Das metabolische Syndrom liegt vor, wenn mehrere Risikofaktoren bzw. Krankheitsbilder gleichzeitig auftreten. Dazu gehören Übergewicht, Bluthochdruck und Störungen des Zucker- und Fettstoffwechsels. Damit steigt das Risiko für eine Reihe von Folgeerkrankungen wie auch für Diabetes Typ 2. Lesen Sie hier, was das metabolische Syndrom kennzeichnet, erfahren Sie mehr über Diagnose und Behandlung sowie über die Prävention durch eine angepasste Lebensweise.

Das Wichtigste in Kürze

  • Das metabolische Syndrom bezeichnet keine eigenständige Krankheit, sondern das gemeinsame Auftreten von Übergewicht, Bluthochdruck, Zuckerstoffwechselstörung und Fettstoffwechselstörung.  
  • Das Zusammenspiel dieser Faktoren begünstigt das Auftreten schwerwiegender Folgeerkrankungen, insbesondere Diabetes Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 
  • Das metabolische Syndrom wird definiert durch Zentraladipositas (Bauchfettsucht) und das Vorliegen von mindestens zwei der folgenden Kriterien: erhöhte Triglyceride im Blut, niedriges HDL-Cholesterin, erhöhter Blutdruck und erhöhter Nüchternblutzuckerspiegel. 
  • Zu den Risikofaktoren gehören falsche Ernährung, Bewegungsmangel, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, Stress, Schlafstörungen und bestimmte Erkrankungen oder die Einnahme bestimmter Medikamente. 
  • Die Behandlung des metabolischen Syndroms zielt darauf ab, die Hauptursachen wie Übergewicht, Bluthochdruck und Stoffwechselstörungen zu bekämpfen, oft durch Lebenstilveränderung mit Gewichtsreduktion, Ernährungsumstellung, Verzicht auf Alkohol mehr Bewegung und gegebenenfalls Medikamente.

Was ist das metabolische Syndrom?

Das metabolische oder metabolisch-vaskuläre Syndrom ist keine eigenständige Krankheit. Vielmehr handelt es sich dabei um das gemeinsame Auftreten mehrerer Erkrankungen oder Symptome, die oft miteinander in Verbindung stehen und die das Auftreten schwerer Folgeerkrankungen begünstigen. Zu diesem „tödlichen Quartett“, wie das metabolische Syndrom auch genannt wird, gehören: 

  • Übergewicht oder Fettleibigkeit (Adipositas) 
  • Bluthochdruck 
  • Zuckerstoffwechselstörung (Glukosetoleranzstörung, Typ-2-Diabetes) 
  • Fettstoffwechselstörung 
Merkmale von einem metabolischen Syndrom

Galten derartige gesundheitliche Beeinträchtigungen früher noch als Alterserscheinungen, so betreffen sie heute zunehmend auch jüngere Menschen. Obwohl eine genetische Veranlagung ebenfalls eine Rolle spielt, gelten vor allem Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung als Hauptfaktoren, die insbesondere mit der modernen westlichen Lebensweise einhergehen. Daher wird das metabolische Syndrom gelegentlich auch als „Wohlstandssyndrom“ bezeichnet. 

Dr. Cornelia Woitek, Fachärztin für Innere Medizin und Diabetologie mit diabetologischer Schwerpunktpraxis in Wurzen, sagt:

Der Begriff sagt zunächst aus, dass mehrere Organe, die am Stoffwechsel mitwirken, von den Symptomen, wie eben auch Überzuckerung, betroffen sind. Wenn der Stoffwechsel nicht richtig funktioniert, dann sind auch die Gefäße und Nieren vielfach betroffen. Das beeinflusst dann wiederum auch Nerven, Herz und Gehirn.

Grenzwerte des metabolischen Syndroms

Das metabolische Syndrom wird von der International Diabetes Federation (IDF), einer weltweit führenden Organisation im Bereich Diabetes, definiert. Es liegt vor, wenn zunächst Zentraladipositas (auch bekannt als Bauchfettsucht) vorliegt, die durch einen Taillenumfang von mehr als 94 cm für Männer und mehr als 80 cm für Frauen europäischer Herkunft gekennzeichnet ist.  

Zusätzlich müssen mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllt sein: 

  • Erhöhte Triglyceride im Blut (≥ 150 mg/dL): Triglyceride sind eine Art von Fett im Blutkreislauf. Hohe Triglyceridwerte können durch ungesunde Ernährung, Fettleibigkeit, Alkoholkonsum und Bewegungsmangel verursacht werden. Dies erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose (Verstopfung der Blutgefäße).

  • Niedriges HDL-Cholesterin (bei Männern < 40 mg/dL, bei Frauen < 50 mg/dL): HDL-Cholesterin ist das „gute“ Cholesterin, das hilft, überschüssiges Cholesterin aus den Arterien zu entfernen. Ein niedriger HDL-Cholesterinspiegel erhöht das Risiko für Arteriosklerose und weiteren Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

  • Erhöhter Blutdruck (systolischer Blutdruck ≥ 130 mm Hg oder diastolischer Blutdruck ≥ 85 mm Hg): Bluthochdruck, auch als Hypertonie bekannt, ist ein Zustand, bei dem der Druck in den Arterien dauerhaft erhöht ist. Dies führt zu einem erhöhten Risiko für verschiedene ernsthafte Gesundheitsprobleme, einschließlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall, Nierenerkrankungen, Augenprobleme und andere Komplikationen. Es ist wichtig, Bluthochdruck zu kontrollieren und zu behandeln, um das Risiko von Folgeerkrankungen zu reduzieren.

  • Erhöhter Nüchternblutzuckerspiegel (≥ 100 mg/dL): Der Nüchternblutzuckerspiegel ist der Blutzuckerspiegel nach einer achtstündigen Fastenperiode. Ein erhöhter Nüchternblutzuckerspiegel kann auf eine Insulinresistenz hinweisen, wodurch die Zellen weniger empfindlich auf das blutzuckersenkende Insulin reagieren und typischerweise zu hohen Blutzuckerwerten führen, die charakteristisch für Typ-2-Diabetes sind.

Anhand dieser Parameter können Gesundheitsfachkräfte das metabolische Syndrom frühzeitig erkennen und behandeln, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes zu verringern. 

Um die Diagnose stellen zu können, führt Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin eine Anamnese sowie eine körperliche Untersuchung durch und entnimmt eine Blutprobe, die im Labor auf Blutfettwerte, Blutzucker etc. untersucht wird.

Gut zu wissen

Zentralfettleibigkeit, gemessen am Taillenumfang, ist ein Hauptfaktor für das metabolische Syndrom. Das viszerale Fett (auch bekannt als das Bauchfett um die Organe) um die Taille herum ist besonders gefährlich, da es entzündungsfördernde Hormone und Botenstoffe produziert, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes erhöhen können. Ethnisch spezifische Taillenwerte sollten berücksichtigt werden; zum Beispiel gilt bei Männern asiatischer Herkunft bereits ein Taillenumfang von 90 cm als Grenzwert. 

Folgen des metabolischen Syndroms

Jede einzelne der Erkrankungen bzw. jedes einzelne Symptom, das zum metabolischen Syndrom zählt, steigert bereits für sich allein das Risiko verschiedener gesundheitlicher Folgen. Treten mehrere davon gemeinsam auf, dann verstärkt dies die Gefahr von Folgeerkrankungen noch weiter. Insbesondere steigert das metabolische Syndrom das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und für Diabetes Typ 2, aber auch für weitere Erkrankungen wie zum Beispiel eine nicht-alkoholische Fettleber. 

Personen mit dem metabolischen Syndrom erleiden etwa doppelt so häufig schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse wie Personen ohne das Syndrom. Ein wichtiger Grund hierfür ist eine zunehmende Arterienverkalkung bzw. Arteriosklerose aufgrund des gestörten Fettstoffwechsels. Dadurch entstehen Ablagerungen an den Wänden der Blutgefäße, die diese verengen. Die Folgen können Durchblutungsstörungen mit daraus resultierenden Organschäden bis hin zum Infarkt (plötzlicher Sauerstoffmangel im Herzmuskel durch einen verstopften Blutfluss) sein. Auch die koronare Herzerkrankung mit Herzschwäche und Herzinfarkt zählt zu den möglichen Folgen eines metabolischen Syndroms. 

Noch häufiger tritt als Folge ein Diabetes Typ 2 auf: Das Risiko, später an Typ-2-Diabetes zu erkranken, ist etwa fünfmal höher, wenn bereits die Diagnose des metabolischen Syndroms gestellt wurde. Dies erklärt sich aus den gemeinsamen Risikofaktoren Übergewicht, Bewegungsmangel und falscher Ernährung. Auch die Glukosetoleranzstörung, die viele Menschen mit metabolischem Syndrom haben, ist charakteristisch für einen Diabetes. Dabei bleibt der Blutzucker nach einer kohlenhydratreichen Mahlzeit für längere Zeit erhöht, weil die Zellen nicht mehr richtig auf Insulin reagieren (Insulinresistenz) und nicht ausreichend Zucker aus dem Blut aufnehmen. Der erhöhte Blutzucker zieht wiederum häufig Folgeerkrankungen wie eine Wundheilungsstörung oder Schäden an Nerven und Nieren nach sich.

Welche Ursachen hat das metabolische Syndrom?

Das metabolische Syndrom ist in den meisten Fällen die Folge einer ungesunden Lebensweise. Die wichtigsten Risikofaktoren sind: 

  • falsche Ernährung 
  • Bewegungsmangel 
  • hoher Salzkonsum 
  • Rauchen 
  • übermäßiger Alkoholkonsum 
  • zu viel oder andauernder Stress 
  • Schlafstörungen und Schlafmangel 

Daneben zählen auch verschiedene Erkrankungen sowie die Einnahme bestimmter Medikamente zu den Risikofaktoren für das metabolische Syndrom. Beispielsweise sind dies Erkrankungen von Leber und Nieren, Gallenstauungen oder eine schwere Schilddrüsenunterfunktion.  

Medikamente, die das Auftreten eines metabolischen Syndroms begünstigen können, sind unter anderem:

  • Kortikoide: Bestimmte Kortikosteroide wie Prednison oder Prednisolon, die häufig in höheren Dosen und über einen längeren Zeitraum zur Behandlung von Entzündungen oral eingenommen werden, können zu einer Gewichtszunahme führen, insbesondere im Bauchbereich, was ein charakteristisches Merkmal des metabolischen Syndroms ist.

  • Betablocker: Betablocker werden zur Senkung des Blutdrucks eingesetzt. Sie können den Stoffwechsel verlangsamen und den Blutzuckerspiegel erhöhen, was zu einer Gewichtszunahme beitragen kann.

  • Neuroleptika und Antidepressiva: Diese Medikamente werden zur Behandlung von psychischen Erkrankungen eingesetzt. Einige von ihnen können eine Gewichtszunahme als Nebenwirkung verursachen, was das Risiko für das metabolische Syndrom erhöhen kann.

  • Diuretika: Diuretika, auch bekannt als Wassertabletten, werden zur Behandlung von Flüssigkeitsretention und Bluthochdruck eingesetzt. Sie können den Blutzuckerspiegel erhöhen, was das Risiko für das metabolische Syndrom steigern kann.

Wie wird das metabolische Syndrom behandelt?

Bei der Behandlung des metabolischen Syndroms geht es in erster Linie darum, die wichtigsten Risikofaktoren zu beseitigen, die zu Übergewicht, Bluthochdruck und Störungen des Zucker- und Fettstoffwechsels beitragen – und das am besten bereits, ehe schwere Folgeerkrankungen auftreten. Von besonderer Bedeutung sind daher eine Gewichtsreduzierung um etwa fünf bis zehn Prozent, mehr Sport und Bewegung sowie eine gesündere, ausgewogene Ernährung. Das bedeutet vor allem, die Aufnahme von Zucker, Salz und gesättigten Fettsäuren zu verringern und dafür mehr Ballaststoffe zu sich zu nehmen. Gegebenenfalls sollte auch der Alkoholkonsum reduziert werden. Für Raucher:innen ist eine Rauchentwöhnung in jedem Fall empfehlenswert. 

Eine medikamentöse Behandlung kommt bei einem metabolischen Syndrom vor allem dann zum Einsatz, wenn eine Umstellung des Lebensstils nicht die gewünschten Erfolge bringt. In diesem Fall verschreibt Ihnen Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin zum Beispiel blutdrucksenkende Medikamente, Antidiabetika oder Medikamente, die das schädliche LDL-Cholesterin senken 

Sollten alle konventionellen Maßnahmen zur Gewichtsreduktion wie Ernährungstherapie und Sportprogramm nicht zum Erfolg führen, kann in besonderen Fällen ein operativer Eingriff erfolgen. Ein sogenannter Magenbypass oder Schlauchmagen führt dazu, dass weniger Nährstoffe aus der Nahrung aufgenommen werden können. 

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