Kann eine Erkrankung, die man nicht spürt, dennoch der Gesundheit schaden? Auch wenn es unserer Wahrnehmung zunächst widerspricht, ist bei einer Hypertonie genau das der Fall: Unbehandelt kann Bluthochdruck schwerwiegende Folgen auf verschiedene Organsysteme wie Herz, Blutgefäße, Gehirn und Nieren haben – genau deshalb sind eine frühzeitige Diagnose und eine adäquate Therapie so wichtig. Lesen Sie hier, welche Folgeerkrankungen bei Hypertonie möglich sind und wie Sie selbst dazu beitragen können, diese zu vermeiden.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Entwicklung von Folgeerkrankungen aufgrund von Bluthochdruck ist von vielen Faktoren abhängig, beispielsweise von der Höhe des Blutdrucks oder vom Zeitpunkt der Diagnose.
  • Bluthochdruck kann langfristig Schädigungen im Gehirn, an den Blutgefäßen, dem Herzen, den Nieren oder an den Augen verursachen.
  • Die Folgen von Bluthochdruck entwickeln sich zumeist schleichend, im Laufe von mehreren Monaten, Jahren bzw. Jahrzehnten.
  • Folgeerkrankungen können durch eine konsequente Behandlung des Blutdrucks und möglicher Begleiterkrankungen oftmals verhindert oder zumindest deutlich hinauszögert werden.
  • Eine regelmäßige Blutdruckmessung unterstützt die Hypertonie-Behandlung, die meist aus einer Kombination von Lebensstiländerung und medikamentöser Therapie besteht.

Ab wann hat Bluthochdruck Auswirkungen auf die Gesundheit?

Werden wiederholt oder über einen längeren Zeitraum hinweg Blutdruckwerte von mehr als 140/90 mmHg gemessen, dann spricht man von Bluthochdruck oder Hypertonie. Es handelt sich um eine der häufigsten Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Zu welchem Zeitpunkt Folgeerkrankungen von Bluthochdruck auf die Gesundheit auftreten, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und lässt sich daher nicht pauschal vorhersagen.

Grundsätzlich kann auch eine geringe Erhöhung des Blutdrucks über die normalen bzw. gesunden Werte hinaus, langfristig gesundheitliche Folgen für den Körper haben. Je höher die Blutdruckwerte sind und je länger der Bluthochdruck unbehandelt bleibt, desto schwerwiegender können diese Auswirkungen sein.

Bluthochdruck ist gleichzeitig der wichtigste und der am besten beeinflussbare Risikofaktor für die Herz-Kreislauf-Mortalität. Weitere Faktoren, die das Gesamtrisiko einer schwerwiegenden Folgeerkrankung beeinflussen, sind erbliche Veranlagung, das Alter, der Lebensstil und mögliche Begleiterkrankungen. Das Zusammenspiel der verschiedenen Faktoren ist komplex. Faktoren, die Bluthochdruck begünstigen, wirken sich meist auch begünstigend auf Erkrankungen wie Diabetes mellitus (Typ 2), Fettstoffwechselstörungen oder Adipositas aus, welche wiederum Risikofaktoren für Folgeschäden darstellen. Obwohl diese Zusammenhänge wenig erbauend klingen, beinhalten sie jedoch großes Potenzial: durch Eigenverantwortung wie z. B. eine gesunde Lebensweise lassen sich Bluthochdruck, Diabetes mellitus und/oder Übergewicht langfristig positiv beeinflussen.

Welche Folgeerkrankungen sind bei Hypertonie möglich?

Das Gefährliche an Bluthochdruck ist, dass er zunächst oft keine Symptome hervorruft, aber dennoch langfristig viele Organe schädigen kann. Zunächst sind dabei die Blutgefäße direkt betroffen, die dem hohen Blutdruck unmittelbar standhalten müssen. Auch das Herz ist betroffen, weil es gegen einen erhöhten Druck arbeiten muss. Weitere Folgeerkrankungen entstehen in anderen Organsystemen z. B. durch eine bluthochdruckbedingte Schädigung der Blutgefäße, die das jeweilige Organ versorgen.

Die häufigsten Schäden durch Bluthochdruck entstehen an den:

  • Blutgefäßen

  • Herzgefäßen und dem Herzen

  • Gehirn-versorgenden Gefäßen und im Gehirn

  • Nieren

  • Augen

Bluthochdruck: Folgen für Blutgefäße

Bluthochdruck wirkt sich vor allem auf die Arterien und Arteriolen aus, also die größeren und kleineren Gefäße, die das Blut vom Herzen weg leiten. Zu den wichtigsten Folgen von Bluthochdruck im Bereich der Gefäße zählen:

  • Arteriosklerose: ist Oberbegriff für die Verhärtung der Arterienwand aus unterschiedlichen Gründen. Die häufigste Form ist die Atherosklerose. Gesunde Arterien sind elastisch, sie können sich erweitern und wieder zusammenziehen, während das Herz Blut durch den Körper pumpt. Sind die Blutgefäße aber über längere Zeit hinweg erhöhten Blutdruckwerten ausgesetzt, dann kommt es zu Mikroverletzungen im Bereich der Gefäßwände, wodurch diese rauer, dicker und starrer werden. An diesen Stellen können sich Ablagerungen leichter festsetzen und so entsteht Arteriosklerose, umgangssprachlich Gefäßverkalkung genannt. Durch die Ablagerungen werden die Gefäße einerseits enger in ihrem Durchmesser, andererseits nochmals starrer. Da die Arterien mit zunehmender Steifigkeit Ihre Funktion verlieren (elastische Reaktion auf die Druckwelle des Blutstroms), muss das Blut infolgedessen gegen einen noch höheren Widerstand durch die Gefäße gepumpt werden. Dadurch steigt der Blutdruck weiter an.

  • Aortenaneurysma: Bleibt Bluthochdruck über längere Zeit unbehandelt, kann sich in Einzelfällen die Aorta (Körperschlagader) an einer Stelle erweitern und dort eine Aussackung bilden, die man Aortenaneurysma nennt. Das verursacht zunächst keine Beschwerden. Es besteht aber die Gefahr, dass das Aneurysma reißt, was eine lebensbedrohliche Situation darstellt, da die Aorta die zentrale Arterie des Körpers.

  • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (Schaufensterkrankheit): Wenn die Arterien in den Beinen durch Arteriosklerose verengt sind, wird das Gewebe dort, wie z. B. die Muskulatur oder die Haut, nur unzureichend durchblutet. Das bedeutet, die Versorgung mit Sauerstoff und der Stofftransport sind gestört. Dadurch ist die Beinmuskulatur weniger leistungsfähig. Weitere Symptome können sein: eine schlechte Wundheilung, blasse und kühle Haut oder Potenzprobleme. Zudem können Schmerzen auftreten, im Anfangsstadium meist nur bei Belastung, in späteren Stadien hingegen auch in Ruhe.

Bluthochdruck: Folgen für Herz

Eine direkte Folge von Bluthochdruck ist, dass das Herz stärker arbeiten muss. Es muss unter erhöhtem Kraftaufwand Blut in die Blutgefäße pumpen, wodurch sich der Herzmuskel zunächst an die Mehrbelastung anpasst, indem er wächst (der Herzmuskel verdickt) – man spricht auch von einer Herzhypertrophie (Herzvergrößerung). Was zunächst eine sinnvolle Anpassung ist, kann mit der Zeit zu weiteren Problemen führen: mit der Verdickung geht häufig ein „Umbau“ des Muskelgewebes einher. Es wird vermehrt Bindegewebe eingelagert und dies führt zu einer zunehmenden Steifigkeit des Herzmuskels. Der verdickte Herzmuskel kann sich weniger gut entspannen und in der Diastole nicht mehr ausreichend mit Blut füllen. Hinzu kommt, dass es ab einer gewissen Größe des Herzmuskels immer schwieriger wird, diesen mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen.

Unbehandelt kann Bluthochdruck diese Folgen für das Herz haben:

  • Herzschwäche (Herzinsuffizienz): Durch die dauerhafte Überlastung kann das Herz mit der Zeit schwächer werden bis hin zur sogenannten (chronischen) Herzinsuffizienz. Das macht sich beispielsweise bemerkbar durch Beschwerden wie Atemnot, verminderte Leistungsfähigkeit oder auffällige Wassereinlagerungen in den Füßen, Knöcheln oder Handgelenken (Ödemen). Außerdem kann eine Herzinsuffizienz die Entstehung von Blutgerinnseln (Thromben) fördern. Wenn sich ein solches Blutgerinnsel löst und an einer anderen Stelle ein Gefäß verschließt, kommt es beispielsweise zu einem Schlaganfall (Gefäßverschluss im Gehirn) oder einer Lungenembolie (Gefäßverschluss in der Lunge).

  • Koronare Herzkrankheit: Sind die Herzkranzgefäße (die Gefäße, die das Herz selbst mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen) von Arteriosklerose betroffen, kann sich eine koronare Herzkrankheit entwickeln. Der Herzmuskel erhält durch die Minderdurchblutung weniger Sauerstoff und Nährstoffe. Bei Belastung wird das Herz also nicht ausreichend versorgt und es kann zu einem brennenden oder drückenden Gefühl in der Brust oder zu Luftnot kommen.

  • Herzinfarkt: Bildet sich ein Blutgerinnsel und verschließt plötzlich eines der (womöglich verengten) Herzkranzgefäße, dann kann das Herz in dem betroffenen Bereich nicht mehr mit Blut versorgt werden und es kommt zu einem Absterben von Gewebe. Ein Herzinfarkt ist eine Notfallsituation und bedarf schnellstmöglich medizinischer Behandlung. Typische Symptome

    eines Herzinfarktes sind bei Männern und Frauen verschieden. Zu den klassischen Symptomen gehören ein sehr intensiver, nach links ausstrahlender Schmerz (linker Arm, linke Hals- oder Rückenseite), Atemnot, Blässe und kalter Schweiß, Übelkeit und Schwindel bis hin zu Bewusstlosigkeit. Die Symptome bei Frauen sind häufig weniger eindeutig, der typische Brustschmerz kann fehlen oder deutlich schwächer ausgeprägt sein. Stattdessen können ein Druck- bzw. Engegefühl, Schweißausbrüche, Rückenschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Schmerzen im Oberbauch und ein Ziehen in den Armen, sowie eine plötzlich einsetzende unerklärliche Müdigkeit auftreten.

Symptome eines Herzinfarktes als Folge von Bluthochdruck

Bluthochdruck: Folgen für Gehirn

Dauerhaft hoher Blutdruck kann auch schwerwiegende Folgen im Gehirn verursachen. Unter anderem sind bei Hypertonie diese Folgeerkrankungen möglich:

  • Schlaganfall: Ein Schlaganfall liegt vor, wenn die Blutversorgung in einem Teil des Gehirns plötzlich unterbrochen wird, beispielsweise weil ein Blutgerinnsel ein Gefäß verlegt. Genauso wie bei einem Herzinfarkt, ist rasches medizinisches Eingreifen erforderlich, weil der betroffene Gehirnbereich sonst dauerhaft geschädigt werden kann.

  • Gehirnblutung: Bluthochdruck kann das Platzen von Blutgefäßen im Gehirn begünstigen. Durch die Blutung steigt der Druck im Gehirn oft stark an, was in den betroffenen Hirnarealen schwerwiegende, möglicherweise irreversible Schäden auslösen kann.

  • Demenz: Bluthochdruck kann die kleinen Hirngefäße schleichend schädigen. Das kann eine sogenannte vaskuläre Demenz zur Folge haben, bei der die geistigen Fähigkeiten zunehmend schlechter werden.

Bluthochdruck: Folgen für Nieren

Zu den möglichen Folgen von Bluthochdruck zählen auch Beeinträchtigungen der Nieren. Sind die Nierenarterien oder die kleinsten Blutgefäße von bluthochdruckbedingten Gefäßschädigungen oder -veränderungen durch Arteriosklerose betroffen, führt dies zu einer mangelhaften Blutversorgung der Nieren. Im schlimmsten Fall kann es so zu einer eingeschränkten Nierenfunktion oder einer chronischen Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) kommen.

Umgekehrt kann Bluthochdruck auch die Folge einer Nierenerkrankung sein. Denn die Nieren regulieren über ein spezielles Hormonsystem die Aufrechterhaltung des Blutdrucks über den Wasser- und Elektrolythaushalt. Können die Nieren ihre Funktionen nicht mehr ausführen, dann können die hormonellen Regelkreise aus dem Takt geraten. Wenn sich infolgedessen ein Bluthochdruck entwickelt, handelt es sich um eine sekundäre Hypertonie.

Bluthochdruck: Folgen für Augen

Erhöhter Blutdruck kann auf Dauer die Netzhaut der Augen schädigen – dann liegt eine sogenannte hypertensive Retinopathie vor. Sie äußert sich erst im späteren Krankheitsverlauf durch eine abnehmende Sehschärfe oder Gesichtsfeldausfälle. Die Seheinschränkungen können sich, im Falle einer frühzeitigen Feststellung – wenn diese Schädigungen nicht zu weit fortgeschritten sind bei Normalisierung des Blutdrucks ganz oder teilweise wieder zurückbilden.

Wie lassen sich die schädlichen Auswirkungen von Bluthochdruck vermeiden?

Die schädlichen Folgen von zu hohem Blutdruck stellen sich meist nicht sofort, sondern im Laufe von Monaten, Jahren oder Jahrzehnten ein. Durch eine konsequente Behandlung des Blutdrucks (und möglicher anderer Erkrankungen) lassen sie sich in der Regel verhindern oder zumindest deutlich hinauszögern.

Um erhöhten Blutdruck zu senken, ist meist ein Bündel an Maßnahmen erforderlich: Dazu zählen Lebensstiländerungen wie mehr Bewegung oder eine gesündere Ernährung, bei Bedarf eine Gewichtsabnahme und ein Rauchstopp. Durch Lebensstilmaßnahmen lässt sich erhöhter Blutdruck langfristig auf natürliche Weise senken. Ab Hypertonie Grad 1 oder bei einem hohen individuellen Risiko sind zusätzlich Medikamente nötig, sogenannte Blutdrucksenker. Wenn sich der Blutdruck nur sehr schwer kontrollieren lässt, kann es sinnvoll sein, sich an spezialisierte Mediziner:innen (Hypertensiologen) zu wenden.

Maßnahmen zur Behandlung von Bluthochdruck

Begleitend zur Therapie sollten Menschen mit Bluthochdruck ihren Blutdruck regelmäßig selbst messen, um sicherzugehen, dass er richtig eingestellt ist. Eine gelegentliche Blutdruckmessung ist übrigens auch für Menschen ohne diagnostizierte Hypertonie sinnvoll, wie z. B. im Rahmen der regelmäßigen Check-ups oder Vorsorgeuntersuchungen.

Wichtig ist es auch, mögliche Begleiterkrankungen wie Diabetes, Adipositas oder erhöhte Blutfette konsequent zu behandeln. Denn diese stellen zusätzliche Risikofaktoren dar und erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Folgeerkrankungen.

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