Bei Diabetes Typ 1 handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, deren Ursachen & Risikofaktoren noch nicht abschließend erforscht sind. Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass diese Form von Diabetes durch ein Zusammenspiel aus einer genetischen Veranlagung in Kombination mit verschiedenen Umwelteinflüssen zustande kommt. Erfahren Sie hier, was bisher über die Diabetes Typ 1 Ursachen und Risikofaktoren bekannt ist.

Das Wichtigste in Kürze

  • Diabetes Typ 1 ist eine chronische Stoffwechselstörung, die durch eine Autoimmunreaktion hervorgerufen wird.
  • Bei der Autoimmunreaktion werden gesunde, insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse angegriffen und zerstört. Die Folge ist ein Mangel an Insulin (absoluter Insulinmangel).
  • Das Hormon Insulin stellt die Versorgung der Zellen mit dem Energielieferanten Glukose sicher.
  • Fehlt Insulin, gelangt der Zucker nicht in die Zellen, sondern bleibt im Blut zurück, wodurch der Blutzuckerspiegel ansteigt (Hyperglykämie).
  • Als Ursache für Diabetes Typ 1 vermuten Wissenschaftler:innen eine Kombination aus genetischer Veranlagung und auslösenden Umweltfaktoren (z. B. bestimmten Virusinfektionen).

Ursachen & Risikofaktoren von Diabetes Typ 1

Typ 1 Diabetes tritt vorwiegend in jüngeren Lebensjahren auf, kann sich jedoch auch im späteren Lebensalter zeigen. Er beruht auf einem absoluten Insulinmangel. Insulin ist ein Hormon, welches die über die Nahrung aufgenommene Glukose in die Zellen schleust, um diese mit Energie zu versorgen. Bei Diabetes Typ 1 kommt es durch eine Autoimmunreaktion zu einer fortschreitenden Zerstörung der insulinproduzierenden Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Während anfangs die verbleibenden Beta-Zellen diesen Verlust noch ausgleichen können, treten im weiteren Verlauf der Erkrankung (wenn in etwa 80 % der Beta-Zellen zerstört sind) die für Diabetes Typ-1-typischen Symptome auf. Dazu zählen allen voran ständiger Durst, häufiges Wasserlassen, stetige Müdigkeit und ungewollte Gewichtsabnahme.

Dr. Tobias Wiesner, Diabetologe und Endokrinologe in Leipzig sagt:

Patient:innen mit einem Typ-1-Diabetes produzieren in einem sogenannten autoimmunen Prozess Antikörper gegen die eigene Bauchspeicheldrüse. Das heißt, der Körper erkennt das Organ versehentlich als etwas Fremdes an und versucht sie “loszuwerden”. Diese Antikörper führen dann dazu, dass die Bauchspeicheldrüse nicht mehr genügend Insulin produzieren kann.

Zusammenwirken von Faktoren bei Diabetes Typ 1

Während anfangs die verbleibenden Beta-Zellen diesen Verlust noch ausgleichen können, treten im weiteren Verlauf der Erkrankung (wenn in etwa 80 % der Beta-Zellen zerstört sind) die für Diabetes Typ 1 typischen Symptome auf. Dazu zählen allen voran ständiger Durst, häufiges Wasserlassen, stetige Müdigkeit und ungewollte Gewichtsabnahme.

Welche Ursachen und Risikofaktoren für Diabetes Typ 1 verantwortlich sind, konnte die medizinische Forschung noch nicht abschließend klären. Es gilt allerdings als gesichert, dass die Entwicklung der Autoimmunreaktion sowohl von einer genetischen Veranlagung (familiäre Prädisposition) für die Krankheit, als auch von einem oder mehreren Umweltfaktoren abhängt, z. B. Virusinfektionen, Ernährungsfaktoren und dem Ausgesetztsein gegenüber Toxinen.

Genetische Veranlagung als Ursache und Risikofaktor bei Diabetes Typ 1

Diabetes Typ 1 zählt zu den sogenannten polygenetischen Erkrankungen, d. h. mehrere Gene sind an der Entstehung der Erkrankung beteiligt.

Der wichtigste genetische Vorhersagemarker für Typ 1 Diabetes sind bestimmte HLA-Gene. Das HLA-System (humanes Leukozyten-Antigen-System) ist von zentraler Bedeutung für die Funktion des Immunsystems.

Es gibt protektive, also vor Typ-1-Diabetes schützende HLA-Gen-Kombinationen, sowie bestimmte Risiko-HLA-Gen-Kombinationen. Letztere liegen bei über 90 % der Kinder mit Typ-1-Diabetes vor. Bei einer Risikogenkonstellation aktiviert das HLA-System T-Zellen, denen u. a. eine tragende Rolle bei der Zerstörung der Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse zugesprochen wird.

Sind neben den Risikogenen zudem Familienangehörige 1. Grades, also Vater und Mutter, von Typ 1 Diabetes betroffen, steigt das Risiko für das Kind, ebenfalls daran zu erkranken.

Durch die Kombination einer HLA-Genotypisierung und einer Familienanamnese ist es möglich, das Diabetesrisiko eines Kindes bereits bei Geburt einzuschätzen.

Gut zu wissen

Das Risiko für Nachkommen eines an Diabetes Typ 1 erkrankten Menschen selbst diese Diabetesform zu entwickeln, liegt zwischen sechs bis 10 %.

Genetische Faktoren sind jedoch nicht allein für die Entwicklung von Diabetes Typ 1 verantwortlich. Aus Untersuchungen von eineiigen Zwillingen weiß man, dass nur in etwa 30 % beide Zwillinge an einem Typ 1 Diabetes erkranken. Daraus wird ersichtlich, dass exogene Faktoren eine wichtige Rolle für die Diabetesentstehung spielen.

Umwelteinflüsse als Risikofaktoren für Diabetes-Typ-1

Neben genetischen Ursachen vermuten Forscher:innen, dass auch verschiedene Umwelteinflüsse als Risikofaktoren für einen Diabetes Typ 1 infrage kommen:

  • Virusinfektionen: Studien belegen, dass eine Virusinfektion – insbesondere durch Enteroviren (z. B. Coxsackieviren) – ein umweltbedingter Auslöser für die Entwicklung von Typ 1 Diabetes ist. Forscher vermuten, dass das Immunsystem bei Menschen mit Diabetes Typ 1 infolge einer solchen Infektion fehlreguliert wird, und sich gegen körpereigene gesunde Zellen richtet (virusinduzierte Autoimmunität). Durch die Zerstörung der Beta Zellen kann kein Insulin mehr produziert werden, und muss fortan im Rahmen einer Insulintherapie zugeführt werden.

  • Ernährung: Auch die Ernährungsweise könnte ein Risikofaktor für die Entwicklung von Diabetes Typ 1 darstellen. Sowohl die Stilldauer, als auch der Zeitpunkt der Einführung von Kuhmilch bzw. glutenhaltiger Beikost in die Ernährung des Kindes, stehen in Verbindung mit der Diabeteshäufigkeit.

Gut zu wissen

Gegenstand aktueller Studien ist die Untersuchung einer möglicherweise schützenden Wirkung von Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren vor einer Diabeteserkrankung.

  • Toxine: Ebenfalls diskutiert werden die potenziell toxischen Wirkungen von Nitrosaminen über die Ernährung (z. B. in mit Nitritpökelsalz haltbar gemachte Fleischprodukten) als Ursache und Risikofaktor für Diabetes Typ 1 sowie das Trinkwasser auf die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. Ob diese möglicherweise schädliche Auswirkungen auf die Autoimmunität der Beta-Zellen und damit auf die Entwicklung von Typ 1 Diabetes ausüben, ist ein kontroverses Thema und bleibt abschließend zu klären.

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