Einen eindeutigen Test oder gar Selbsttest auf Multiple Sklerose (MS) gibt es bisher nicht. Eine MS-Diagnose erfordert verschiedene Untersuchungen durch einen Neurologen oder eine Neurologin. MS beginnt oft lange vor der eigentlichen Diagnose und äußert sich durch unterschiedliche Beschwerden. Was Sie über Selbsttests auf Multiple Sklerose wissen sollten und bei welchen Anzeichen ärztlicher Rat erforderlich ist, erfahren Sie hier.

Das Wichtigste in Kürze

  • Einen Selbsttest auf MS gibt es nicht, da dieser nicht zweifelsfrei die Diagnose stellen könnte.
  • Zur Ermittlung, ob eine Multiple Sklerose vorliegt, sind verschiedene Untersuchungen nötig. Nur so können andere Erkrankungen ausgeschlossen werden.
  • Selbsttests können zudem irreführend sein, da sie möglicherweise falsch positive oder falsch negative Ergebnisse liefern.
  • Bei einem Verdacht auf MS aufgrund typischer Symptome sollte daher immer der Hausarzt bzw. die Hausärztin kontaktiert werden.

Ist ein Selbsttest bei MS sinnvoll?

Die Diagnose einer Multiplen Sklerose ist komplex und erfordert eine Vielzahl an neurologischen Untersuchungen. Bisher gibt es keinen eindeutigen Nachweis für MS anhand bestimmter Blutwerte oder krankheitstypischer Marker. Vielmehr handelt es sich bei Multipler Sklerose um eine Ausschlussdiagnose, die erst gestellt wird, wenn alle anderen möglichen Ursachen für die vorliegenden Symptome ausgeschlossen werden können.

Zum Diagnoseverfahren bei Verdacht auf MS gehören daher einerseits die Betrachtung des klinischen Krankheitsbilds mit MS-Schüben und Symptomen, der Nachweis von Läsionen im Zentralnervensystem (ZNS) mittels MRT und die Untersuchung des Liquors (Nervenwassers) mittels einer Lumbalpunktion. Andererseits sind vielfältige weitere Untersuchungen bei MS erforderlich, insbesondere Bluttests. Diese dienen in erster Linie dazu, andere Erkrankungen auszuschließen, die in ihrem Erscheinen der Multiplen Sklerose ähneln können.

Eine frühe Diagnose der Erkrankung ist entscheidend für den langfristigen Therapieerfolg. Die Diagnoseverfahren für MS werden daher ständig weiterentwickelt. Falls Sie bei sich Symptome bemerken, die auf eine mögliche MS-Erkrankung hindeuten können oder Sie aus einem anderen Grund vermuten, an MS erkrankt zu sein, sollte Ihr Hausarzt bzw. Ihre Hausärztin Ihr erster Ansprechpartner bzw. Ihre erste Ansprechpartnerin sein. Er oder sie kann Sie bei Verdacht auf eine Multiple Sklerose an einen Neurologen oder eine Neurologin überweisen.

Selbsttest bei Multiple Sklerose: Wichtige Anzeichen beachten

Die bereits vor einer MS-Diagnose auftretenden Symptome können sich sehr verschieden in Art und Ausprägung bei den Betroffenen äußern. Da die Beschwerden zudem nach kurzer Zeit meist von selbst wieder abklingeln, werden die frühen Anzeichen von MS häufig übersehen.

Häufige erste Anzeichen einer Multiplen Sklerose sind:

  • Sensibilitätsstörungen (Empfindungsstörungen, z. B. Kribbeln, Taubheit, Brennen)

  • Fatigue (übermäßige Müdigkeit, Erschöpfung)

  • Sehstörungen (z. B. Doppelbilder, Gesichtsfeldausfälle, gestörtes Farbsehen)

  • Bewegungsstörungen (z. B. Tremor, Ataxie, Spastiken, Lähmungen)

Multiple Sklerose ist darüber hinaus nicht nur durch bestimmte Symptome charakterisiert, sondern auch die Art, wie diese Symptome auftreten, ist typisch für MS. Bei rund neun von zehn Menschen mit MS liegt zunächst eine schubförmig remittierende MS vor (RRMS). Das bedeutet, dass die Entzündungen im ZNS in Form von MS-Schüben auftreten. Von einem solchen Schub sprechen Mediziner:innen, wenn die Symptome über mindestens 24 Stunden andauern. Die Schubdauer selbst kann mitunter aber auch mehrere Tage bis Wochen betragen. Während eines Schubs treten neue Symptome auf oder bestehende verschlimmern sich. Danach entwickeln sich die Symptome meist wieder zurück, oft verschwinden sie sogar ganz. Bei MS-Patient:innen mit einer primär progredienten Multiplen Sklerose (PPMS) die typischen MS-Schübe hingegen. Die Symptome der MS sind bei ihnen von Beginn an dauerhaft und verschlechtern sich im Laufe der Zeit.

Wann ist ein Arztbesuch ratsam?

Beobachten Sie bei sich für Multiple Sklerose typische Symptome, wenden Sie sich bitte an Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin. Falls Ihnen bereits in der Vergangenheit Symptome aufgefallen sind, die sich nach einiger Zeit wieder zurückentwickelt haben, dann weisen Sie Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin bitte darauf hin. Bis zur Diagnose einer Multiplen Sklerose vergehen meist mehrere Monate, bis Jahre, besonders bei milden Krankheitsverläufen. Je früher die Erkrankung erkannt wird, umso schneller kann mit der Therapie begonnen werden. Moderne Behandlungsmethoden mit Medikamenten sowie auf die Krankheit abgestimmten Rehabilitationsmaßnahmen können den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Ziel der Therapie ist es, das Fortschreiten der MS zu verlangsamen sowie das Auftreten von Schüben zu verhindern.

Selbsttests bei Multiple Sklerose versus Progressionstests

Von diversen Selbsttest auf Multiple Sklerose im Internet sollten Sie absehen. Meist fragen solche Tests danach, ob Sie an bestimmten, häufigen MS-Symptomen leiden. Je nachdem, wie oft Sie mit „Ja“ antworten, teilen sie Ihnen dann Ihre „Wahrscheinlichkeit“ für eine MS-Erkrankung mit. Das ist jedoch wenig zuverlässig. Es sind sowohl falsch positive wie auch falsch negative Ergebnisse möglich. Denn:

  • Gerade im Frühstadium treten bei MS oft nur einzelne Symptome auf. Bei nur einem einzigen „Ja“ ermittelt ein Internet-Selbsttest auf MS daher evtl. ein niedriges Risiko, obwohl es ratsam wäre, einen Arzt bzw. eine Ärztin aufzusuchen.

  • Seltenere MS-Symptome werden gar nicht erfragt. Auch in diesem Fall könnten Sie sich wegen eines angeblich niedrigen Risikos „in falscher Sicherheit wiegen“.

  • Zu guter Letzt gibt es viele Erkrankung, die dieselben Symptome wie MS hervorrufen. Daher sind für eine ärztliche Diagnose so viele Untersuchung notwendig. Nicht zu verwechseln sind die Selbsttests auf MS aus dem Internet im Übrigen mit diversen Progressionstests. Das sind Tests, die bspw. Auskunft darüber geben, wie sich eine bestehende Multiple Sklerose bei einem Menschen mit MS entwickelt.

    Einige Beispiele sind:

    1. Der SDMT (Symbol Digit Modalities Tests) zur Beurteilung der kognitiven Fähigkeiten
    2. Der 9HPT (9-Hole Peg Test) zur Einschätzung der Handfunktion
    3. Der T25FW (Timed 25-Foot Walk) zur Analyse der Gehfähigkeit

Progressionstests: Geeignete Verfahren zur Beurteilung des Krankheitsverlaufs

Bei diesen Tests handelt es sich nicht um Selbsttests, sondern um standardisierte Testverfahren, die geschultes, medizinisches Fachpersonal gemeinsam mit den Patient:innen durchführt. Einige dieser Tests sind mittlerweile auch schon digitalisiert und können per „verschriebener App“ absolviert werden. D. h. die entsprechenden Test-Apps sind nicht als freier Download verfügbar, sondern gelten als Medizinprodukt (Digitale Gesundheitsanwendungen, kurz DiGAs) und müssen entsprechend vom behandelnden Arzt bzw. der behandelnden Ärztin verordnet werden.

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