Ursächlich für einen Diabetes Typ 2 ist eine genetische Veranlagung. Diese allein entscheidet aber nicht über den Ausbruch der Erkrankung. Vielmehr gibt es bekannte Risikofaktoren, die Diabetes Typ 2 auslösen können. Hierzu zählen vor allem ein ungesunder Lebensstil mit ballaststoffarmer und fettreicher Ernährung, Bewegungsmangel und Nikotinkonsum. Im Folgenden erfahren Sie mehr über die Ursachen, die verschiedenen auslösenden Faktoren und wie sie diese teils selbst aktiv beeinflussen können.

Das Wichtigste in Kürze

  • Diabetes Typ 2 ist eine Stoffwechselerkrankung, der eine Insulinresistenz zugrunde liegt.
  • Risikofaktoren sind neben einer Erbanlage v. a. starkes Übergewicht und körperliche Inaktivität.
  • Durch eine gesundheitsbewusste Lebensweise kann das Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes gesenkt werden.

Wodurch wird ein Diabetes Typ 2 ausgelöst?

Bei einem Diabetes Typ 2 handelt es sich um eine Erkrankung des Zuckerstoffwechsels, die auf einer Insulinresistenz basiert. Das Hormon Insulin spielt hierbei eine tragende Rolle. Insulin wird in den Langerhans-Inseln der Bauchspeicheldrüse produziert, einem Drüsenorgan im mittleren Oberbauch. Angeregt durch eine Mahlzeit schüttet die Bauchspeicheldrüse Insulin aus, das ins Blut gelangt. Durch die Wirkung von Insulin wird der Zucker aus der Nahrung als Kraftstoff für unseren Körper in die Zellen aufgenommen. Reagieren die Körperzellen weniger empfindlich auf das Insulin im Blut, kann nur eine unzureichende Menge an Zucker aufgenommen werden. Dies nennt man Insulinresistenz. Parallel dazu steigt die Konzentration des Zuckers im Blut an. Die Insulinresistenz ist die Ursache dafür, dass die Bauchspeicheldrüse zu Beginn der Erkrankung immer mehr Insulin produziert, um den Blutzucker wieder auf Normalniveau zu bringen. Dies führt nach und nach zu einer Erschöpfung der Betazellen und ein Insulinmangel kann im weiteren Verlauf von Typ-2-Diabetes entstehen (sekundärer Insulinmangel). Während die Insulinproduktion des Körpers mit der Zeit also abnimmt, bleibt die Insulinresistenz weiter bestehen.

übergewichtig bei diabetes typ 2

Diabetes Typ 2: Ursachen für Folgeerkrankungen

Im Gegensatz dazu ist Typ-1-Diabetes eine Autoimmunerkrankung. Durch eine Fehlregulation werden vom körpereigenen Immunsystem die Beta Zellen im Pankreas angegriffen und zerstört. Insulin kann nicht mehr produziert werden (primärer Insulinmangel). Diabetes Typ 1 macht sich in der Regel schnell bemerkbar durch Symptome wie ständiger Durst, häufiger Harndrang und stetige Müdigkeit. Dagegen bleibt ein Typ-2-Diabetes meist lange Zeit unentdeckt. Die Symptome entwickeln sich schleichend und bis zur Diagnosestellung können sich bereits Folgeerkrankungen aufgrund des dauerhaft zu hohen Blutzuckerwertes entwickelt haben. Diese bestehen in der Schädigung von kleinen Gefäßen (sogenannte Mikroangiopathien). Betroffen sind grundsätzlich alle Gefäße. Besonders gravierend sind jedoch Schädigungen der Gefäße der Netzhaut (Retina) des Auges mit der Gefahr der Erblindung, der Nieren mit der Gefahr des Nierenversagens sowie des Herzens mit der Gefahr des Herzinfarktes.

Erste Anzeichen sollten daher rechtzeitig abgeklärt werden, um eine frühzeitige Diagnose von Diabetes Typ 2 zu gewährleisten. Nutzen Sie für eine unkomplizierte Abklärung neu aufgetretener Symptome unseren Symptomchecker.

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Begleitende Ursachen eines Diabetes Typ 2

Die Forschung geht heutzutage davon aus, dass die Insulinresistenz bei Typ-2-Diabetes vererbbar ist. Zusätzlich gibt es begleitende Ursachen, die eine große Rolle bei der Entstehung eines Diabetes Typ 2 spielen. Dabei wird zwischen beeinflussbaren und nicht beeinflussbaren Risikofaktoren unterschieden, die den Ausbruch der Erkrankung begünstigen können. Zu letzteren zählen ein höheres Alter, Medikamente, die den Zuckerstoffwechsel beeinflussen, hormonelle Erkrankungen oder ein Diabetes in der Schwangerschaft. Selbst Einfluss nehmen können Menschen mit Diabetes Typ 2 hingegen auf Faktoren wie Übergewicht und Ernährungsgewohnheiten sowie das Aktivitäts- und Rauchverhalten.

Gut zu wissen

Diabetes Typ 2 entwickelt sich typischerweise über Jahre hinweg aus seiner Vorstufe heraus, dem so genannten Prädiabetes. Bei einem Prädiabetes liegen die Blutzuckerwerte noch unter dem kritischen Diagnosewert, die Regulation des Blutzuckerspiegels ist jedoch bereits beeinträchtigt.

Nicht beeinflussbare Risikofaktoren

  • Vererbung: Die genetische Veranlagung spielt bei einem Diabetes Typ 2 eine wesentliche Rolle. Sind Verwandte ersten Grades, also Vater oder Mutter, an Diabetes Typ 2 erkrankt, so steigt das Erkrankungsrisiko der Nachkommen auf bis zu 60 Prozent. Sind beide Elternteile betroffen, liegt der Wert sogar zwischen 70 und 80 Prozent. Menschen mit engen Verwandten, die an einem Typ-2-Diabetes erkrankt sind, werden regelmäßige Screening-Untersuchungen empfohlen. Auf diese Weise kann eine mögliche eigene Diabetes-Erkrankung rechtzeitig erkannt und bei entsprechender Diagnose zeitnah mit der Behandlung begonnen werden.

Toralf Schwarz, Facharzt für Innere Medizin, Schwerpunkt Diabetologie sagt:

Wir bekommen von unseren Eltern Veranlagungen mit, die beeinflussen, wie wir mit Energie umgehen. Das hat uns in den letzten 10.000 Jahren geholfen, mit Hungersituationen und Hungerphasen besser zurechtzukommen. Diejenigen mit der Eigenschaft Energie sozusagen besser zu verwerten, sind heute leider diejenigen, die bei einem Überangebot an Energie und wenig körperlicher Aktivität eher einen Diabetes entwickeln können.

  • Alter: Der Diabetes Typ 2 wurde früher umgangssprachlich als „Altersdiabetes“ oder „Alterszucker“ bezeichnet, da das absolute Typ-2-Diabetesrisiko mit dem Alter ansteigt. So beträgt das mittlere Alter bei Erstdiagnose über 60 Jahre. Heutzutage wird ein ungesunder Lebensstil mit einem Überangebot an fettreicher und kohlenhydratarmer Nahrung in Kombination mit mangelnder körperlicher Aktivität bereits oftmals schon in jungen Lebensjahren gelebt. Daher ist in den letzten Jahren ein deutlicher Anstieg an Typ-2-Diabetes im Kindheits- und Jugendalter zu vermerken.

  • Medikamente, hormonelle Erkrankungen und Schwangerschaftsdiabetes: Bei hoher Dosierung und langfristiger Anwendung von Korticosteroiden (“Kortison”) können diese die Entstehung einer Insulinresistenz begünstigen und dienen somit als Ursache für Diabetes Typ 2. Daher führen Ärztinnen und Ärzte wiederholte Blutzuckertests vor und während einer Therapie mit Kortikosteroiden durch. Auch bestimmte hormonelle Erkrankungen, wie z. B. das polyzystische Ovarialsyndrom, erhöhen das Erkrankungsrisiko deutlich. Bei einigen Frauen entwickelt sich während der Schwangerschaft ein Schwangerschaftsdiabetes. Dieser verschwindet bei einem großen Teil nach der Geburt aber wieder. Allerdings steigt das Risiko, dass die Mütter im weiteren Verlauf Diabetes Typ 2 entwickeln. Auch hier helfen regelmäßige Screeninguntersuchungen, eine Störung des Blutzuckers frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Beeinflussbare Risikofaktoren

Erfreulicherweise können Menschen mit erhöhtem Diabetes-Risiko, einem bereits bestehenden Diabetes Typ 2 oder einem Prädiabetes auf einige Faktoren selbst großen Einfluss nehmen. Damit lassen sich ein Ausbruch und ein Fortschreiten der Erkrankung verhindern.

  • Übergewicht: Adipositas (Fettleibigkeit) ist der Hauptrisikofaktor für Typ-2-Diabetes. Die Mehrheit der Menschen mit Diabetes Typ 2 ist übergewichtig oder fettleibig. Bei fettleibigen Personen setzt das Fettgewebe vermehrt u. a. nicht veresterte Fettsäuren, Glycerin, Hormone und proinflammatorische Zytokine frei, die an der Entwicklung einer Insulinresistenz beteiligt sind. Wenn die Insulinresistenz mit einer Funktionsstörung der Betazellen der Bauchspeicheldrüse – der Zellen, die Insulin freisetzen – einhergeht, kann der Blutzuckerspiegel nicht mehr kontrolliert werden. Zur Klassifizierung von Übergewicht und Adipositas wird der Body Mass Index (BMI) herangezogen. Der BMI berechnet sich, indem das Körpergewicht durch das Quadrat der Körpergröße in Metern dividiert wird. Liegt der errechnete Wert zwischen 19 und 25 spricht man von Normalgewicht. Ab einem BMI von 30 beginnt die Fettleibigkeit, die sich in drei Klassen einteilen lässt. Eine Gewichtsabnahme verbessert die Insulinempfindlichkeit und die Glucosetoleranz und kann zudem den Insulinbedarf senken. Eine Gewichtsreduktion kann durch verschiedene Strategien erreicht werden, allen voran Lebensstilmaßnahmen (Diät und Bewegung), die Behandlung mit Arzneimitteln (Pharmakotherapie) oder im weit fortgeschrittenen Stadium der Adipositas durch einen chirurgischen Eingriff (Magenbypass oder Schlauchmagen).

  • Bewegungsmangel: Wer sich bewegt, verbrennt Energie, die mit der Nahrung aufgenommen wurde. Ohne Bewegung entsteht bei einer gleichbleibenden Nahrungszufuhr ein Kalorienüberschuss. Dieser macht sich in einem erhöhten Blutzuckerspiegel bemerkbar. Außerdem legt der Körper vermehrt Fettgewebe an, was zu Übergewicht oder im weiteren Verlauf sogar zu Fettleibigkeit führen kann. Damit erhöht sich parallel das Risiko, an einem Diabetes Typ 2 zu erkranken. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bewegen sich in Europa ein Drittel der Erwachsenen und sogar zwei Drittel der Jugendlichen zu wenig. Damit gilt Bewegungsmangel in Verbindung mit Übergewicht als eine der wesentlichen Ursachen für Typ-2-Diabetes. Mit einer individuellen Bewegungstherapie in Kombination mit einer Ernährungsumstellung kann daher ein positiver Einfluss auf die Entwicklung der Erkrankung genommen werden.

  • Ernährung: Die richtige Ernährung ist ein wichtiger Baustein bei der Diabetes-Therapie. Bestimmte Lebensmittel, wie Süßigkeiten und Weißmehlprodukte, lassen den Blutzuckerspiegel stark ansteigen und begünstigen langfristig eine Insulinresistenz. Auch die in Fertigprodukten enthaltenen künstlichen Geschmacksverstärker und der übermäßige Zuckergehalt in Getränken wie Limonade, Cola oder Energy Drinks erhöhen das Diabetes-Risiko und können in Verbindung mit Bewegungsmangel zu Übergewicht führen. Eine Umstellung auf eine ballaststoffreiche Kost, viel frisches Gemüse, ungesättigte Fettsäuren aus hochwertigen Pflanzenölen und Omega-3-Fettsäuren aus Fisch und Nüssen sind wichtige Säulen im Ernährungsplan bei einem Diabetes Typ 2. Eine Umstellung auf eine ballaststoffreiche Kost, viel frisches Gemüse, ungesättigte Fettsäuren aus hochwertigen Pflanzenölen und Omega-3-Fettsäuren aus Fisch und Nüssen sind wichtige Säulen im Ernährungsplan bei einem Diabetes Typ 2.

Toralf Schwarz, Facharzt für Innere Medizin, Schwerpunkt Diabetologie sagt:

Die Ernährung hat sich gewandelt. Wir nehmen mehr fertig produzierte und prozessierte Nahrungsmittel zu uns, die eine höhere Energiedichte haben. Das heißt, die Portion auf dem Teller sieht zwar klein aus, hat aber viel mehr Kalorien als die Portion, die vielleicht vor 50 Jahren auf dem Teller war.

  • Rauchen: Große Studien haben belegt, dass Raucherinnen und Raucher häufiger an Typ-2-Diabetes erkranken. Die medizinische Forschung geht davon aus, dass Nikotin sowohl Einfluss auf den Blutzuckerspiegel ausübt, als auch die Insulin-Ausschüttung der Beta-Zellen im Pankreas beeinflusst. Bei einem bereits bestehenden Diabetes Typ 2 fördert Zigarettenkonsum das Risiko für Folgeerkrankungen, denn das im Tabak enthaltene Nikotin begünstigt ebenso wie ein dauerhaft erhöhter Blutzucker Durchblutungsstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle. Ein bewusster Verzicht auf Nikotin ist somit ein wichtiger Parameter in der Prävention und der Behandlung des Typ-2-Diabetes.

Gut zu wissen

Eine Bewegungs- und Ernährungstherapie stellt die Basis-Behandlung von Typ- 2- Diabetes dar, deren oberstes Ziel eine Gewichtsreduktion ist.

  • Nationale Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes, 2. Auflage, Version 1, Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, 2021
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