Eine Insulinresistenz gilt als Vorstufe von Diabetes Typ 2. Dabei reagieren die Körperzellen nicht mehr richtig auf Insulin und der Zuckerstoffwechsel des Körpers ist gestört. Die Ursachen dafür sind vielschichtig und reichen von der Genetik bis zum Lebensstil. Erfahren Sie, wie Sie eine Insulinresistenz erkennen, welche Faktoren begünstigend wirken und wie eine Behandlung aussehen kann. 

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei der Verdauung werden Kohlenhydrate in Zucker umgewandelt, der dann vom Blut zu den Zellen transportiert wird, um dort als Energiequelle zu dienen. Insulin übernimmt dabei die Rolle eines Schlüssels, der es dem Zucker ermöglicht, in die Zellen einzudringen. 
  • Eine Insulinresistenz tritt auf, wenn die Insulinrezeptoren der Zellen, die wie Schlösser für den Zucker sind, weniger empfindlich auf Insulin reagieren. Das führt dazu, dass das „Schlüssel-Schloss-Prinzip“ nicht mehr richtig funktioniert und der Zucker nicht mehr effektiv in die Zellen gelangen kann. Dadurch bleibt der Blutzuckerspiegel hoch, was wiederum zu einer verstärkten Produktion von Insulin führt. 
  • Hauptursachen für Insulinresistenz sind Bewegungsmangel, falsche Ernährung und Übergewicht.  
  • Weitere Risikofaktoren sind genetische Veranlagung, Alter, Rauchen, Infektionserkrankungen, anhaltender Stress, ungenügender Schlaf und bestimmte hormonelle Erkrankungen. 
  • Insulinresistenz ist in den frühen Stadien oft durch Veränderungen im Lebensstil umkehrbar, wie Gewichtsabnahme, gesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und Rauchverzicht. 
  • Die Behandlung umfasst auch die Einhaltung eines ausgewogenen Ernährungsplans mit ballaststoffreichen Lebensmitteln, regelmäßige körperliche Aktivität, insbesondere intensive Aerobic- und Krafttrainingsübungen, sowie die Kontinuität dieser Maßnahmen, um langfristig die Insulinempfindlichkeit zu verbessern.

Was passiert bei einer Insulinresistenz?

Bei der Verdauung wandelt der Körper die Kohlenhydrate aus der Nahrung in Zucker (Glukose) um. Dieser wird vom Blut aufgenommen und zu den einzelnen Körperzellen transportiert, welchen er als Energiequelle dient. Damit die Zellen die Glukose aus dem Blut aufnehmen können, benötigen sie jedoch das Hormon Insulin. Dieses wird von den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse produziert. Die Beta-Zellen registrieren die Blutzuckerwerte und schütten umso mehr Insulin aus, je höher diese sind. Das Insulin bindet sich an sogenannte Insulinrezeptoren, die sich an der Oberfläche der einzelnen Körperzellen, v. a. Muskel, Fett und Leberzellen, befinden. Dies signalisiert der Zelle, dass sie Glukose aufnehmen soll. Durch die Aufnahme von Glukose in die Körperzellen sinkt wiederum der Blutzuckerspiegel und die Bauchspeicheldrüse verringert die Ausschüttung von Insulin, damit die Zellen wieder weniger Glukose aufnehmen. So wird der Blutzuckerspiegel bei gesunden Menschen in einem Gleichgewicht gehalten.

Eine Insulinresistenz tritt auf, wenn Zellen weniger empfindlich auf Insulin reagieren. Der Glucosespiegel im Blut steigt an woraus eine wiederum höhere Insulinausschüttung resultiert, mit dem Ziel den Blutzuckerspiegel ausgeglichen zu halten. 

Es kommt zu einer Hyperinsulinämie, also einer überhöhten Konzentration von Insulin im Blut. Diese übermäßige Insulinproduktion führt einerseits zur Runterregulierung der Insulinrezeptoren (da zu viel Insulin vorhanden ist) und anderseits belastet es die Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse. Es entsteht ein Teufelskreis aus Herunterregulierung der Insulinrezeptoren und einer Hochregulierung der Insulinproduktion. Im Laufe teils vieler Jahre erschöpfen die Beta-Zellen dadurch und ihre Fähigkeit, Insulin zu produzieren, nimmt ab. Sind sie irgendwann nicht mehr zu einer ausreichenden Insulinproduktion in der Lage, dann kann der Körper den Blutzuckerspiegel nicht mehr richtig regulieren. Diese verringerte Insulinproduktion bei immer höher werdenden Zuckerspiegeln ist meistens der Punkt, an dem der Typ-2-Diabetes entdeckt wird. 

Entstehung einer Insulinresistenz

Gut zu wissen

Bei Diabetes Typ 1 handelt es sich meistens um eine Autoimmunerkrankung. Hier zerstört das Immunsystem die Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Daher spricht man hier von einem absoluten Insulinmangel und nicht von einer Insulinresistenz.

Ursachen für eine Insulinresistenz

Eine Insulinresistenz kann verschiedene Ursachen haben. So spielen beispielsweise genetische Faktoren sowohl für das individuelle Risiko einer Insulinresistenz wie auch für Typ-2-Diabetes eine wichtige Rolle. Die weitaus größte Bedeutung kommt aber dem Lebensstil zu, insbesondere dem Körpergewicht, der Ernährung und der Bewegung.

Gut zu wissen

Eine Insulinresistenz verursacht oft keine Symptome und bleibt daher lange Zeit unentdeckt, bis Folgeschäden auftreten oder der Blutzuckerspiegel erhöht ist. Mögliche typische Merkmale für eine Insulinresistenz sind erhöhte Blutfettwerte, Bluthochdruck, Fettablagerungen im Bauchraum, erhöhte Blutzuckerwerte und eine familiäre Vorbelastung mit Diabetes Typ 2. Das Vorhandensein einiger dieser Risikofaktoren bedeutet nicht zwangsläufig, dass bereits eine Insulinresistenz besteht, aber die Wahrscheinlichkeit nimmt zu, je mehr dieser Merkmale vorhanden sind. Es ist daher ratsam, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen durchführen zu lassen. Normalerweise übernimmt die Krankenkasse diesen Check-up ab dem Alter von 35 Jahren alle drei Jahre. Ab dem 18. Lebensjahr besteht einmalig ein Anspruch darauf. Bei diesen Untersuchungen bestimmt der Arzt oder die Ärztin die Blutwerte und bewertet sie entsprechend.

Körpergewicht und Insulinresistenz

Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) gelten als die wichtigsten Risikofaktoren für eine Insulinresistenz. Besonders gefährlich ist dabei das Bauchfett. Denn wenn sich das Körperfett vor allem in der Bauchregion sammelt, steigt das Risiko verschiedener Erkrankungen, darunter Entzündungen und das Metabolische Syndrom, das unter anderem mit erhöhten Blutfettwerten, einem gestörten Fettstoffwechsel und einer Insulinresistenz einhergeht. 

Ein einfaches Maß dafür, ob zu viel Bauchfett vorhanden ist, ist der Taillenumfang, der wie folgt gemessen wird: 

  • zwischen dem letzten Rippenbogen und dem Hüftknochen, etwa auf Höhe des Bauchnabels 
  • mit nüchternem Magen 
  • ohne den Bauch einzuziehen 
  • so, dass das Maßband eng anliegt, aber nicht einschneidet 

Frauen sollten einen Bauch- oder Taillenumfang von unter 80 Zentimetern haben, bei Männern sollte der Umfang unter 94 Zentimetern liegen. Ein höheres Maßbandergebnis erhöht das Risiko für Erkrankungen. 

Ungesunde Ernährung als Risikofaktor für eine Insulinresistenz 

Falsche Ernährungsgewohnheiten steigern nicht nur das Risiko von Übergewicht, sondern können sogar selbst zu einer Insulinresistenz beitragen. Insbesondere Lebensmittel, die große Mengen an Zucker und leichtverdaulichen Kohlenhydraten enthalten, lassen den Blutzuckerspiegel rasch ansteigen. Das belastet die Bauchspeicheldrüse zusätzlich. Generell sollten daher stark zuckerhaltige Lebensmittel, darunter auch gesüßte Getränke wie Cola, Limo oder Fruchtsäfte, gemieden werden. Gleiches gilt ebenso für fett- und salzreiche Nahrung sowie für stark verarbeitete Lebensmittel wie Fast-Food und Fertiggerichte.

Bewegungsmangel begünstigt eine Insulinresistenz

Auch ein Mangel an körperlicher Aktivität trägt einerseits zu Übergewicht bei und begünstigt andererseits selbst eine Insulinresistenz der Körperzellen. Bewegung regt den Stoffwechsel an und verbessert die Empfindlichkeit der Körperzellen für Insulin, sodass diese den im Blut gelösten Zucker besser aufnehmen. 

Steht der Muskelzelle bei stark zuckerhaltiger Kost zu viel Zucker zur Verfügung, die aufgrund von Bewegungsmangel nicht verbraucht werden kann, führt dies ebenfalls zu einer verstärkter Unempfindlichkeit der Insulinrezeptoren. 

Darüber hinaus begünstigt auch eine geringe Muskelmasse eine Insulinresistenz. Bei körperlicher Aktivität nehmen die Muskeln besonders viel Zucker aus dem Blut auf und tragen somit zu einer Senkung des Blutzuckerspiegels bei. Bei einer Insulinresistenz und auch bei Diabetes Typ 2 kann daher ein leichtes Krafttraining, das dem Aufbau von Muskeln dient, eine Verbesserung der Insulinempfindlichkeit und eine Normalisierung des Blutzuckerspiegels bewirken. 

Weitere Risikofaktoren für eine Insulinresistenz

Neben Körpergewicht, Ernährung und Bewegung gibt es noch einige weitere Faktoren, die zur Entstehung einer Insulinresistenz beitragen. Einen nennenswerten Einfluss auf die Insulinempfindlichkeit der Körperzellen haben unter anderem: 

  • zunehmendes Alter 
  • Rauchen 
  • Infektionserkrankungen 
  • anhaltender Stress 
  • ungenügender Schlaf 

Bei Frauen gilt auch das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) als mögliche Ursache für eine Insulinresistenz. PCOS ist eine Hormonstörung, die sich unter anderem durch Zyklusstörungen, unreine Haut oder ein männliches Behaarungsmuster äußert.

Wie wird eine Insulinresistenz diagnostiziert?

Eine Insulinresistenz wird typischerweise nicht direkt diagnostiziert, sondern indirekt anhand von Bluttests zur Messung von Insulin- und Glukosewerten beurteilt. 

Der HOMA-IR-Index ist ein mathematisches Modell zur Einschätzung der Insulinresistenz. Er basiert auf den Nüchternblutzucker- und Nüchterninsulinwerten, die normalerweise morgens vor dem Essen gemessen werden. Ein höherer HOMA-IR-Wert deutet auf eine stärkere Insulinresistenz hin (ein Wert von über 2,5 bis 2,7). 

Der Proinsulinspiegel im Blut ist ein weiterer diagnostischer Marker. Proinsulin ist ein Vorläuferhormon von Insulin, das von der Bauchspeicheldrüse produziert wird. Bei einer Insulinresistenz oder gestörten Insulinproduktion wird mehr Proinsulin freigesetzt, und der Spiegel im Blut steigt. Ein erhöhter Proinsulinspiegel kann ein Hinweis auf eine gestörte Insulinproduktion und Insulinresistenz sein. Proinsulinspiegel werden durch einen Bluttest gemessen, der in der Regel zusammen mit anderen Insulinwerten durchgeführt wird.

Ist eine Insulinresistenz behandelbar bzw. reversibel?

Eine Insulinresistenz kann oft durch eine Veränderung des Lebensstils positiv beeinflusst werden. Durch Maßnahmen wie Gewichtsabnahme, eine gesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und den Verzicht auf das Rauchen kann die Insulinresistenz verbessert, wenn nicht sogar umgekehrt werden. 

Dabei gelten im Grunde dieselben Ratschläge, die auch gesunde Menschen befolgen sollten, um einer Insulinresistenz vorzubeugen. 

Eine ausgewogene Ernährung sollte ballaststoffreich sein und gesunde Kohlenhydrate, ungesättigte Fettsäuren sowie hochwertige, vor allem pflanzliche Eiweiße beinhalten. Gute Kohlenhydratlieferanten bei einer Insulinresistenz sind insbesondere Vollkornprodukte sowie ballaststoffreiches Obst und Gemüse. Diese Lebensmittel entlasten die Bauchspeicheldrüse, da der Körper länger braucht, um die enthaltenen Kohlenhydrate zu verwerten, und dementsprechend der Blutzuckerspiegel nicht so schnell ansteigt. Achten Sie also auf den glykämischen Index.  

Außerdem ermöglicht die Skelettmuskulatur über 80 Prozent der Zuckeraufnahme aus dem Blut in die Zellen. Durch regelmäßiges körperliches Training verbessert sich die Insulinempfindlichkeit der Muskelzellen, wodurch mehr Glukose aus der Blutzirkulation aufgenommen wird und der Blutzuckerspiegel stabilisiert wird.  

Intensive Aerobic- und Krafttrainingsübungen verbessern die Insulinempfindlichkeit laut Studien besonders effektiv. Empfohlene Sportarten umfassen Ausdauersportarten wie Nordic Walking, Fahrradfahren und Schwimmen sowie Krafttraining zum Muskelaufbau. 

Gut zu wissen

Um langfristig gesundheitliche Vorteile zu erreichen, ist es wichtig, eine gesunde Lebensweise zu etablieren. Das schließt regelmäßige Spaziergänge genau so ein wie das Einkaufen zu Fuß oder das Treppensteigen. Darüber hinaus haben Studien gezeigt, dass längere Trainingszeiten (etwa 170 Minuten pro Woche) die Insulinsensitivität erheblich verbessern im Vergleich zu kürzeren Trainingszeiten (etwa 115 Minuten pro Woche). Daher ist regelmäßige Aktivität an den meisten Tagen der Woche von großer Bedeutung für die Gesundheit.

Insulinresistenz: Vorstufe von Diabetes Typ 2

Die Insulinresistenz ist eine Vorstufe von Diabetes und ohne rechtzeitige Gegenmaßnahmen steigt das Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes erheblich an. Zudem kann ein chronisch erhöhter Insulinspiegel zu vermehrter Fetteinlagerung im Körper führen, was das Risiko für Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen weiter erhöht. Eine nachhaltige Veränderung des Lebensstils kann oft die Insulinresistenz erheblich abschwächen, was insbesondere für die Prävention von Typ-2-Diabetes von großer Bedeutung ist. Daher ist es wichtig, regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen durchzuführen und einen gesunden Lebensstil zu pflegen, der aus einer ausgewogenen Ernährung und regelmäßiger körperlicher Aktivität besteht.

Wichtiger Hinweis: Unsere Artikel und Grafiken werden von unserem Expertenteam für chronische Erkrankungen überprüft. Grundlage sind stets seriöse Quellen, wissenschaftliche Artikel, Leitlinien und ärztliche Aussagen. Die Inhalte werden in regelmäßigen Abständen aktualisiert und dienen weder der Selbstdiagnose noch ersetzen sie einen Arztbesuch.

Geprüft durch unser Expertenteam für chronische Erkrankungen

Bei unseren Ratgeberbeiträgen legen wir größten Wert auf pharmazeutische Qualität. Hier erfahren Sie mehr über das Expertenteam.