Ein Schwangerschaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes oder Diabetes Typ 4 genannt, tritt bei fünf bis sechs Prozent aller Schwangerschaften auf und zählt zu den häufigsten Komplikationen in der Schwangerschaft. Verursacht wird Schwangerschaftsdiabetes durch hormonelle Veränderungen, die der Körper der werdenden Mutter während der Schwangerschaft durchläuft. Erfahren Sie hier mehr über die Ursachen eines Schwangerschaftsdiabetes und welche Risikofaktoren zu seinem Auftreten beitragen können.

Das Wichtigste in Kürze

  • Als auslösende Ursache für einen Schwangerschaftsdiabetes werden die hormonellen Veränderungen während einer Schwangerschaft diskutiert.
  • Auf Basis einer genetischen Veranlagung spielen zudem Lebensstil und Übergewicht der Frau eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung eines Schwangerschaftsdiabetes.
  • Weitere bekannte Risikofaktoren sind die Herkunft, das mütterliche Alter, die Anzahl der Geburten sowie das Auftreten eines Schwangerschaftsdiabetes in einer vorangegangenen Schwangerschaft.

Ursachen des Schwangerschaftsdiabetes

In der zweiten Schwangerschaftshälfte sorgt die vermehrte Ausschüttung bestimmter Hormone dafür, dass der Blutzuckerspiegel ansteigt. Damit wird sichergestellt, dass genügend Energie in Form von Zucker für das Wachstum des ungeborenen Kindes bereitsteht.

Mechanismus hinter dem Schwangerschaftsdiabetes

Um den Blutzuckerspiegel zu regulieren, produziert die Bauchspeicheldrüse das Hormon Insulin. Insulin sorgt für die Aufnahme von Zucker aus dem Blut in die Zellen. Es wirkt also blutzuckersenkend. Der Körper der werdenden Mutter reagiert auf einen erhöhten Blutzuckerspiegel folglich durch eine gesteigerte Produktion von Insulin. Kann dieser gesteigerte Bedarf an Insulin nicht gedeckt werden, kann sich ein Schwangerschaftsdiabetes entwickeln.

Die in der Schwangerschaft freigesetzten Hormone bewirken neben einer Blutzuckererhöhung zudem eine verminderte Wirksamkeit von Insulin. Mediziner:innen sprechen hier von einer natürlich einsetzenden Insulinresistenz. Das Zusammenspiel aus einer unzureichenden Insulinproduktion und einer Insulinresistenz führt letztlich zu einer dauerhaften Erhöhung des Blutzuckerspiegels. Ein Schwangerschaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes oder Typ-4-Diabetes liegt vor.

Dr. Maximiliane Knöfel, Diabetologin und Expertin für Schwangerschaftsdiabetes, sagt:

Während der Schwangerschaft ähnelt der Stoffwechsel des Körpers ein bisschen dem eines Menschen mit Typ-2-Diabetes, da die Insulinsensibilität des Körpers und die Insulinwirkung herabgesetzt werden. Es ist also normal, dass das Insulin in der Schwangerschaft nicht so ganz wirkt. Wenn das Insulin aber nicht mehr ausreicht, um den Stoffwechsel des Körpers zu regulieren, dann spricht man von einem Schwangerschaftsdiabetes.

Umweltfaktoren spielen auch eine Rolle

Die medizinische Wissenschaft geht davon aus, Schwangere spricht mit Medizinerindass sowohl für die Insulinresistenz als auch für die Insulinsekretionsstörung genetische Veranlagungen vorliegen. Deren Ausprägungen werden jedoch maßgeblich durch Umweltfaktoren (Lebensstil und Übergewicht) bestimmt. Insofern ähneln die Ursachen eines Schwangerschaftsdiabetes denen eines Typ-2-Diabetes. Daher wird heutzutage ein Gestationsdiabetes als eine Form des Prä-Typ-2-Diabetes angesehen.

Risikofaktoren für Schwangerschaftsdiabetes

In Deutschland wird bei etwa fünf von 100 Schwangerschaften ein Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert. Vermutlich liegt die tatsächliche Zahl aufgrund einiger unentdeckter Fälle noch etwas höher. Jedoch tragen nicht alle Schwangere dasselbe Risiko. Bestimmte Frauen erkranken mit höherer Wahrscheinlichkeit als andere.

Die wichtigsten Risikofaktoren für Schwangerschaftsdiabetes sind:

  • mütterliches Alter über 35

  • bestehendes (starkes) Übergewicht bereits vor der Schwangerschaft (sogenannte präkonzeptionelle Adipositas mit einem Body-Mass-Index > 30 kg/m2)

  • familiäre Diabeteserkrankungen (genetische Prädisposition)

Außerdem weisen Frauen, bei denen bereits während einer früheren Schwangerschaft ein Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert wurde, ein erhöhtes Risiko auf, erneut zu erkranken. Auch die Anzahl an Fehlgeburten sowie vorausgegangener Schwangerschaften sind bekannte Risikofaktoren für die Entwicklung eines Schwangerschaftsdiabetes.

Darüber hinaus haben schwangere Frauen, deren ethnische Herkunft im östlichen und südlichen asiatischen Raum liegt, ein erhöhtes Erkrankungsrisiko.

Neue Studien zeigten zudem, dass ein Vitamin-D-Mangel mit einem erhöhten Risiko verbunden ist, einen Schwangerschaftsdiabetes zu entwickeln.

Eine frühzeitige Erkennung ist entscheidend

Die Symptome eines Schwangerschaftsdiabetes, wie beispielsweise Müdigkeit und Schwäche, sind unspezifisch. Viele Schwangere nehmen sie kaum wahr oder führen sie auf ihre Schwangerschaft zurück. Damit der Schwangerschaftsdiabetes dennoch zweifelsfrei festgestellt werden kann, ist zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche ein Screeningtest auf einen Typ 4 Diabetes im Rahmen der regulären Schwangerschaftsvorsorge mit dem sogenannten oralen Glukosetoleranztest vorgesehen. Ist das Screening positiv, erfolgen weitere diagnostische Untersuchungen. Stellt der Arzt oder die Ärztin die Diagnose „Gestationsdiabetes“, beginnt umgehend die Behandlung.

Eine frühzeitige Diagnostik und eine intensive Behandlung ist bei Schwangerschaftsdiabetes unabdinglich, um das Risiko möglicher Komplikationen für Mutter und Kind zu reduzieren. Nutzen Sie daher für eine erste unkomplizierte Abklärung und Einordnung neu aufgetretener Symptome unseren Symptomchecker.

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Gut zu wissen

Frauen mit (starkem) Übergewicht sollten bereits bei Kinderwunsch auf eine Gewichtsreduktion durch einen gesunden Lebensstil achten und diesen ebenfalls in der Schwangerschaft beibehalten.

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  • S2e-Leitlinie Diabetes in der Schwangerschaft. 3. Auflage. 2021. Deutsche Diabetes Gesellschaft.
  • Lende M, Rijhsinghani A. Gestational Diabetes: Overview with Emphasis on Medical Management. Int J Environ Res Public Health. 2020 Dec 21;17(24):9573. doi: 10.3390/ijerph17249573. PMID: 33371325; PMCID: PMC7767324.

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