Besteht der Verdacht einer Multiplen Sklerose, ist die Anamnese der erste Schritt auf dem Weg zu einer MS-Diagnose. Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin fragt Sie dabei nach Ihren Symptomen, Ihrer Krankengeschichte, Medikamenteneinnahme, Gewohnheiten und mehr. Welche Fragen bei Verdacht auf MS zur Anamnese gehören, erfahren Sie hier.

Das Wichtigste in Kürze

  • Zur Diagnose von MS erfolgt im ersten Schritt ein Anamnesegespräch.
  • Hier stellt der Arzt bzw. die Ärztin gezielt Fragen zu Symptomen, Risikofaktoren und Lebensumständen sowie zur familiären und der eigenen Krankengeschichte.
  • Um sich während des Gesprächs an alles zu erinnern, ist es sinnvoll, sich vorab Notizen zu machen und Fragen zu überlegen.
  • Im Anschluss an das Gespräch finden weitere Untersuchungen statt, um die Diagnose MS sicher stellen zu können oder eine andere Ursache für die Symptome zu ermitteln.

Was ist eine Anamnese?

Als Anamnese bezeichnen Mediziner:innen eine spezielle Form des Arzt-Patient:innen-Gesprächs. Der Arzt bzw. die Ärztin erfragt dabei neben den aktuellen Symptomen des Patienten bzw. der Patientin u. a. auch Vorerkrankungen, Risikofaktoren, familiäre Vorbelastungen und die Krankengeschichte. Meist beantwortet der Patient bzw. die Patientin die Fragen im Rahmen einer Eigenanamnese selbst. Ist das nicht möglich, können z. B. auch Angehörige die Fragen in einer Fremdanamnese beantworten.

Die Anamnese ist ein wichtiger Bestandteil des Diagnoseprozesses, denn sie ermöglicht es Ärzten und Ärztinnen, die Ursachen für die Beschwerden ihrer Patient:innen einzugrenzen. Üblicherweise besteht eine umfassende Anamnese dabei aus verschiedenen Teilbereichen:

  • aktuelle Anamnese (aktuelle Symptome, Schmerzen u. w.)

  • vegetative Anamnese (Veränderungen von Appetit, Hunger, Durst, Gewicht, Stuhlgang, Urinabsatz, Atmung, Husten, Sexualität, Schlaf u. w.)

  • ggf. gynäkologische Anamnese (Menstruation, Menarche, Menopause, Schwangerschaften und Geburten u. w.)

  • Sozialanamnese (Beruf, Hobbys, kürzliche Reisen u. w.)

  • Genussmittel- und Suchtanamnese (Alkohol-, Tabak- und Drogenkonsum)

  • Familienanamnese (Erkrankungen in der Familie)

  • Krankengeschichte (Vorerkrankungen, Allergien, Impfungen, Medikamente u. w.)

Ziel der Anamnese ist es immer, dass der Arzt oder die Ärztin dadurch ein möglichst umfangreiches Bild von der Erkrankung des Patienten bzw. der Patientin bekommt. Zusammen mit den Befunden der körperlichen Untersuchung ermöglicht dies schließlich die Diagnose.

Wie können Sie sich auf eine Multiple Sklerose-Anamnese vorbereiten?

Ein Arztbesuch ist für die meisten Patient:innen eine stressige Situation, zumal wenn Sie unter Schmerzen leiden oder Symptome bemerkt haben, die Ihnen Sorgen bereiten. Es besteht daher immer die Gefahr, dass Sie während des Gesprächs etwas vergessen – z. B. ein Symptom, das nur gelegentlich auftritt, oder eine Frage, die Sie Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin stellen wollten.

Dem können Sie ganz einfach vorbeugen, indem Sie sich schon zuhause auf das Arztgespräch vorbereiten: Machen Sie sich Notizen zu Ihren Symptomen und allem, was Ihnen darüber hinaus noch wichtig erscheint. Dazu gehören auch Erkrankungen in der Familie. Schreiben Sie sich außerdem Ihre Fragen auf. Je besser Sie auf das Gespräch vorbereitet sind, desto genauere Informationen können Sie Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin geben und desto schneller kann er oder sie die richtige Diagnose stellen.

Welche Fragen gehören bei Verdacht auf Multiple Sklerose zur Anamnese?

Bei Verdacht auf Multiple Sklerose (MS) wird Sie Ihr Hausarzt bzw. Ihre Hausärztin normalerweise an einen Neurologen oder eine Neurologin überweisen, also einen Facharzt oder eine Fachärztin für Erkrankungen des Nervensystems. Diese bzw. diese führt die Diagnose durch und beginnt dabei üblicherweise mit der Anamnese. Er oder sie stellt Ihnen dazu u. a. folgende Fragen:

  • Welche Symptome liegen vor?

  • Sind diese Symptome in der Vergangenheit schon einmal aufgetreten?

  • Verschlechtern sich die Symptome bei hohen Temperaturen oder körperlicher Anstrengung?

  • Haben Sie Schmerzen? Welcher Art sind diese? Wo und wann treten sie auf?

  • Leiden oder litten Sie an Augenschmerzen oder Sehstörungen?

  • Sind Ihnen in Ihrer Familie neurologische Erkrankungen oder Augenerkrankungen bekannt?

  • Leiden Sie an Allergien oder anderen Vorerkrankungen?

  • Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Umfassende Untersuchungen und individuelle Therapie bei Verdacht auf MS

Für eine sichere Diagnose der Autoimmunerkrankung reicht eine Multiple Sklerose-Anamnese jedoch allein nicht aus. Es sind zusätzlich weitere Untersuchungen bei einem MS-Verdacht erforderlich, etwa neurologische Tests mittels evozierten Potentialen, eine MRT-Untersuchung, eine Liquoruntersuchung sowie Bluttests zum Ausschluss anderer Erkrankungen. Eine MS-Diagnose stellen Mediziner:innen nur dann, wenn alle anderen möglichen Ursachen für Ihre Symptome ausgeschlossen und auch die McDonald-Diagnosekriterien für Multiple Sklerose erfüllt sind.

Sobald die Diagnose MS gesichert ist, kann sofort mit der geeigneten MS-Therapie begonnen werden. Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin wählt dabei mit Ihnen gemeinsam das für Sie passende Behandlungskonzept aus. Neben hochwirksamen Medikamenten wird die Therapie bedarfsweise durch Rehabilitationsmaßnahmen wie z. B. eine Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie oder Psychotherapie ergänzt.

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