Sofortmaßnahmen gegen Bluthochdruck werden häufig nachgefragt und zahlreiche Artikel widmen sich der Beschreibung von alternativen (medikamentenfreien) Methoden. Wirft man allerdings einen genaueren Blick auf Tipps wie „mit Zitrone, Knoblauch oder Tee schnell den Blutdruck senken“, wird deutlich, dass es sich nicht um Sofortmaßnahmen handelt, sondern eine regelmäßige Anwendung vorausgesetzt wird. Sofortmaßnahmen sind überdies nicht immer angezeigt; in medizinischen Notfällen kann eine zu hohe plötzliche Senkung des Blutdrucks auch kontraindiziert sein. Das bedeutet dass aus medizinischer Sicht derartige Maßnahmen in bestimmten Situationen nicht durchgeführt werden dürfen. Irreführende Aussagen können Hilfesuchende in Gefahr bringen und kosten im Notfall wertvolle Zeit. Lesen Sie mehr über sichere Möglichkeiten der Blutdrucksenkung und wann Sofortmaßnahmen eingeleitet werden müssen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Senkung des Blutdrucks bei diagnostizierter Hypertonie (Bluthochdruck) erfolgt im Rahmen einer Anpassung der Lebensweise und je nach Stadium und Risiko für Folgeerkrankungen über die Gabe blutdrucksenkender Medikamente.
  • Die Blutdrucksenkung soll somit nachhaltig und langfristig erfolgen.
  • Eine zu rasche Senkung ist nicht von Vorteil, da es zu Müdigkeit, Schwäche, Ohnmachtsanfällen und zu einer ernsten Minderdurchblutung von Organen kommen kann.
  • Bei einer hypertensiven Krise sollte man Ruhe bewahren und sich ggf. hinlegen und nach 15 bis 30 Minuten erneut den Blutdruck messen. Die Blutdrucksenkung stellt sich meist spontan ein. In Notfallsituationen, wie einem hypertensiven Notfall, obliegt die Entscheidung über blutdrucksenkende medikamentöse Maßnahmen letztendlich der Einschätzung des Arztes bzw. der Ärztin.
  • Sofortmaßnahmen gegen hohen Blutdruck sowie Hausmittel sollte man unbedingt hinterfragen.

Sofortmaßnahmen bei hohem Blutdruck: sofortige Senkung möglich?

Nach der Diagnosestellung Hypertonie wird, je nach Schweregrad und Risikoeinschätzung, die Therapie eingeleitet, um den Blutdruck zu senken. Sofortmaßnahmen bei hohem Blutdruck bestehen zunächst grundlegend aus einer Lebensstilintervention, das bedeutet eine Änderung der Lebensweise (u. a. Ernährung, Körpergewichtsreduktion und Bewegung). Durch eine gesunde Lebensweise lässt sich langfristig und nachhaltig eine Blutdrucksenkung erzielen – dies ist allgemein anerkannt (evidenz-basiert) und ist eine Empfehlung der medizinischen Leitlinien zur Behandlung der Hypertonie.

Bei fortgeschrittener Hypertonie oder einem hohen Risiko für Folgeerkrankungen werden Antihypertensiva (blutdrucksenkende Medikamente) verschrieben, um die Zielwerte kontrolliert und zügig zu erreichen. Dies betrifft besonders Menschen, die bereits Anzeichen von bluthochdruckbedingten Organschäden oder Arteriosklerose, Gefäßschäden bzw. Durchblutungsstörungen aufzeigen. Die blutdrucksenkende Wirkung von solchen Medikamenten setzt innerhalb der ersten zwei bis vier Wochen ein. Es ist wichtig zu wissen, dass diese schleichende Blutdrucksenkung gewollt ist. Eine zu starke und schnelle Blutdrucksenkung ist therapeutisch nicht erwünscht. Es könnte zu Müdigkeit, Schwäche, zu Ohnmachtsanfällen und zu einer ernsten Minderdurchblutung von Organen kommen.

Hypertensiver Notfall erfordert sofortige Maßnahmen

Wenn die Medikamente vergessen oder eigenhändig abrupt abgesetzt werden oder wenn eine Stresssituation eintritt, kann es zu einem plötzlichem Blutdruckanstieg auf über 180/120 mmHg kommen. Diese sogenannte Blutdruckkrise oder -entgleisung betrifft auch Menschen, die nicht wissen, dass sie Bluthochdruck haben (30 % aller Bluthochdruck-Fälle), da sie bislang keine Beschwerden oder Symptome wahrnehmen. Ob diese hypertensive Krise einen Notfall darstellt, hängt von möglichen auftretenden Symptomen ab. Treten Beschwerden auf, wie z. B. verschwommenes Sehen, Atemnot oder Schmerzen im Brustkorb, liegt ein hypertensiver Notfall vor und dieser muss unverzüglich im Krankenhaus behandelt werden. Im Krankenhaus wird von Fall zu Fall unterschieden, wie schnell und mit welchen Medikamenten der Blutdruck gesenkt werden darf. Das ist wichtig, um Folgeschäden oder eine gefährliche Minderdurchblutung des Gehirns zu vermeiden. Eine zu starke Blutdrucksenkung kann mögliche Organschäden sogar verschlimmern. Der Blutdruck wird kontrolliert und im erforderlichen Maß gesenkt. Im Notfall stehen bestimmte Wirkstoffe aus der Gruppe der Diuretika, Alpha-Rezeptoren-Modulatoren oder NO(Stickstoff)-Donatoren, zur Verfügung.

Hypertensiver Notfall – Überblick

So sollten Sie sich bei einer hypertensiven Krise verhalten

Sehr hohe Blutdruckwerte (> 180/120 mmHG) verursachen nicht immer die genannten Beschwerden. Wenn keine Symptome oder nur ein leichtes Schwindelgefühl oder leichte Kopfschmerzen auftreten, spricht man von einer hypertensive Krise. Versuchen Sie ruhig zu bleiben, schonen oder legen Sie sich einen Moment hin. Messen Sie den Blutdruck nach 15 bis 30 Minuten erneut – dieser bessert sich in den meisten Fällen von allein. Beobachten Sie Ihren Blutdruck aufmerksam in den darauffolgenden Tagen. Wenn solche spontanen Blutdruckkrisen häufiger auftreten, informieren Sie bitte zeitnah Ihren Arzt oder Ihre Ärztin darüber. Notieren Sie sich dazu den Zeitpunkt und die Höhe des Blutdrucks (z. B. in einem Hypertonie-Tagebuch) und ergänzen Sie ggf. Anmerkungen zu Ihrer Medikamenteneinnahme (z. B. Tabletteneinnahme später als gewöhnlich, Einnahme am Vortag vergessen etc.) oder falls Sie sich vorher in einer besonderen, stressigen Situation befanden. Mithilfe solcher Informationen kann Ihr Arzt oder Ihre Ärztin die Informationen besser einschätzen und bei Bedarf Ihre Behandlung anpassen.

Bleibt der Blutdruck allerdings auch nach wiederholten Messungen weiterhin erhöht, ist eine sofortige Behandlung im Krankenhaus oder der Notambulanz notwendig.

Wichtiger Hinweis:

Wenn Sie Fragen zum Umgang mit hypertensiven Krisen haben oder wenn Sie unsicher bzgl. Ihrer Medikation sind, lassen Sie sich im Vorfeld durch unsere pharmazeutische Videoberatung, spezialisiert auf Bluthochdruck, persönlich beraten. Wir beantworten gerne Ihre Fragen und informieren Sie anschaulich, damit Sie sich sicher fühlen können.

Frau nimmt an Videoberatung teil

Sofortmaßahmen bei hohem Blutdruck überdenken

Die Sinnhaftigkeit beworbener Sofortmaßnahmen bei hohem Blutdruck oder Hausmittel zur sofortigen Blutdrucksenkung sollte man gründlich überdenken. Aus therapeutischer Sicht ist eine schnelle Senkung nicht unbedingt erwünscht und kann sogar gefährlich werden. Empfohlen wird daher, bis auf Ausnahmefälle, eine langsam einsetzende (einschleichende) Wirkung. Zusätzlich können Sie durch eine ausgewogene Ernährung, eine Gewichtsreduktion und einen gesunden Lebensstil Ihre Werte selbstbestimmt nachhaltig und dauerhaft senken. Neben Ernährung und Bewegung sind stressreduzierende Aktivitäten eine sinnvolle Ergänzung, denn Stress kann den Blutdruck akut oder chronisch ansteigen lassen.

Menschen mit Bluthochdruck profitieren, wenn sie langfristig denken und aktiv Sofortmaßnahmen bei hohem Blutdruck ergreifen, um diesen zu kontrollieren. Hausmittel und sogenannte Sofortmaßnahmen hingegen können sogar gefährlich werden – denn es gibt keinerlei Kontrolle, ob oder in welchem Ausmaß eine Blutdrucksenkung einsetzt. Es ist zwar denkbar, dass sich unter Umständen eine kurzfristige Wirkung einstellt, jedoch nur vorübergehend. Der Blutdruck steigt folglich wieder auf das vorherige Niveau an. Solche vorübergehenden Senkungen im Blutdruck haben keinen nachhaltigen Effekt. Daher sollte man den Blutdruck nicht eigenhändig manipulieren. Darüber hinaus ist es allerdings wichtig, Blutdruckentgleisungen rechtzeitig zu erkennen und bei einem möglichen Notfall keine Zeit zu verlieren und ärztliche Hilfe zu holen.

Hilft Zitrone gegen Bluthochdruck?

Es gibt bestimmte Lebensmittel, die nachweislich eine Senkung des Blutdrucks unterstützen können. Dazu zählen Hausmittel, wie Pfefferminztee, Knoblauch und Zitrone, die oft als Zitronenwasser konsumiert wird. Das in Zitronen enthaltene Vitamin C kann helfen, der Gefäßverengung durch Ablagerungen und Verkalkung vorbeugen. So wird der Blutfluss erhöht und der Blutdruck reduziert. Im Knoblauch ist es der Stoff Allicin, welcher ebenfalls blutverdünnend und blutdrucksenkend wirken kann.  

Es handelt sich beim Verzehr dieser Lebensmittel um Maßnahmen, die unterstützend eingesetzt werden können. Das bedeutet jedoch nicht, dass eine einmalige Anwendung zu einer direkten Senkung des Bluthochdrucks führt. Vielmehr ist es wichtig, gesunde Nahrungsmittel, wie diese, in eine allgemein gesunde Lebensweise einzubinden. Als Sofortmaßnahme sind sie weniger geeignet, da es keine Kontrollmöglichkeit für die Wirkung gibt. Eine gesunde Lebensweise umfasst neben dem bestmöglichen Verzicht auf hochverarbeitete Lebensmittel, Alkohol und Nikotin auch eine Ernährung mit einer kontrollierten Salzaufnahme, gesunden Fetten und viel Gemüse. Der Konsum von Knoblauch, Pfefferminztee und Zitrone gegen Bluthochdruck steht dementsprechend mit einer gesunden Lebensart im Einklang und ist als grundsätzlich als förderlich zu betrachten. Eine adäquate Behandlung von Bluthochdruck, die Sie selbstständig und ohne medizinische Absicherung durchführen können, ist mit solchen Hausmitteln aber nicht möglich und keinesfalls empfehlenswert.  

Beachten Sie außerdem, dass es bei einem hypertensiven Notfall, ein sofortiges ärztliches Eingreifen notwendig ist.

Tipp:

Retten Sie Leben und senken Sie nachhaltig Ihren Blutdruck: Werden Sie Blutspender. Regelmäßige Blutspenden helfen nicht nur Menschen in Notfällen, sondern senken ebenfalls nachhaltig den Blutdruck, wie Studien belegen konnten. Neben der blutdrucksenkenden Wirkung konnten auch andere gesundheitsfördernde Effekte beobachtet werden. Besprechen Sie bitte im Vorfeld mit Ihrem Arzt oder der Ärztin, ob medizinische Gründe einer Blutspende widersprechen.

Wichtiger Hinweis: Unsere Artikel und Grafiken werden von unserem Expertenteam für chronische Erkrankungen überprüft. Grundlage sind stets seriöse Quellen, wissenschaftliche Artikel, Leitlinien und ärztliche Aussagen. Die Inhalte werden in regelmäßigen Abständen aktualisiert und dienen weder der Selbstdiagnose noch ersetzen sie einen Arztbesuch.

Geprüft durch unser Expertenteam für chronische Erkrankungen

Bei unseren Ratgeberbeiträgen legen wir größten Wert auf pharmazeutische Qualität. Hier erfahren Sie mehr über das Expertenteam.