollten Sie ärztlich abklären lassen, welche Behandlung in Ihrem Fall angebracht ist.

Wichtiger Hinweis: Unsere Artikel und Grafiken werden von unserem Expertenteam für chronische Erkrankungen überprüft. Grundlage sind stets seriöse Quellen, wissenschaftliche Artikel, Leitlinien und ärztliche Aussagen. Die Inhalte werden in regelmäßigen Abständen aktualisiert und dienen weder der Selbstdiagnose noch ersetzen sie einen Arztbesuch.

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