Migräne betrifft mehr und mehr Kinder und Jugendliche und äußert sich oft anders als bei Erwachsenen. Häufige Symptome reichen von starken Kopfschmerzen bis hin zu Übelkeit und Bauchschmerzen. Eltern stehen oft vor der Frage, wie sie ihren Kindern am besten helfen können: Sind Hausmittel ausreichend oder sind Medikamente geeigneter? Lesen Sie hier alles Wissenswerte über Migräne bei Kindern und Jugendlichen, wie häufig die Erkrankung in dieser Altersgruppe auftritt und welche Behandlungsmethoden am effektivsten sind. 

Das Wichtigste in Kürze 

  • Die Häufigkeit von Migräne kann in der Pubertät abnehmen und bei etwa der Hälfte der betroffenen Kinder verschwinden die Symptome vollständig. 
  • Kinder haben oft Schwierigkeiten, ihre Symptome genau zu beschreiben, weshalb die Beobachtungen der Eltern besonders hilfreich sind. 
  • Betroffene, deren Eltern Migräne haben, haben ein zwei- bis vierfach erhöhtes Risiko, ebenfalls davon betroffen zu sein. 
  • Migräne-Symptome äußern sich oft anders als bei Erwachsenen, z. B. durch kürzere Anfälle und intensivere Begleitsymptome. 
  • Die Behandlung von Migräne bei Kindern umfasst Verhaltensmaßnahmen, Hausmittel und medikamentöse Ansätze, die immer in Absprache mit einem Arzt oder einer Ärztin erfolgen sollten. 

Migräne betrifft nicht nur Erwachsene 

Migräne ist eine neurologische Erkrankung, die nicht nur Erwachsene betrifft, sondern auch bei Kindern und Jugendlichen weit verbreitet ist. Trotz ihrer Häufigkeit wird Migräne bei den jüngsten Betroffenen oft übersehen 

Eine Untersuchung mit fast 7000 Schülerinnen und Schülern zeigt, dass bis zum 12. Lebensjahr etwa 90 % der Kinder bereits Erfahrungen mit Kopfschmerzen gemacht haben. Von diesen Kindern hatten rund 60 % Spannungskopfschmerzen, während bis zu 12 % Migräneanfälle erlebten. 

Gut zu wissen

Ist Migräne bei Kindern heilbar? Oft erhalten Eltern, die sich an eine Kinderärztin oder einen Kinderarzt wenden, die Auskunft, dass Migräne bei Kindern nicht vollständig heilbar sei oder keine klare Ursache für die Kopfschmerzen gefunden werden könne. Hier lohnt es sich, genauer hinzusehen. Ein wichtiger Faktor bei der Entstehung der Migräne ist die genetische Veranlagung. Kinder, deren Eltern Migräne haben, haben ein zwei- bis vierfach erhöhtes Risiko, ebenfalls davon betroffen zu sein. Es ist zwar richtig, dass bei Migräne ein übererregbares Nervensystem nicht vollständig „abgeschaltet“ werden kann, jedoch gibt es viele wirksame Behandlungsmöglichkeiten. Mit bestimmten Maßnahmen und Verhaltensänderungen können Migräneanfälle auch bei Kindern deutlich reduziert werden. Außerdem nimmt die Häufigkeit von Migräne in der Pubertät oft ab. Bei etwa der Hälfte der betroffenen Kinder verschwinden die Symptome vollständig, wenn sie das Jugendalter erreichen. Mehr zu den Ursachen von Migräne erfahren Sie hier. 

Welche Migräne Symptome treten bei Kindern auf? 

Kinder erleben eine Migräneattacke oft anders und mit anderen Symptome als Erwachsene. Zum Beispiel sind Migräneanfälle bei Kindern in der Regel kürzer. Während die Dauer bei Erwachsenen bis zu 72 Stunden betragen kann, kann ein Migräneanfall bei Kindern, den sie oft als „böser Kopf“ bezeichnen, bereits nach zwei Stunden abklingen. Viele Kinder stellen dabei ihre Aktivitäten ein, sei es beim Spielen oder Lernen. Sie werden blass, legen sich freiwillig hin und schlafen. Meistens wachen sie nach diesem Schlaf beschwerdefrei wieder auf. In bestimmten Fällen kann der Anfall jedoch bis zu 48 Stunden dauern. 

Kinder erleben Migräne oft beidseitig und die Begleitsymptome können intensiver sein. Mögliche Begleitsymptome sind zum Beispiel: 

  • Übelkeit 
  • Erbrechen 
  • Durchfall 
  • Empfindlichkeit gegenüber Licht, Lärm und Gerüchen

Zusätzlich können bei Kindern folgende Symptome auftreten: 

  • Bauchschmerzen 
  • Herzrasen 
  • Veränderungen der Hautfarbe 
  • Starker Durst oder Hunger 
  • Häufiger Harndrang 
  • Müdigkeit und häufiges Gähnen 
  • Erhöhte Temperatur 
  • Nervosität und Unruhe

Da Kinder ihre Beschwerden oft nicht genau erklären können, sind die Beobachtungen der Eltern besonders hilfreich. 

Normalerweise herrscht zwischen den Anfällen vollständige Kopfschmerzfreiheit. Wenn diese Freiheit nicht gegeben ist, sollten andere mögliche Ursachen durch gründliche Untersuchungen ausgeschlossen werden, wie: 

  • Infektionen: Krankheiten, die durch Bakterien oder Viren verursacht werden.
  • Entzündungen: Reaktionen des Körpers auf schädliche Reize, die Schmerzen und Schwellungen verursachen können.
  • Fehlbildungen im Gehirn: Anomalien in der Struktur des Gehirns, die von Geburt an vorhanden sein können.
  • Tumore: Abnormale Zellwucherungen, die gutartig oder bösartig (Krebs) sein können.

Kopfschmerzen, die durch andere Erkrankungen verursacht werden, nennt man sekundäre Kopfschmerzen. Lesen Sie mehr zu den unterschiedlichen Ursachen von Kopfschmerzen. 

Migräne mit Aura bei Kindern

Wie oft erleben Kinder eine Migräne mit Aura? Die Aura ist eine besondere Art der Migräne, bei der visuelle oder sensorische Störungen (z. B. Sehstörungen oder Kribbeln) auftreten. Die Häufigkeit variiert zwischen 9 % und 50 %. Bei Kindern kommt es überwiegend zu visuellen Störungen (Sichtstörungen). Weitere mögliche Symptome einer Migräne mit Aura bei Kindern können Augenzittern, Sprachstörungen und Verwirrtheitszustände sein.  

Bauchmigräne bei Kindern

Eine weitere spezielle Form der Migräne bei Kindern ist die sogenannte „Bauchmigräne“ oder abdominelle Migräne. Diese Form ist gekennzeichnet durch wiederkehrende Bauchschmerzen, die oft von: 

  • Blässe 
  • Appetitlosigkeit 
  • Übelkeit
  • Erbrechen  

begleitet werden. Interessanterweise kann die abdominelle Migräne ein Vorläufer der klassischen Migräne sein. Eltern berichten häufig, dass ihre Kinder zunächst Bauchmigräne erlebten, bevor sie später typische Migräneattacken mit Kopfschmerzen entwickelten. 

Es gibt über 200 verschiedene Arten von Kopfschmerzen. Doch wie erkennen Sie, ob es sich um Migräne handelt und doch um Spannungskopfschmerzen? Erfahren Sie hier mehr über die unterschiedlichen Kopfschmerzarten und deren spezifische Merkmale 

Was hilft gegen Migräne bei Kindern? 

Laut den Leitlinien ist die Basistherapie bei Kindern mit Migräne besonders wichtig und effektiv. Doch was versteht man eigentlich unter Basistherapie? Die Basistherapie ist eine grundlegende, erste Behandlungsmethode, die darauf abzielt, die akuten Symptome einer Migräneattacke zu lindern, bevor stärkere medikamentöse oder therapeutische Interventionen in Betracht gezogen werden. 

Bei kurzen Migräneattacken von weniger als drei Stunden kann die Anwendung von lokalen Kühlmethoden, wie das Auflegen eines kalten Lappens auf Stirn und Schläfen, in Kombination mit Ruhe und Schlaf oft ausreichend sein, um die Kopfschmerzen zu behandeln. Diese Maßnahmen reduzieren die Intensität der Schmerzen und können die Dauer der Attacke verkürzen. Auch das Hinlegen in einem abgedunkelten und ruhigen Raum kann Linderung verschaffen. Durch diese nicht-medikamentösen Ansätze können Eltern und Betreuer:innen den betroffenen Kindern schnell und schonend Erleichterung verschaffen. 

Medikamente gegen Migräne bei Kindern 

Wenn dennoch die Migräne-Attacke nicht nachlässt, dürfen auch Kinder geeignete Medikamente einnehmen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass nicht alle Wirkstoffe für junge Patient:innen geeignet sind. Die Auswahl der richtigen Medikation sollte stets in ärztlicher Absprache erfolgen. 

Für die medikamentöse Behandlung, wenn die Basistherapie keine Linderung verschafft, gibt es mehrere Ansätze: 

  • Ibuprofen und Paracetamol gegen Schmerzen: Bei stärkeren Attacken wird die Einnahme von Ibuprofen (10 mg/kg Körpergewicht) oder als zweite Wahl Paracetamol (15 mg/kg Körpergewicht) empfohlen. Es ist wichtig, diese Medikamente nur in Absprache mit einer (Kinder-)Ärztin oder einem (Kinder-)Arzt zu verabreichen und die in der Packungsbeilage angegebenen Dosierungen genau einzuhalten. 
  • Triptane gegen Schmerzen für Jugendliche: Diese rezeptpflichtigen Medikamente sind speziell für die Behandlung von Migräne zugelassen und können bei unzureichender Wirkung von Schmerzmitteln angewendet werden. Ab dem 12. Lebensjahr können Sumatriptan-Nasenspray (10 mg) und Zolmitriptan-Nasenspray (5 mg) eingesetzt werden. Die orale Einnahme dieser Medikamente ist jedoch für Kinder und Jugendliche nicht zugelassen. Rizatriptan und Almotriptan sind ebenfalls Migränemedikamente, jedoch nicht für Kinder zugelassen. Obwohl umfangreiche Daten zu diesen Wirkstoffen vorliegen, dürfen sie nur in besonderen Fällen und nach Rücksprache mit einer Ärztin oder einem Arzt angewendet werden.  
  • Antiemetika gegen Übelkeit: Bei Migräneattacken, die von Übelkeit begleitet werden, wird empfohlen, zuerst ein Antiemetikum zu verabreichen. Hier kommt der Wirkstoff Domperidon zum Einsatz, welcher speziell für Kinder empfohlen wird. Domperidon ist ab dem 12. Lebensjahr zugelassen. 

Verhaltenstherapie zur Vorbeugung 

Während Erwachsene häufig mit einem Migräne-Tagebuch feststellen können, welche Faktoren (sogenannte Triggerfaktoren) ihre Migräne-Attacken auslösen, gestaltet sich die Suche nach diesen Auslösern bei Kindern oft schwieriger. Einige Verhaltensmaßnahmen haben sich jedoch auch bei Kindern als effektiv erwiesen: 

  • Regelmäßiger Tagesablauf: Ein strukturierter Tagesablauf ist für Kinder mit Migräne besonders wichtig. Feste Ruhephasen und geregelte Zeiten zum Zubettgehen und Aufstehen helfen, das Risiko von Migräne-Attacken zu reduzieren. Diese Regelmäßigkeit unterstützt den natürlichen Rhythmus des Körpers und kann vorbeugend wirken. 

  • Gesunde und ausgewogene Ernährung: Es ist essenziell, dass Kinder regelmäßig und ausgewogen essen. Mahlzeiten wie Frühstück, Mittagessen und Abendbrot sollten nicht ausgelassen werden, um Energiedefizite und starke Schwankungen des Blutzuckerspiegels zu vermeiden. Diese Schwankungen können Migräne begünstigen. Der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel wie Schokolade, Käse, Zitrusfrüchte oder Milchprodukte zeigt hingegen meist keinen signifikanten Effekt auf die Anfallshäufigkeit. 

  • Vermeidung körperlicher Überanstrengung: Kinder sollten ausreichend Schlaf und regelmäßige Pausen erhalten, um ihre Energiereserven wieder aufzufüllen. Übermäßige körperliche Anstrengung ohne ausreichende Erholung kann Migräne-Anfälle fördern. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Aktivität und Ruhe ist daher entscheidend. 

  • Begrenzung des Medienkonsums: Die heutige digitale Welt bietet Kindern eine Vielzahl an Ablenkungen. Eltern sollten gemeinsam mit ihren Kindern feste Medienzeiten vereinbaren, um Überlastung und Stress zu vermeiden, die Migräne auslösen können. 

  • Frische Luft und Vermeidung von Reizstoffen: Regelmäßiges Lüften der Innenräume und der Aufenthalt im Freien sind wichtig, um frische Luft zu gewährleisten. Chemische Reizstoffe wie Autoabgase, Zement- und Kohlenstaub, Farbstoffe, Fabrikabgase, Lösungsmittel und andere Schadstoffe können Migräne auslösen und sollten möglichst gemieden werden. 

Fazit 

Durch die Umsetzung der oben genannten Maßnahmen kann die Häufigkeit und Stärke der Symptome von Migräne-Attacken bei Kindern und Jugendlichen oft deutlich reduziert werden. Wenn dennoch eine Migräne-Attacke auftritt, dürfen auch Kinder geeignete Medikamente einnehmen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass nicht alle Wirkstoffe für junge Patient:innen geeignet sind. Die Auswahl der richtigen Medikation sollte stets in Absprache mit einem Arzt oder einer Ärztin erfolgen. 

Falls Ihr Kind Migräne hat, können Sie sich an eine spezialisierte Kopfschmerzambulanz oder ein Kopfschmerzzentrum wenden. Es ist sinnvoll, sich vorab zu informieren, ab welchem Alter dort Kinder und Jugendliche behandelt werden. Auch wenn ernste Erkrankungen des Nervensystems bei Kindern selten vorkommen, ist eine gründliche ärztliche Untersuchung wichtig, um sicherzustellen, dass Ihr Kind ansonsten gesund ist. 

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Geprüft durch unser pharmazeutisches Team

Felix Hoffman, pharmazeutischer Experte

„An der Pharmazie fasziniert mich am meisten, wie alles zusammenspielt. Von Zusammenhängen im Stoffwechsel hin zur Einnahme von Medikamenten. Wer sich damit auskennt, kann sein Leben positiv beeinflussen.“ 

Felix Hoffmann lebt für die Pharmazie und bringt eine große Expertise in der Beratung mit. Mit seinem fundierten Wissen garantiert er die hohen Qualitätsstandards der pharmazeutischen Inhalte auf apo.com. 

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