Die genauen Ursachen und Auslöser für Multiple Sklerose (MS) sind bis heute noch nicht alle verstanden. Wissenschaftler:innen vermuten aber, dass es sich um ein komplexes Zusammenspiel aus genetischen Komponenten und gewissen Umweltfaktoren handelt. In diesem Beitrag verraten wir Ihnen mehr über den Einfluss von Genetik und Umwelteinflüssen auf die Entstehung einer Multiplen Sklerose.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ursächlich für MS ist wahrscheinlich eine Kombination aus verschiedenen Faktoren.
  • Es kann eine genetische Veranlagung bestehen, die jedoch nicht zwangsläufig zum Ausbruch der Erkrankung führen muss.
  • Neben der Genetik könnten Umweltfaktoren zur Entstehung einer Multiplen Sklerose beitragen.
  • Bei MS gehäuft auftretende Merkmale sind: niedriger Vitamin-D-Spiegel, bestimmte Virusinfektionen, ungesunde Darmflora, ungesunde Ernährung, Übergewicht und Rauchen.
  • Besonders das Epstein-Barr-Virus steht laut aktueller Studien im Verdacht, zur Entstehung einer MS beizutragen.

Genetik und Umwelteinflüsse bei Multipler Sklerose: Was ist über die Ursachen bekannt?

Die Multiple Sklerose oder auch Encephalomyelitis disseminata ist seit fast 200 Jahren bekannt. Der schottische Pathologe Robert Carswell beschrieb sie erstmals im Jahr 1838 und der französische Neurologe Jean-Martin Charcot erkannte sie 1868 als eigenständige Krankheit. Zu den genauen Ursachen von MS forschen Wissenschaftler:innen nach wie vor. Derzeit vermuten die Forscher und Forscherinnen, dass an der Entstehung von MS sowohl genetische Komponenten als auch verschiedene Umweltfaktoren beteiligt sind.

Die Gene, also die Erbanlagen, eines Menschen spielen dabei nur eine indirekte Rolle, denn Multiple Sklerose selbst ist nicht erblich. Es handelt sich also nicht um eine klassische Erbkrankheit. Eltern geben nämlich die Erkrankung nicht direkt an ihre Kinder weiter, sondern lediglich eine gewisse Veranlagung dafür. Ob die Krankheit tatsächlich ausbricht, bestimmen jedoch nicht die Gene allein.

Multiple Sklerose: Genetik und Umwelteinflüsse im Zusammenspiel

Während das MS-Risiko in der Gesamtbevölkerung bei ca. 0,1 Prozent liegt, ist es bei Personen, bei denen ein Elternteil an MS erkrankt ist, auf rund zwei Prozent erhöht. Sind beide Eltern betroffen, steigt es sogar auf etwa 20 Prozent. Das bedeutet, dass statistisch eines von fünf Kindern, deren Eltern beide an MS leiden, selbst erkranken wird. Im Umkehrschluss heißt dies aber auch, dass vier dieser fünf Kinder (trotz der genetischen Veranlagung) gesund bleiben. Selbst eineiige Zwillinge, die auf genetischer Ebene identisch sind, haben ein ca. 25-prozentiges Risiko, beide an Multipler Sklerose zu erkranken, wenn bei einem bzw. einer von ihnen MS diagnostiziert wird. Mehr über die Rolle der Genetik und den Umwelteinflüssen bei Multipler Sklerose erfahren Sie hier.

Da die Genetik allein nicht alle Fälle von Multipler Sklerose erklären kann, muss es folglich noch weitere Faktoren geben, die das Erkrankungsrisiko beeinflussen. Hier kommen Umweltfaktoren infrage – also Faktoren, die von außen auf den Körper einwirken und die, zumindest teilweise, beeinflussbar sind. Wissenschaftler:innen konnten mittlerweile verschiedene Merkmale nachweisen, die bei Menschen mit Multipler Sklerose gehäuft auftreten. Dazu gehören insbesondere:

  • ein niedriger Vitamin-D-Spiegel

  • bestimmte Virusinfektionen

  • eine ungesunde Darmflora

  • eine ungesunde Ernährung

  • Übergewicht

  • Rauchen

Aktuelle Erkenntnisse und offene Fragen

Ob es sich dabei in jedem Fall um Ursachen bzw. Auslöser der Multiplen Sklerose handelt oder ob einige dieser Merkmale vielmehr Begleiterscheinungen von MS sind, ist noch nicht vollständig geklärt. So ist es z. B. denkbar, dass eine ungesunde Darmflora das Risiko für Multiple Sklerose erhöht – es ist aber ebenfalls denkbar, dass die Erkrankung der Darmflora schadet. Bezüglich des Einflusses von Umweltfaktoren auf die Entstehung einer MS konnte die Forschung in einer jüngst veröffentlichten Studie einen lang vermuteten Zusammenhang von EBV (Epstein-Barr-Virus) und Multipler Sklerose belegen. Mehr über den Einfluss möglicher Umweltfaktoren, die zu Multipler Sklerose führen können, erfahren Sie hier.

Genetik und Umwelteinflüsse bei Multipler Sklerose: Fördert Übergewicht das MS-Risiko?

Übergewicht ist ein Risikofaktor für verschiedene Krankheiten, so auch für Multiple Sklerose: Studien konnten ein deutlich erhöhtes MS-Risiko bei Menschen mit Übergewicht zeigen. Die genauen Zusammenhänge sind jedoch noch nicht abschließend geklärt. Wissenschaftler:innen vermuten u. a., dass von Fettzellen produzierte Entzündungsbotenstoffe an der Entstehung von MS beteiligt sein könnten. Mehr über den Zusammenhang von Übergewicht und Multipler Sklerose erfahren Sie hier.

Auch wenn noch nicht alle Fragen der Wissenschaft beantwortet sind, kann MS dank intensiver Forschung heute bereits gut behandelt werden

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