Die Ätiologie (Krankheitsursache) der Multiplen Sklerose (MS) ist bisher noch ungeklärt. Auch die genaue Entstehung und Entwicklung der MS-Erkrankung (Pathogenese) ist noch nicht vollständig verstanden. Auf Basis der aktuellen wissenschaftlichen Daten ist von einem multifaktoriellen, also einem von vielen Faktoren abhängigen, Prozess auszugehen. Als Einflussfaktoren gelten, neben einer erblichen Veranlagung, vor allem verschiedenste Umwelteinflüsse. Hier erfahren Sie mehr über die möglichen Ursachen von Multipler Sklerose, welche Risikofaktoren bekannt sind und was MS-Schübe auslösen kann.

Das Wichtigste in Kürze

  • Es ist noch nicht endgültig geklärt, was genau zur Entstehung von Multipler Sklerose führt, doch gibt es verschiedene Theorien zu Ursachen und Risikofaktoren.
  • Um an Multipler Sklerose zu erkranken, müssen wahrscheinlich mehrere Auslöser zusammentreffen (multifaktorielle Erkrankung).
  • Eine wichtige Rolle spielen genetische Veranlagungen und Umweltfaktoren.
  • Neuste Studien haben einen engen Zusammenhang zwischen der Entstehung von MS und einer Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus nachgewiesen.
  • Als Risikofaktoren für die Entwicklung einer Multiplen Sklerose gelten besonders das Rauchen, Vitamin-D-Mangel, Übergewicht, Alter und Genetik.

Ätiologie: Was ist über die Ursachen von Multiple Sklerose bekannt?

Zur „Ätiologie“ (Ursachen und auslösende Faktoren) der Multiplen Sklerose, in der Medizin auch als Encephalomyelitis disseminata bezeichnet, wird kontrovers diskutiert. Obwohl die Erkrankung Erstmals im 19. Jahrhundert wissenschaftlich beschrieben wurde, sind Ursachen und Krankheitsverlauf (Pathogenese) bis heute nicht abschließend geklärt. Sicher ist, dass aktivierte B- und T-Zellen des Immunsystems am Krankheitsverlauf beteiligt sind. Bei MS greifen B- und T-Zellen durch ein fehlgeleitetes Verhalten anstatt potenziell gefährlicher Eindringlinge, körpereigene Zellen an, was zur Zerstörung der Myelinscheiden (Ummantelung) der Nervenzellen und auch der Nervenzellen selbst führt.

MS ist daher eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS) und betrifft Gehirn und Rückenmark. Durch die Schädigungen der Myelinscheiden können elektrische Impulse zwischen den einzelnen Nervenzellen nicht mehr richtig weitergeleitet werden.

Die Rolle der Schädigungen im zentralen Nervensystem bei MS-Symptomen

Die Schädigungen zeigen sich in Form von Symptomen wie Sensibilitätsstörungen, Sehstörungen, Bewegungsstörungen oder Fatigue. Welche Beschwerden im Einzelfall auftreten, hängt von der geschädigten Region im zentralen Nervensystem und dem Ausmaß der Schädigungen ab. Symptome und Verlauf der Erkrankung sind bei allen Patient:innen individuell sehr unterschiedlich. Multiplen Sklerose wird daher auch als die „Krankheit der 1.000 Gesichter“ bezeichnet.

Gut zu wissen

Bis zu einem gewissen Maße ist unser Körper in der Lage, einen Teil der Schädigungen, die durch MS hervorgerufen werden, selbst zu regenerieren. Das erklärt, weshalb sich gerade zu Beginn der Erkrankung Symptome bessern und meist vollständig abklingen.

Die Fähigkeit zur Regeneration der Myelinscheiden, Mediziner:innen sprechen hier von Remyelinisierung, ist aufgrund der chronischen Entzündung jedoch mit der Zeit nicht mehr ausreichend. Dadurch können sich mit fortschreitender Erkrankung die Symptome eines MS-Schubs häufig nicht mehr vollständig zurückbilden, was je nach Schwere zu dauerhaften Beeinträchtigungen und Beschwerden führen kann.

Mögliche Ursachen von Multipler Sklerose

Es gibt verschiedene Hypothesen, was womöglich Multiple Sklerose auslöst. Bekannt ist, dass sowohl eine genetische Komponente als auch Umweltfaktoren bei der Erkrankung eine wesentliche Rolle spielen. Unter anderem stehen verschiedene Virusinfektionen, besonders das Epstein-Barr-Virus (EBV), aber auch ein Vitamin-D-Mangel, krankmachende Darmbakterien und Übergewicht im Kindesalter im Verdacht, MS auszulösen. Mehr über mögliche Auslöser von Multipler Sklerose lesen Sie hier. 

Risikofaktoren für Multiple Sklerose

Die Ursachen für Multiple Sklerose sind zwar noch nicht abschließend erforscht, die Wissenschaft kennt jedoch mittlerweile mögliche Risikofaktoren. Dazu gehört insbesondere das Rauchen, das Geschlecht, das Alter und die Genetik.

Auslöser von MS-Schüben

Bei den meisten Menschen mit MS verläuft die Erkrankung schubförmig, wobei einzelne MS-Schübe durch Entzündungen im ZNS und das Auftreten von Symptomen gekennzeichnet sind. Schübe möglichst zu vermeiden, gilt als wichtigster Bestandteil der MS-Therapie – denn je weniger Schubaktivität, desto günstiger der Krankheitsverlauf.

Bis zur MS-Diagnose vergehen meist viele Monate und bei milden Verläufen nicht selten mehrere Jahre. Multiple Sklerose lässt sich dank moderner Therapien heute gut behandeln. Eine frühe MS-Diagnose ist wichtig, damit zeitnah mit der Therapie begonnen und dadurch der Krankheitsverlauf positiv beeinflusst werden kann.

Wichtiger Hinweis: Unsere Artikel und Grafiken werden von unserem Expertenteam für chronische Erkrankungen überprüft. Grundlage sind stets seriöse Quellen, wissenschaftliche Artikel, Leitlinien und ärztliche Aussagen. Die Inhalte werden in regelmäßigen Abständen aktualisiert und dienen weder der Selbstdiagnose noch ersetzen sie einen Arztbesuch.

Geprüft durch unser Expertenteam für chronische Erkrankungen

Bei unseren Ratgeberbeiträgen legen wir größten Wert auf pharmazeutische Qualität. Hier erfahren Sie mehr über das Expertenteam.