Wer eine anstrengende Nacht hinter sich hat, vielleicht mit zu viel Alkohol, wenig Schlaf oder intensiven Stunden am Laptop, der weiß meist genau, woher seine Kopfschmerzen kommen. Doch wie verhält es sich bei Migräne? Viele betroffene Menschen haben das Gefühl, dass Migräne-Attacken aus dem Nichts und ohne Vorwarnung auftreten. Tatsächlich gibt es aber bestimmte Faktoren und Auslöser, die die Anfälle begünstigen. Lesen Sie weiter, um zu erfahren, welche Ursachen Migräne haben kann, welche Trigger und Risikofaktoren Episoden begünstigen und ob es Tipps zur Bewältigung gibt.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze
- Migräne ist ein primärer Kopfschmerz, dessen genaue Ursachen unklar sind.
- Genetische Veranlagungen, Mutationen, ungewöhnliche Gehirnaktivitäten und chemische Ungleichgewichte tragen zur Migräne bei.
- Frauen sind häufiger von Migräne betroffen, insbesondere durch hormonelle Veränderungen.
- Migräne kann durch Stress, unregelmäßigen Schlaf, Flüssigkeitsmangel, Bewegungsmangel und bestimmte Lebensmittel ausgelöst werden.
- Individuelle Trigger zu erkennen und zu vermeiden, kann helfen, Migräneattacken zu reduzieren.
Was sind die Ursachen von Migräne?
Migräne ist ein primärer Kopfschmerz, d. h. dass der Schmerz nicht durch eine andere Krankheit verursacht wird, ähnlich wie Spannungs- und Clusterkopfschmerzen. Die Schmerzen entstehen, weil Nerven an den Blutgefäßen Schmerzsignale an das Gehirn senden, was Entzündungen verursacht. Warum das passiert, ist jedoch unklar.
Migräne hat keine eindeutig identifizierte Ursache, sondern ist das Ergebnis eines Zusammenspiels verschiedener Faktoren. Wissenschaftler:innen vermuten, dass eine Kombination aus genetischer Veranlagung (erblichen Eigenschaften), genetischen Mutationen (Veränderungen in den Erbanlagen), ungewöhnlichen Gehirnaktivitäten und chemischen Ungleichgewichten Migräne auslösen kann. Dies zeigt sich folgendermaßen:
Genetische Veranlagung: Bestimmte Gene können eine Person anfälliger für Migräne machen, da das Gehirn empfindlicher auf bestimmte Reize reagiert. Gibt es in Ihrer Verwandtschaft Familienmitglieder mit Migräne? Dann könnte Ihre genetische Veranlagung der Grund sein. Jugendliche haben ein 2- bis 4-fach erhöhtes Risiko, ebenfalls Migräne zu entwickeln. Es gibt Hinweise darauf, dass Menschen mit Migräne genetisch bedingt ein Nervensystem entwickeln, das von Geburt an besonders empfindlich und leicht erregbar ist. Diese erhöhte Empfindlichkeit macht sie anfälliger für sogenannte „Triggerfaktoren“ – Einflüsse, die das Auftreten einer Migräne-Attacke begünstigen können.
Genetische Mutationen: Dabei handelt es sich um spezifische Veränderungen in den Erbanlagen, die vererbt werden können und das Risiko für Migräne erhöhen. Einfache genetische Veränderungen betreffen Gene, die für die Regulierung von Gehirnchemikalien und die Erregbarkeit der Nerven verantwortlich sind. Eine bekannte genetische Veränderung betrifft das Gen CACNA1A, das mit einer speziellen Form der Migräne verbunden ist. Solche Veränderungen können dazu führen, dass das Nervensystem empfindlicher und anfälliger für Migräneanfälle wird.
Ungewöhnliche neurologische Aktivitäten: Veränderte Hirnaktivitäten beziehen sich auf Veränderungen in der Art und Weise, wie das Gehirn auf Reize reagiert und wie Nervenimpulse weitergeleitet werden. Dies kann zu Überreaktionen führen, die in Migräne-Attacken resultieren.
Chemische Ungleichgewichte: Diese betreffen Botenstoffe im Gehirn, wie Serotonin (auch bekannt als Glückshormon), die bei Migräne eine Rolle spielen. Ungleichgewichte in diesen Neurotransmittern können die Schmerzregulation beeinflussen und Migräneanfälle auslösen.
Obwohl die genauen Mechanismen noch unklar sind, liefern diese Erkenntnisse Hinweise für Forschung und Behandlung. Außerdem gibt es Auslöser und Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit einer Migräneattacke erhöhen. Migräne kann durch innere und äußere Faktoren wie Stress oder bestimmte Nahrungsmittel ausgelöst werden. Aber was sind die genauen Unterschiede zwischen den Ursachen, Auslösern und Risikofaktoren?
Gut zu wissen
Die Ursache bezieht sich auf die zugrunde liegenden Mechanismen der Migräne, Auslöser sind spezifische Faktoren, die eine Attacke auslösen, und Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit, von Migräne betroffen zu sein, ohne direkt eine Attacke zu verursachen. Während man auf die genetische Komponente als Ursache selbst keinen Einfluss hat, kann man durch das Vermeiden bestimmter Auslöser die Wahrscheinlichkeit einer Migräneattacke verringern. Bei einer Migräne-Attacke treten charakteristische Symptome und Beschwerden auf, die es ermöglichen eine Migräne frühzeitig zu erkennen und behandeln zu lassen.
Risikofaktoren
Bei der Auswertung von Statistiken fiel aus, dass einige Menschen anfälliger für Migräne sind. Diese Beobachtungen haben zur Identifizierung wichtiger Risikofaktoren geführt, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, Migräne zu haben. Zu diesen Risikofaktoren gehören das:
Geschlecht: Frauen sind häufiger von Migräne betroffen als Männer. Hormonelle Veränderungen, insbesondere bei Frauen, können zur Entwicklung einer Migräne beitragen. Viele Frauen berichten von Migräneanfällen im Zusammenhang mit ihrem Menstruationszyklus, einer Schwangerschaft oder den Wechseljahren. Die Schwankungen des Östrogenspiegels spielen hierbei eine zentrale Rolle. Während der Schwangerschaft berichten viele Frauen von einer deutlichen Reduktion oder sogar einem völligen Ausbleiben der Anfälle. Nach den Wechseljahren verschwinden die Migräneanfälle bei vielen Frauen vollständig. Insgesamt erkranken im Laufe ihres Lebens 32 % der Frauen, aber nur 22 % der Männer an Migräne. Das bedeutet, dass Frauen um knapp 50 % häufiger Migräne haben. Nichtsdestotrotz leben auch 22 von 100 Männern mit dieser Kopfschmerzform.
Alter: Migräne tritt oft erstmals im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter auf. Während im Kindesalter Jungen häufiger unter Migräne leiden als Mädchen, verhält es sich im Erwachsenenalter genau umgekehrt: Am meisten leiden Frauen und Männer um ihr 35. Lebensjahr an Migräne. Danach nimmt die Häufigkeit ab. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung leiden mit steigendem Lebensalter weniger Menschen an Migräne. Das bedeutet jedoch nicht, dass alle Menschen mit Migräne mit zunehmendem Alter weniger und/oder leichtere Attacken haben. In den Wechseljahren kann es z. B. bei Frauen auch zu einer Intensivierung der Migräne kommen. Nach den Wechseljahren erlebt ungefähr die Hälfte der Betroffenen eine Verbesserung.
Weitere Erkrankungen: Menschen mit bestimmten gesundheitlichen Problemen, wie Depressionen, Angststörungen, Schlafstörungen, Epilepsie und chronischen Schmerzen, haben ein höheres Risiko, Migräne zu entwickeln. Diese Erkrankungen können zudem die Schwere und Häufigkeit der Migräneattacken erhöhen.
Gut zu wissen
Auch wenn man auf bestimmte Risikofaktoren wie Geschlecht und das Vorhandensein weiterer Erkrankungen keinen Einfluss nehmen kann, gibt es dennoch Strategien, um das Migränerisiko zu minimieren. Frauen mit hormonell bedingter Migräne sollten ihre Zyklen überwachen und mit einem Arzt oder einer Ärztin über Behandlungen wie hormonelle Verhütungsmittel sprechen. Menschen mit Depressionen, Angststörungen, Epilepsie oder Schlafstörungen sollten sicherstellen, dass diese Zustände gut gemanagt werden und auf gesunde Lebensgewohnheiten achten.
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Auslöser von Migräne (Trigger)
Migräne wird oft durch bestimmte Auslöser oder Trigger hervorgerufen, die bei betroffenen Personen Migräneattacken auslösen können. Diese Auslöser sind vielfältig und können je nach Person unterschiedlich sein. Im Folgenden werden die häufigsten Auslöser von Migräne im Detail erläutert.
Ernährung als Migräne-Trigger
Bestimmte Nahrungsmittel, wie Schokolade, Käse, Zitrusfrüchte oder Rotwein, Alkohol und Koffein können Migräne-Attacken begünstigen. Der große Wunsch vieler Menschen mit Migräne, Auslöser für ihre Attacken zu finden, führt jedoch dazu, dass der Einfluss dieser Lebensmittel auf die Erkrankung überschätzt wird. Lassen Sie also Lebensmittel nur dann weg, wenn Sie sich wirklich sicher sind, dass Sie dadurch weniger Migräne-Attacken haben.
Wichtiger sind regelmäßige Mahlzeiten, zeigen u. a. Studien der Universitätsklinik Lübeck, denn das Gehirn verbraucht mit Abstand die meiste Energie (Kalorien). Es kann aber keine Energie speichern. Steht also nicht genug Energie zur Verfügung oder schwankt der Blutzuckerspiegel im Laufe des Tages sehr stark, kann es vermehrt zu Migräne-Attacken kommen.
Lassen Sie daher keine Mahlzeiten aus und verzichten Sie generell auf Crash-Diäten. Meiden Sie Lebensmittel, die den Blutzucker schnell steigen und sinken lassen, z. B. Haushaltszucker oder Weißmehlprodukte. Ersetzen Sie sie stattdessen durch Produkte, die aus komplexen Kohlenhydraten bestehen, z. B. Vollkorn-Produkte, und ernähren Sie sich ballaststoffreich. So vermeiden Sie auch Heißhunger-Attacken.
Umweltfaktoren: Licht, Lärm und Gerüche
Verschiedene Umweltreize können Migräneattacken hervorrufen. Helles oder flackerndes Licht, laute Geräusche und starke Gerüche wie Parfüm oder Rauch sind häufige Auslöser. Auch Wetteränderungen, wie plötzliche Temperaturschwankungen oder Luftdruckveränderungen, können eine Rolle spielen. Luftverschmutzung und allergene Substanzen in der Luft können ebenfalls Migräne bei empfindlichen Personen auslösen. Schützen Sie Ihre Ohren vor lauten Geräuschen und gönnen Sie ihnen regelmäßig Ruhe, z. B. in der Natur. Benutzen Sie Lärmschutzkopfhörer oder Ohrstöpsel. Auch Lärmschutzvorhänge können helfen.
Stress: Der ständige Begleiter
Emotionale oder physische Anspannung ist ein häufig genannter Auslöser von Migräne. Sowohl plötzlicher als auch anhaltender Stress können Migräneattacken begünstigen. Dies kann durch berufliche Überlastung, familiäre Probleme oder andere belastende Situationen verursacht werden. Auch die Entspannung nach einer stressigen Phase, bekannt als „Wochenend-Migräne“, kann ein Auslöser sein. Gestalten Sie Ihren Tagesablauf möglichst regelmäßig und lassen Sie Ihre Nachtruhe idealerweise immer zur gleichen Zeit beginnen und enden, auch am Wochenende. Richten Sie Ihr Schlafzimmer und Ihr Bett so ein, dass Sie darin wirklich gerne zur Ruhe kommen.
Schlafmangel: Der Rhythmus zählt
Unregelmäßiger Schlaf ist ein weiterer häufiger Auslöser von Migräne. Sowohl Schlafmangel als auch zu viel Schlaf können Migräneattacken auslösen. Änderungen im Schlafmuster, wie bei Jetlag oder Schichtarbeit, erhöhen ebenfalls das Risiko für Migräne. Ein geregelter Schlafrhythmus kann helfen, Migräneanfälle zu reduzieren. Wenden Sie sich an ein Fachgeschäft, wenn Sie nicht sicher sind, welche Matratze, welches Kissen und welche Bettdecke zu Ihnen passen.
Flüssigkeitsmangel: Wasser für eine optimale Gehirnfunktion
Mindestens 1,5 Liter sollten Erwachsene pro Tag trinken, rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung – am besten Wasser, still oder mit Kohlensäure, oder ungesüßte Tees. Fehlt Ihrem Körper jedoch Flüssigkeit – er besteht übrigens zu 50 bis 65 % aus Wasser –, beeinträchtigt das den Salzgehalt und die Fließgeschwindigkeit des Blutes. Diese Dehydration führt zu einer Verdickung des Blutes, was den Blutfluss verlangsamt und die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Gehirns reduziert. Diese mangelnde Versorgung kann zu einer Verengung der Blutgefäße und zu einem Ungleichgewicht von Elektrolyten und Mineralstoffen wie Magnesium führen, was Migräne-Attacken auslösen kann.
Es kann helfen, eine große Karaffe mit Wasser oder eine große Kanne Tee immer in der Nähe zu haben, um das Trinken nicht zu vergessen. Auch kann man sich von einem Wecker oder dem Smartphone ans Trinken erinnern lassen.
Bewegungsmangel: Ein unterschätzter Trigger
Viele Berufstätige in Deutschland verbringen täglich mehr als elf Stunden im Sitzen. Dies kann langfristig zu Übergewicht führen, da der Stoffwechsel im Sitzen verlangsamt wird. Zudem begünstigt es Fehlhaltungen und Muskelverspannungen im Rücken- und Nacken-Schulter-Bereich. Studien zeigen, dass körperlich inaktive Menschen häufiger Migräneattacken haben. Bewegen Sie sich daher so oft wie möglich, am besten an der frischen Luft. Nehmen Sie beispielsweise die Treppe statt den Fahrstuhl und steigen Sie eine Station früher aus dem Bus. Zusätzlich sollten Sie zwei- bis dreimal pro Woche mindestens eine halbe Stunde Ausdauersport treiben. Erfahren Sie hier 12 Tipps, wie Sie Bewegung leicht in Ihren Alltag integrieren können.
Diese Auslöser zu erkennen und zu vermeiden, kann helfen, die Häufigkeit und Schwere von Migräneattacken zu verringern. Es ist wichtig, individuelle Trigger zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zur Vorbeugung und Bewältigung zu ergreifen. Ein Migränetagebuch kann hierbei hilfreich sein, um Muster zu erkennen und Auslöser besser zu verstehen.
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- https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/migraene/krankheitsbild/
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„An der Pharmazie fasziniert mich am meisten, wie alles zusammenspielt. Von Zusammenhängen im Stoffwechsel hin zur Einnahme von Medikamenten. Wer sich damit auskennt, kann sein Leben positiv beeinflussen.“
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