Steigen die Blutdruckwerte plötzlich massiv an, dann sprechen Mediziner:innen von einer hypertensiven Krise oder hypertensiven Entgleisung. Häufig sind Menschen betroffen, die bereits erhöhte Blutdruckwerte haben. Eine Blutdruckkrise ist in den meisten Fällen ungefährlich, kann sich aber eventuell zu einem medizinischen Notfall entwickeln. Lesen Sie hier, wie es zu einer hypertensiven Krise kommen kann, welche Warnzeichen darauf hindeuten können und wie Sie richtig reagieren.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei einer hypertensiven Krise steigt der Blutdruck sehr schnell und stark an.
  • Eine hypertensive Krise liegt bei Blutdruckwerten von 180/240 – 110/120 mmHg vor.
  • Man unterscheidet in eine hypertensive Entgleisung ohne Notfall-Charakter und einen hypertensiven Notfall.
  • Ein hypertensiver Notfall äußert sich durch den plötzlichen Blutdruckanstieg und gleichzeitig auftretenden Symptome wie starke Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Erbrechen, Sehstörungen, Atemnot, Krampfanfälle oder Lähmungserscheinungen und sollte schnell medizinisch behandelt werden.
  • Zur Vermeidung von hypertensiven Krisen sollte ggf. der Lebensstil (Bewegung, Ernährung, Stress, Gewicht) angepasst und der Blutdruck regelmäßig mithilfe eines Blutdruckmessgerätes und eines Blutdrucktagebuchs selbst überwacht werden.

Definition: Was ist eine hypertensive Entgleisung?

Bluthochdruck (Hypertonie) ist, langfristig betrachtet, ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko, bereitet aber zunächst jahrelang kaum Beschwerden. Anders ist es, wenn der Blutdruck innerhalb kurzer Zeit sehr stark ansteigt. Dann handelt es sich um eine hypertensive Krise, auch hypertensive Entgleisung oder Blutdruckkrise genannt. Eine hypertensive Krise kann durch spezifische Symptome begleitet werden und stellt dann eine akute Gesundheitsgefahr dar.

Prof. Dr. Reinhard Fünfstück, Nephrologe, Hypertensiologe, Diabetologe und Regionalbeauftragter der Deutschen Hochdruckliga für Thüringen sagt:

Dieser plötzliche, deutliche Blutdruckanstieg, der kann aber auch ausgelöst sein, wenn man zum Beispiel vergessen hat seine Medikamente einzunehmen oder wenn Störungen im Ernährungsverhalten auftreten. Diese Situation ist problematisch, weil sie zu einer deutlichen Belastung des Gefäßsystems führt und eine hypertensiven Krise ist aus ärztlicher Sicht ein Notfall.

Wichtig ist es in diesem Zusammenhang, zwischen einer hypertensiven Entgleisung ohne Notfall-Charakter und einem hypertensiven Notfall zu unterscheiden:

  • Bei einer hypertensiven Entgleisung oder Krise stellt zunächst keinen Notfall dar. Es können zwar Beschwerden wie leichte Kopfschmerzen oder generelles Unwohlsein auftreten, die Gesundheit ist aber nicht akut gefährdet. Innerhalb von rund 30 Minuten sinkt der Blutdruck spontan wieder ab.

  • Ein hypertensiver Notfall liegt vor, wenn eine hypertensive Krise von Beschwerden wie starken Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Erbrechen, Sehstörungen, Atemnot, Krampfanfällen oder Lähmungserscheinungen begleitet wird. Der stark erhöhte Blutdruck schädigt Blutgefäße und Organe, besonders gefährdet sind die Nieren und das Gehirn. In dieser Situation ist ein rasches medizinisches Eingreifen erforderlich, um weitere Gesundheitsschäden zu verhindern.

Gut zu wissen

Es gibt keinen absoluten Schwellenwert, ab wann es sich um eine hypertensive Krise handelt. Nach üblichen Definitionen kann bei Blutdruckwerten von mehr als 180 mmHg systolisch und mehr als 120 mmHg diastolisch eine hypertensive Entgleisung vorliegen. Entscheidend sind aber nicht so sehr die absoluten Werte, sondern wie plötzlich der Blutdruck ansteigt und wie groß der Unterschied zum Ausgangswert ist. Das bedeutet: Bei Menschen mit chronisch erhöhtem Blutdruck kann der Schwellenwert für eine hypertensive Krise höher liegen als bei Menschen mit sonst normalen Blutdruckwerten (180-240/110-120 mmHG).

Hypertensive Krise: Was sollten Sie jetzt tun?

In den meisten Fällen besteht bei einem kurzfristigen Blutdruckanstieg keine unmittelbare Gefahr für die Gesundheit. Eine hypertensive Krise kann aber in eine hypertensive Notfall-Situation übergehen. Bewahren Sie zunächst Ruhe, legen sie sich hin und messen Sie nach 15 bis 30 Minuten erneut den Blutdruck. Sollte er unverändert oben bleiben, holen Sie zeitnah ärztlichen Rat ein. Halten Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin telefonisch Rücksprache, suchen Sie eine Arztpraxis auf oder, falls das nicht möglich sein sollte, die Ambulanz eines Krankenhauses.

Falls Sie starke Beschwerden wie beispielsweise Atemnot, Brustschmerzen, Krampfanfälle, Sehstörungen, starke Kopfschmerzen und Übelkeit haben, rufen Sie unverzüglich den Rettungsdienst unter der Nummer 112.

Welche Ursachen kann eine hypertensive Entgleisung haben?

Die Ursachen für eine hypertensive Entgleisung lassen sich zumeist nicht eindeutig feststellen. Eine hypertensive Krise tritt in der Regel im Zusammenhang mit einem bereits bestehenden Bluthochdruck (Hypertonie) auf. Häufig haben Patient:innen ihre blutdrucksenkenden Medikamente vergessen, abgesetzt oder reduziert. Doch auch andere Risikofaktoren und Ursachen können einen Blutdruckanstieg und somit eine hypertensive Krise auslösen oder begünstigen, wie etwa

  • Medikamente: Blutdruckerhöhend wirken beispielsweise bestimmte Schmerzmittel oder Antirheumatika. Bestimmte Arzneimittel aus der Gruppe der Antidepressiva (sogenannte MAO-Hemmer) können gemeinsam mit tyraminhaltigen Lebensmitteln wie Rotwein oder Käse eine hypertensive Krise auslösen.

  • Pflanzliche Wirkstoffe: Ein übermäßiger Verzehr von Lakritz (Süßholzwurzel) kann stark blutdruckerhöhend wirken.

  • Stimulanzien: Vor allem Substanzen wie Kokain oder Amphetamine sind mit einem hohen Risiko für eine hypertensive Entgleisung verbunden.

  • Psychische Ursachen: Eine hypertensive Krise kann auch durch große Aufregung, Stress oder Angst ausgelöst oder begünstigt werden.

Hypertensive Krise bei normalen Blutdruckwerten: Mögliche Ursachen

Tritt eine hypertensive Krise bei Menschen auf, die zuvor normale Blutdruckwerte hatten, dann liegt die Ursache meist in einer anderen Erkrankung. Beispielsweise kann eine akute Nierenerkrankung oder ein Tumor der Nebenniere (Phäochromozytom) eine plötzliche Blutdruck-Entgleisung auslösen. Manchmal tritt eine hypertensive Krise auch als Komplikation während einer Schwangerschaft auf.

Wenn Sie Fragen zum Umgang mit hypertensiven Krisen haben oder wenn Sie unsicher bzgl. Ihrer Medikation sind, lassen Sie sich durch unsere pharmazeutische Videoberatung, spezialisiert auf Bluthochdruck, persönlich beraten. Wir beantworten gerne Ihre Fragen und informieren Sie anschaulich, damit Sie sich sicher fühlen können.

Frau nimmt an Videoberatung teil

Welche Symptome sind bei einer hypertensiven Krise möglich?

Während chronischer Bluthochdruck oft keine oder nur unspezifische Beschwerden hervorruft, macht sich eine hypertensive Krise meist durch mehr oder weniger deutliche Symptome bemerkbar. Folgende Beschwerden können auftreten:

  • Leichte Kopfschmerzen

  • Schwindelgefühl

  • Nasenbluten

  • Ohrensausen

  • Schweißausbrüche, Hitzewallungen

Die Beschwerden müssen aber nicht immer ausgeprägt sein. Gerade Menschen mit einem dauerhaft erhöhten Blutdruck bemerken bei einer hypertensiven Krise manchmal kaum Symptome, weil sich der Organismus auf die hohen Blutdruckwerte eingestellt hat.

Hypertensiver Notfall: Deutliche Beschwerden und Symptome

Im Unterschied dazu geht eine hypertensiver Notfall fast immer mit deutlichen Beschwerden einher. So kann es beispielsweise zu folgenden Symptomen kommen:

  • Starke Kopfschmerzen

  • Übelkeit, Erbrechen

  • Plötzliche Sehstörungen wie Doppelbilder oder verschwommenes Sehen

  • Schmerzen, Druck- oder Engegefühl im Brustbereich

  • Atemnot

  • Lähmungen oder Sprachstörungen

  • Krampfanfälle

  • Verwirrtheit, Bewusstseinstrübung, Lethargie

Bei Beschwerden dieser Art ist immer sofortige medizinische Hilfe erforderlich.

Hypertensive Krise: richtig reagieren

Behandlung eines hypertensiven Notfalls

Ein hypertensiver Notfall erfordert in der Regel eine umgehende medizinische Behandlung auf einer Überwachungs- oder Intensivstation. Die Therapie richtet sich nach dem Allgemeinzustand der Patientin oder des Patienten sowie nach bestehenden Hypertonie-bedingten Folgeerkrankungen oder möglichen Organschädigungen, bedingt durch den massiven Blutdruckanstieg. Daher wird das medizinische Personal zunächst eine Reihe an Untersuchungen durchführen, wie beispielsweise

  • Blut- und Harnuntersuchungen

  • EKG (Elektrokardiogramm)

  • Röntgen-Untersuchung des Brustkorbs

  • Ultraschall-Untersuchung der Lunge

  • Magnetresonanztomografie (MRT) des Gehirns

  • Nieren-Sonographie

Ziel ist stets eine Blutdrucksenkung. Es wird allerdings individuell entschieden, wie schnell und wie sehr der Blutdruck gesenkt werden darf. Damit soll eine Minderdurchblutung von Organen verhindert werden. Über eine Infusion werden hoch wirksame Medikamente kontrolliert verabreicht. Parallel dazu wird das medizinische Personal die Blutdruckwerte kontinuierlich überwachen und gegebenenfalls weitere Behandlungen einleiten, um den Gesundheitszustand des Patienten oder der Patientin zu stabilisieren.

Therapie einer hypertensiven Krise ohne Notfall-Charakter

Bei einer hypertensiven Krise ohne Notfall-Charakter bewahren Sie bitte Ruhe und legen Sie sich hin. Messen Sie den Blutdruck wiederholt nach 15 bis 30 Minuten. In den meisten Fällen wird er sich spontan gebessert haben. Sollte dies nicht der Fall sein – und Sie haben keine der genannten Symptome oder Beschwerden, sollte der erhöhte Blutdruck behutsam, aber effektiv unter ärztlicher Aufsicht gesenkt werden. Die Behandlung kann normalerweise ambulant stattfinden, beispielsweise in der Hausarzt-Praxis oder in der Ambulanz eines Krankenhauses. Meist erhalten Patient:innen rasch wirksame blutdrucksenkende Medikamente in Tablettenform. Sollten hypertensive Krisen häufiger auftreten, informieren Sie bitte Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, damit Ihre Medikamente, die Dosis oder das Einnahmeschema ggf. nochmal angepasst werden können.

Falls psychische Ursachen die hypertensive Krise ausgelöst haben, ist es wichtig, für Ruhe und Entspannung zu sorgen.

Hypertensiver Krise vorbeugen

Normalerweise lässt sich eine hypertensive Krise auf diese Weise rasch in den Griff bekommen. Wichtig ist die anschließende Nachsorge, um den Blutdruck langfristig zu stabilisieren und so weitere hypertensive Entgleisungen zu verhindern. Dazu kann es nötig sein, die Art und Dosis der Blutdrucksenker anzupassen und vielleicht auch den Lebensstil zu verändern: Mehr Bewegung, eine gesunde Ernährung, bei Bedarf eine Gewichtsreduktion sowie stressreduzierende Maßnahmen tragen dazu bei, den Blutdruck effektiv zu senken.

Selbstmessung und Überwachung: Wichtige Schritte bei der Blutdruckkontrolle

Zur laufenden Kontrolle der Einstellung sollten Menschen mit Bluthochdruck ihre Blutdruckwerte regelmäßig selbst messen. Die Kosten für die Anschaffung eines Blutdruckmessgeräts übernehmen meist die Krankenkassen. Eventuell wird der Arzt oder die Ärztin zusätzlich eine 24-Stunden-Langzeitblutdruckmessung in die Wege leiten. So lässt sich sicherstellen, dass der Blutdruck wirklich gut eingestellt ist und keine Blutdruckspitzen auftreten, die bei Einzelmessungen vielleicht übersehen werden. Führen Sie idealerweise ein Blutdrucktagebuch und notieren Sie sich hypertensive Krisen oder Situationen, die Ihren Blutdruck beeinflusst haben. So gewinnen Sie ein Verständnis für Ihren Körper und sehen das Ergebnis einer erfolgreichen Behandlung.

  • Blut- und Harnuntersuchungen

  • EKG (Elektrokardiogramm)

  • Röntgen-Untersuchung des Brustkorbs

  • Ultraschall-Untersuchung der Lunge

  • Magnetresonanztomografie (MRT) des Gehirns

  • Nieren-Sonographie

Ziel ist stets eine Blutdrucksenkung. Es wird allerdings individuell entschieden, wie schnell und wie sehr der Blutdruck gesenkt werden darf. Damit soll eine Minderdurchblutung von Organen verhindert werden. Über eine Infusion werden hoch wirksame Medikamente kontrolliert verabreicht. Parallel dazu wird das medizinische Personal die Blutdruckwerte kontinuierlich überwachen und gegebenenfalls weitere Behandlungen einleiten, um den Gesundheitszustand des Patienten oder der Patientin zu stabilisieren.

  • Bopp., A., Herren, T., Matter, H., Wyder, D. & Rudiger, A. (2021). Die hypertensive Krise. Unterschiedliche Behandlungen bei hypertensiver Gefahrensituation und hypertensivem Notfall. Swiss Medical Forum 21 (4142), 702 – 711.
  • Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) & European Society of Cardiology (ESC) (Hrsg.). (2018). ESC/ESH Pocket Guidelines Management der arteriellen Hypertonie. Börm Bruckmeier Verlag.
  • Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL (Hrsg.). (2019). Patientenleitfaden Bluthochdruck. https://www.hochdruckliga.de/fileadmin/downloads/patienten/leitfaden/TW-Patientenleitlinien2019-Internet.pdf
  • European Society of Cardiology (ESC) & European Society of Hypertension (ESH) (2018) (Hrsg). ESC/ESH Guidelines for the management of arterial hypertension. Journal of Hypertension 36 (10), 1953 – 2041. https://doi:10.1097/HJH.0000000000001940
  • Wenzel, R., Slany, J., Weber, T., Zweiker, R. & Watschinger, B. (2014). Hypertensiver Notfall – hypertensive Entgleisung (Krise). Journal für Hypertonie – Austrian Journal of Hypertension 18 (3), 97 – 100.

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