Bluthochdruck (Hypertonie) kann zu einer Reihe an Folgeerkrankungen beitragen und sollte daher konsequent behandelt werden. In manchen Fällen entsteht Bluthochdruck aber als Folge oder ist ein Symptom einer anderen Erkrankung. Der medizinische Fachbegriff dafür lautet sekundäre Hypertonie. Lesen Sie hier, welche Ursachen einer sekundären Hypertonie zugrunde liegen können, wie man der Erkrankung auf die Spur kommt und was bei der Behandlung zu beachten ist.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die sekundäre Hypertonie ist neben der primären Hypertonie eine Form des arteriellen Bluthochdrucks.
  • Ursächlich ist meist eine andere Erkrankung.
  • Häufig handelt es sich dabei um Nierenerkrankungen, hormonelle Erkrankungen, das Schlafapnoe-Syndrom oder der Bluthochdruck wurde durch bestimmte Medikamente ausgelöst.
  • Um die Diagnose sicher zu stellen und den sekundären Bluthochdruck von anderen Formen abgrenzen zu können, wird nach typischen Hinweisen gesucht und es werden verschiedene Untersuchungen vorgenommen.
  • Die Therapie erfolgt über die Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung. Ggf. sind darüber hinaus Blutdrucksenker und eine Anpassung der Lebensumstände nötig.

Was ist eine sekundäre arterielle Hypertonie?

Bluthochdruck oder Hypertonie ist eine der häufigsten Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems im Erwachsenenalter. Mit dem Begriff „Bluthochdruck“ ist in diesem Fall die arterielle Hypertonie gemeint – andere Hypertonie-Formen kommen im Vergleich deutlich seltener vor.

Je nach Ursache lassen sich zwei Formen der arteriellen Hypertonie unterscheiden:

  • Die primäre oder essenzielle Hypertonie entsteht durch das Zusammenwirken mehrerer Ursachen wie Alter, erbliche Veranlagung, Ernährungsgewohnheiten, Lebensstil oder Stressbelastungen. Etwa 90 Prozent aller Menschen mit Bluthochdruck haben eine essenzielle Hypertonie.

  • Eine sekundäre Hypertonie geht dagegen auf eine konkrete Ursache zurück, meist eine andere Erkrankung. Wird diese Ursache behoben, dann normalisiert sich auch der Blutdruck wieder. Mit einem Anteil von rund 10 Prozent ist die sekundäre Hypertonie vergleichsweise selten. Trotzdem sollte man auch diese Möglichkeit in Betracht ziehen.

Gut zu wissen

In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu verstehen, dass ein vorbestehender (essenzieller) Bluthochdruck durch eine andere Erkrankung noch verstärkt werden kann, wie z. B. durch Adipositas oder bei Atherosklerose. Diese Konstellation fällt allerdings nicht unter die Kategorie sekundäre Hypertonie.

Mögliche Ursachen einer sekundären Hypertonie

Zu den häufigsten Ursachen einer sekundären Hypertonie zählen Nierenerkrankungen, hormonelle Erkrankungen und das sogenannte Schlafapnoe-Syndrom. Auch bestimmte Medikamente können als mögliche Ursachen infrage kommen.

Nierenerkrankungen

Die Nierenfunktion und der Blutdruck hängen eng zusammen. Denn über ein spezielles Hormonsystem, das sogenannte Renin-Angiotensin-Aldosteron-System, tragen die Nieren unmittelbar zur Regulation des Blutdrucks bei. Zudem steuern sie über den Elektrolyt- und Wasserhaushalt auch das Blutvolumen im Körper und damit den Blutdruck. Können die Nieren diese Aufgaben nicht mehr richtig ausführen, dann gerät oft auch der Blutdruck außer Kontrolle. Mögliche Ursachen einer sekundären Hypertonie sind:

  • Nierenarterienstenose: Sind die Nierenarterien beispielsweise durch eine Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) verengt, dann werden die Nieren unzureichend mit Blut versorgt. Durch das fehlende Blutvolumen registrieren die Nieren fälschlicherweise einen zu niedrigen Blutdruck und aktivieren Hormone, die blutdrucksteigernd wirken, obwohl der Blutdruck normal oder bereits zu hoch ist.

  • Nierenparenchym-Erkrankungen: Das Nierenparenchym ist das Gewebe in der Niere, in dem die eigentliche Filtration und Harnbildung stattfindet. Verschiedene Erkrankungen wie Zysten oder Entzündungen können dazu führen, dass die Nieren ihre Funktion nicht mehr richtig erfüllen. Als Folge davon lagert sich oft vermehrt Wasser im Körper ein, was zu chronischem Bluthochdruck führt.

Hormonelle Erkrankungen

Hormone (körpereigene Botenstoffe) spielen für die Regulation des Blutdrucks eine entscheidende Rolle. Krankhafte Veränderungen oder Funktionsstörungen von Hormondrüsen können daher Bluthochdruck auslösen. Mögliche Ursachen einer hormonell bedingten sekundären Hypertonie sind:

  • Primärer Hyperaldosteronismus: Hinter diesem komplizierten Begriff steckt eine Fehlfunktion der Nebennieren. Die Nebennieren produzieren normalerweise das Hormon Aldosteron, das im Zusammenspiel mit anderen Hormonen den Blutdruck reguliert. Beim primären Hyperaldosteronismus beginnen Zellen der Nebennieren unkontrolliert zu hohe Mengen an Aldosteron zu bilden. In der Folge wird zu viel Wasser und Natrium im Körper zurückgehalten und der Blutdruck kann stark ansteigen. Der primäre Hyperaldosteronismus ist eine der häufigsten Ursachen für eine sekundäre Hypertonie.

  • Phäochromozytom: Das ist der medizinische Fachbegriff für einen Tumor des Nebennierenmarks. Solche Tumoren kommen sehr selten vor und sind meist gutartig, können aber größere Mengen der Hormone Adrenalin und Noradrenalin freisetzen. Das löst neben Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schwitzen oder Schwindel mitunter einen starken Blutdruckanstieg aus.

  • Schilddrüsen-Erkrankungen: Sowohl bei einer Schilddrüsen-Überfunktion (Hyperthyreose) als auch bei einer Unterfunktion (Hypothyreose) ist Bluthochdruck ein mögliches Symptom. Hinter Schilddrüsen-Funktionsstörungen können ihrerseits sehr unterschiedliche Ursachen stecken.

Weitere Erkrankungen

Ein weitere, relativ häufige Ursache für eine sekundäre Hypertonie ist das sogenannte Schlafapnoe-Syndrom. Dabei kommt es während des Schlafs aufgrund von verengten Atemwegen wiederholt zu Atemaussetzern. Der Sauerstoffmangel löst eine Weckreaktion aus, was bis zu mehrere hundert Mal pro Nacht passieren kann, ohne dass es die Person bewusst wahrnimmt. Der Körper kann sich nachts nicht erholen und es kommt zu einer gesteigerten Freisetzung von Adrenalin und in weiterer Folge zu einem Blutdruckanstieg.

Darüber hinaus gibt es andere, meist sehr seltene Erkrankungen, die eine sekundäre arterielle Hypertonie bewirken können. Ein Beispiel ist die sogenannte Aortenisthmusstenose, eine angeborene Verengung der Aorta, die häufig bereits im Kindes- und Jugendalter zu Bluthochdruck führen kann.

Medikamente und Stimulanzien

Auch einige Medikamente können unter bestimmten Voraussetzungen als mögliche Nebenwirkung Bluthochdruck auslösen oder einen bestehenden Bluthochdruck verschlechtern. Dazu zählen:

  • Antirheumatika und Schmerzmittel

  • Immunsuppressiva wie Kortison-Präparate (wenn sie oral verabreicht werden)

  • bestimmte Adipositas-Medikamente

  • manche Antidepressiva

  • orale Kontrazeptiva („Pille“)

  • abschwellende Nasensprays oder -tropfen

Außerdem können Stimulanzien wie Alkohol, Kokain oder Amphetamine einen Blutdruckanstieg bewirken. Eine weitere mögliche Ursache ist der übermäßige Verzehr von Lakritz (Süßholz).

Abgrenzung von Hypertonie in der Schwangerschaft

Genau genommen zählt Bluthochdruck in der Schwangerschaft als Leitsymptom von sogenannten hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen und gehört nicht zum Krankheitsbild der sekundären Hypertonie. Man unterscheidet mitunter zwischen einer chronischen Hypertonie, die vor der Schwangerschaft (bzw. vor der 20. Woche) bestanden hat oder einer schwangerschaftsinduzierten Hypertonie, welche sich erst im Verlauf entwickelt. Betroffen sind rund fünf bis zehn Prozent aller Schwangeren. Bluthochdruck in der Schwangerschaft kann, je nach Ursache, ein gewisses Risiko für Mutter und Kind bedeuten. Er sollte daher engmaschig medizinisch überwacht und gegebenenfalls behandelt werden.

Diagnostik der sekundären Hypertonie

Um eine Bluthochdruck-Diagnose sicher stellen zu können, sind mehrmalige Blutdruckmessungen erforderlich, die im Idealfall regelmäßig im gewohnten häuslichen Umfeld stattfinden sollten. Doch wie lässt sich bei einer gesicherten Hypertonie-Diagnose zwischen einer essenziellen (primären) und einer sekundären Hypertonie unterscheiden?

Es gibt gewisse Hinweise, die den Verdacht auf eine sekundäre Hypertonie nahelegen:

  • Der Bluthochdruck tritt sehr früh (vor dem 30. Lebensjahr) auf.

  • Die Blutdruckwerte sind bereits im jüngeren Alter sehr stark erhöht (über 180/110 mmHg) oder es ist zu einer Blutdruckkrise gekommen.

  • Es gibt Hinweise auf bestehende oder fortgeschrittene hypertoniebedingte Organschäden.

  • Der Bluthochdruck stellt sich sehr plötzlich ein.

  • Der zu hohe Blutdruck lässt sich mit den sonst üblichen Therapiemaßnahmen nicht senken.

  • Zusätzlich zur Hypertonie treten andere verdächtige Beschwerden wie Schwitzen oder Herzrasen auf.

Untersuchungen zur Diagnose bei sekundärer Hypertonie

Eine sichere Diagnose ist anhand solcher Hinweise aber nicht möglich. Der behandelnde Arzt oder die Ärztin wird daher zur weiterführenden Diagnostik der sekundären Hypertonie folgende Untersuchungen in die Wege leiten:

  • Anamnese: In einem ausführlichen Anamnesegespräch fragt der Arzt oder die Ärztin nach bekannten Erkrankungen in der Familie, Lebensstil, Ernährung, Alkohol- oder Nikotinkonsum, Medikamenten und möglichen weiteren Erkrankungen und Beschwerden.

  • Körperliche Untersuchungen: Bestimmte körperliche Auffälligkeiten können Hinweise auf das Vorliegen einer sekundären Hypertonie liefern. So lässt sich bei Nierenerkrankungen manchmal eine Vergrößerung der Nieren ertasten.

  • 24-Stunden-Blutdruckmessung: Sehr aufschlussreich ist oft eine Langzeitblutdruckmessung. Denn bei bestimmten sekundären Hypertonie-Formen sinkt der Blutdruck nachts nicht ab, wie es eigentlich normal ist.

  • Person wird Blut im Krankenhaus abgenommenLaborchemische Blut- und Harnuntersuchungen: Laborchemische Tests können spezifische Hinweise auf mögliche Grunderkrankungen geben. So sind bei Nierenerkrankungen häufig die Proteinwerte im Harn erhöht, hormonelle Erkrankungen lassen sich durch veränderte Hormonwerte nachweisen.

  • Ultraschall-Untersuchungen (Sonographie): Durch Ultraschall-Untersuchungen lassen sich Veränderungen oder Erkrankungen innerer Organe wie Herz oder Nieren sichtbar machen.

Im Anschluss sind noch weitere, spezifische Untersuchungen nötig, um die vermutete Grunderkrankung sicher zu diagnostizieren oder auszuschließen.

Wie wird eine sekundäre Hypertonie behandelt?

Bei einer sekundären Hypertonie ist es in erster Linie wichtig, die Grunderkrankung zu behandeln. Viele dieser Erkrankungen sind heilbar oder lassen sich zumindest sehr gut behandeln, wenn sie erst richtig diagnostiziert sind. Dann normalisiert sich in der Folge auch der Blutdruck.

Manche Erkrankungen, die eine sekundäre Hypertonie verursachen, verlaufen aber chronisch und können selbst bei einer konsequenten Behandlung weiterhin den Blutdruck erhöhen. In diesem Fall sind zusätzlich Blutdrucksenker und eventuell weitere Medikamente erforderlich, um das Herz-Kreislauf-System zu schützen und Folgeerkrankungen möglichst zu vermeiden.

Lebensstilmaßnahmen wie eine ausgewogene Ernährung und mehr Bewegung können ergänzend zwar sinnvoll sein, um die Gesundheit zu schützen, aber bei einer sekundären Hypertonie sind solche Maßnahmen allein nicht ausreichend. Hier muss zunächst die organische Ursache bzw. der Auslöser behandelt werden.

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  • https://www.medmedia.at/univ-innere-medizin/abklaerung-und-therapie-der-sekundaeren-hypertonie-aus-nephrologischer-sicht/

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