Bei etwa 5 von 100 Schwangeren sind die Blutzuckerwerte zu hoch und ein Schwangerschaftsdiabetes liegt vor. Schwangerschaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes oder Diabetes Typ 4 genannt, verursacht üblicherweise keine spezifischen Symptome. Daher wird laut Mutterschaftsrichtlinien jeder Schwangeren ein Screeningtest zur Feststellung von Schwangerschaftsdiabetes im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen empfohlen. Lesen Sie hier, wie die Diagnose eines Schwangerschaftsdiabetes gestellt wird.

Das Wichtigste in Kürze

  • Schwangerschaftsdiabetes ist eine der häufigsten Komplikationen während der Schwangerschaft.
  • Als Ursache gelten die Veränderungen im Hormonhaushalt.
  • Risikofaktoren sind v. a. das mütterliche Alter und Gewicht.
  • In der Regel verursacht Schwangerschaftsdiabetes keine spezifischen Symptome.
  • Die Mutterschafts-Richtlinien sehen daher einen Screeningtest auf Schwangerschaftsdiabetes im Rahmen der allgemeinen Vorsorgeuntersuchungen zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche vor.

Such- und Diagnosetest für Schwangerschaftsdiabetes

Ein Gestationsdiabetes zählt zu den häufigsten Schwangerschaftskomplikationen. Bleibt diese Form von Diabetes unentdeckt, kann es zu teils gravierenden gesundheitlichen Problemen bei Mutter und Kind kommen. Die Ursachen für den Schwangerschaftsdiabetes liegen in den Veränderungen des Hormonhaushalts während der Schwangerschaft begründet. Als bekannte Risikofaktoren für Schwangerschaftsdiabetes gelten v. a. das mütterliche Alter und das Gewicht.

Um einen Schwangerschaftsdiabetes zu diagnostizieren, führt der behandelnde Arzt bzw. die behandelnde Ärztin in der Regel ein zweistufiges Testverfahren durch. Dieses besteht aus einem Vortest und ggf. einem Diagnosetest. Beide Testverfahren sind für Mutter und Kind völlig ungefährlich.

Suchtest

Bei dem Vortest handelt es sich um einen sogenannten 50-Gramm-Suchtest („Glucose Challenge Test“). Die Schwangere trinkt dafür ein Glas Wasser (200ml), in dem 50 Gramm Zucker (Glukose) gelöst sind. Eine Stunde später erfolgt eine Blutzuckermessung. Ergibt diese einen normalen Blutzuckerwert von unter 135 mg/dl (7,5 mmol/l), dann ist der Test damit abgeschlossen und es liegt kein Diabetes vor. Liegt der gemessene Blutzucker jedoch über diesem Grenzwert, dann ist ein Diagnosetest erforderlich.

Diagnosetest

Für den Diagnosetest muss die Schwangere nüchtern sein, d. h. sie darf vor dem Test mindestens acht Stunden nichts essen und nur stilles Wasser trinken. Um die Diagnose eines Schwangerschaftsdiabetes zu stellen, misst der Arzt bzw. die Ärztin zunächst den Nüchternblutzucker der Schwangeren. Anschließend trinkt sie eine 75-Gramm-Glukoselösung. Eine bzw. zwei Stunden später erfolgt jeweils eine weitere Blutzuckermessung. Für diese drei Messungen gelten jeweils folgende Grenzwerte:

Werte

  • nüchtern: 92 mg/dl (5,1 mmol/l)

  • nach einer Stunde: 180 mg/dl (10 mmol/l)

  • nach zwei Stunden: 153 mg/dl (8,5 mmol/l)

Bei einem Überschreiten eines dieser Werte gilt die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes als gesichert. Dann erfolgt umgehend eine Behandlung, um den Blutzucker der werdenden Mutter zu normalisieren. Bei einem Nüchternblutzucker ab 126 mg/dl (7,0 mmol/l) oder falls der Messwert nach zwei Stunden über 200 mg/dl (11,1 mmol/l) liegt, wird hingegen kein Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert. In diesem Fall liegt ein anderer Diabetes-Typ vor, der sich erstmals während der Schwangerschaft manifestiert und bislang unbemerkt blieb.

Der behandelnde Arzt bzw. die Ärztin sprechen hier von einem “in der Schwangerschaft festgestellten manifesten Diabetes”. Anhand diagnostischer Verfahren erfolgt im Weiteren die Differenzierung in Typ-1-Diabetes, Typ-2-Diabetes oder eine andere Unterform.

Wie sinnvoll ist der Suchtest?

Der primäre Ansatz des Vortests (Suchtests) zur Diagnose von Schwangerschaftsdiabetes wird kontrovers diskutiert, da er nicht den Nüchternblutglukosewert erfasst. Dieser wird erst in dem bei Bedarf angesetzten nachfolgenden Diagnosetest mitbestimmt. Allerdings liegen Studienergebnisse vor, bei welchen eine bestimmte Anzahl an Frauen mit Gestationsdiabetes eine alleinige Erhöhung des Nüchternblutglukosewertes aufwiesen. Insbesondere bei einem Vorliegen von Risikofaktoren bei der schwangeren Frau empfehlen die Fachgesellschaften daher eine ergänzende Bestimmung der Nüchternblutglukose.

Gut zu wissen

Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für den Suchtest. Für einen Diagnosetest zahlen sie jedoch nur dann, wenn ein zuvor durchgeführter Suchtest ein auffälliges Ergebnis zeigt, und eine weitere Abklärung erforderlich macht. Um sich so sicher wie möglich zu fühlen, sollten schwangere Frauen daher mit ihrem behandelnden Arzt bzw. Ärztin Rücksprache halten, um das geeignete Testverfahren individuell auszuwählen.

Diagnose Schwangerschaftsdiabetes: Wann sollte getestet werden?

Reagenzgläser, BlutprobenEin Schwangerschaftsdiabetes verursacht bei der Schwangeren im Allgemeinen keine spezifischen Beschwerden. Typische Symptome, wie häufiges Wasserlassen oder Müdigkeit, werden oft als normale Begleiterscheinungen einer Schwangerschaft gedeutet und nicht näher beachtet. Daher empfehlen die deutschen Mutterschaftsrichtlinien allen Schwangeren einen Test zur Diagnose von Schwangerschaftsdiabetes im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen. Falls vorab keine Risikofaktoren für Schwangerschaftsdiabetes vorliegen, erfolgt dieser Test zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche.

Beim Vorliegen spezifischer Risikokonstellationen bei der werdenden Mutter sollte eine Abklärung eines Gestationsdiabetes bereits in der Frühschwangerschaft, also innerhalb der ersten zwölf Schwangerschaftswochen, erfolgen. Bekannte Risikofaktoren sind unter anderem ein mütterliches Alter über 35 Jahren, Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas), das Auftreten von Diabetes in der Familie oder eines Schwangerschaftsdiabetes in einer vorangegangenen Schwangerschaft.

  • S3-Leitlinie Gestationsdiabetes mellitus (GDM), Diagnostik, Therapie und Nachsorge. 2. Auflage. 2018. Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Schwangerschaft der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Arbeitsgemeinschaft Geburtshilfe und Pränatalmedizin in der DGGG.
  • S2e-Leitlinie Diabetes in der Schwangerschaft. 3. Auflage. 2021. Deutsche Diabetes Gesellschaft.
  • Bekanntmachung eines Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Änderung der Richtlinien über die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft und nach der Entbindung (Mutterschafts-Richtlinien): Einführung eines Screenings auf Gestationsdiabetes Vom 15. Dezember 2011. Bundesministerium für Gesundheit
  • Barak O, Yoles I, Wainstock T, Gadassi N, Schiller T, Vaisbuch E. The association between an oral glucose tolerance test performed at term pregnancy and obstetric outcomes. Obstet Med. 2022 Sep;15(3):185-189. doi: 10.1177/1753495X211055634. Epub 2021 Nov 11. PMID: 36262815; PMCID: PMC9574452.
  • Mack LR, Tomich PG. Gestational Diabetes: Diagnosis, Classification, and Clinical Care. Obstet Gynecol Clin North Am. 2017 Jun;44(2):207-217. doi: 10.1016/j.ogc.2017.02.002. PMID: 28499531.

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