Viele Menschen betrachten Kopfschmerzen als unvermeidlichen Teil ihres stressigen Alltags und suchen keine medizinische Hilfe, in der Annahme, dass eine Selbstdiagnose ausreicht. Bei Migräne handelt es sich jedoch nicht um den klassischen Spannungskopfschmerz, sondern um eine weit verbreitete und oft unterschätzte Erkrankung. Ohne eine ärztliche Diagnose sollten keine Migräne-Medikamente eingenommen werden, weder verschreibungspflichtige noch rezeptfreie. In diesem Artikel erfahren Sie, warum das so ist, in welchen Fällen man akut einen Arzt bzw. eine Ärztin aufsuchen sollte und wie die Diagnose erfolgt. 

Das Wichtigste in Kürze 

  • Eine präzise Diagnose ist bei Migräne unerlässlich, um die richtige Therapie zu erhalten. 
  • Die Anamnese ist der erste Schritt, bei dem der Arzt bzw. die Ärztin eine ausführliche Befragung zu Symptomen, zur Krankengeschichte und zu möglichen Auslösern durchführt. 
  • Wenn die Diagnose unklar bleibt, können bildgebende Verfahren wie MRT, CT oder EEG notwendig sein, um andere Erkrankungen auszuschließen. 
  • Bei zunehmender Intensität oder neuen Symptomen sollten Sie erneut einen Arzt bzw. eine Ärztin aufsuchen, um eine Verschlechterung oder eine andere Ursache auszuschließen. 

Wann sollten Sie bei Migräne zum Arzt gehen? 

Migräne verursacht starke Kopfschmerzen, die das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen können. Vielleicht haben Sie bereits typische Migräne-Symptome und nehmen schon Schmerzmittel ein, aber die Schmerzen werden einfach nicht besser. Möglicherweise sind Sie auch besorgt, dass eine andere Erkrankung die Ursache sein könnte. All das sind gute Gründe, eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen.  

Die Ansprechpartner kommen bei Migräne infrage: 

  • Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt 
  • Eine Neurologin oder ein Neurologe 
  • Eine Kopfschmerz-Ambulanz 
  • Ein Kopfschmerz-Zentrum 

 Wenn Sie bereits ein Kopfschmerz-Tagebuch geführt haben, sollten Sie diese Aufzeichnungen unbedingt zu Ihrem Termin mitnehmen. Es kann der Ärztin oder dem Arzt auch helfen, wenn Sie eine Liste der Medikamente dabeihaben, die Sie in jüngster Zeit eingenommen haben. Beschreiben Sie der Ärztin oder dem Arzt Ihre Situation so genau wie möglich. 

Gut zu wissen

Migräne unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von anderen Kopfschmerzen, wie beispielsweise Spannungskopfschmerzen, Clusterkopfschmerzen oder sekundären Kopfschmerzen. Typische Migränesymptome sind einseitige, pulsierende Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen. Diese sollten immer ärztlich abgeklärt werden, um sicherzustellen, dass Migräne tatsächlich die zugrunde liegende Erkrankung ist. Dies ist besonders wichtig, da die Therapie von Migräne oft spezifisch ist und sich von der Behandlung anderer Kopfschmerzarten unterscheidet.  

Ist eine Selbstdiagnose ausreichend? 

Selbsttests und -diagnosen bei Migräne sind schwierig, da es über 200 verschiedene Kopfschmerzarten gibt. Daher ist eine ärztliche Konsultation wichtig, um eine genaue Diagnose zu stellen und die richtige Behandlung zu erhalten. Ohne eine ärztliche Diagnose sollte man keine Migräne-Medikamente einnehmen. Die Behandlung von Migräne-Attacken mittels sogenannter Triptane ist beispielsweise bei üblichen Spannungskopfschmerzen unwirksam. Lesen Sie hier mehr zu wirksamen Medikamenten gegen Migräne und wie verschiedene Therapien für unterschiedliche Kopfschmerzarten wirken. 

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Welche Fragen stellt der Arzt bei Verdacht auf Migräne? 

Die Anamnese ist ein entscheidender Teil Ihrer ärztlichen Untersuchung und besteht aus einer ausführlichen Befragung zu Ihrer Krankengeschichte und Ihren aktuellen Symptomen. Sie ist wichtig, weil sie der Ärztin oder dem Arzt hilft, ein umfassendes Bild zu Ihrem Gesundheitszustand zu erhalten und mögliche Ursachen Ihrer Beschwerden zu identifizieren. Auf diese Fragen können Sie sich vorbereiten: 

  • Wo genau spüren Sie die (Migräne-)Kopfschmerzen? 
  • Auf welcher Kopfseite beginnt die Migräne meistens? 
  • Ist der Migräne-Schmerz bohrend, pulsierend, stechend oder hält er dauerhaft an? 
  • Wie stark ist der Migräne-Schmerz? 
  • Haben Sie bestimmte Auslöser (z. B. Stress, Schlafmangel, Menstruation) für Ihre Migräne-Attacken beobachten können? 
  • Wie oft im Monat leiden Sie an Migräne? 
  • Gibt es beschwerdefreie Phasen zwischen den Migräne-Attacken? 
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein und, wenn ja, welche? 
  • Leiden Sie an einer Grunderkrankung? 
  • Gibt es eine familiäre Vorbelastung, d. h. haben oder hatten nahe Verwandte ebenfalls Migräne? 

Nach dieser Befragung wird Sie die Ärztin oder der Arzt genau untersuchen. Dabei werden vor allem die Funktionen Ihres Nervensystems überprüft.  

Welche Tests sind notwendig zur Migräne-Diagnose? 

Neurologische Tests sind wesentliche Untersuchungen, um die Funktionen des Nervensystems zu überprüfen und mögliche Störungen zu identifizieren. Sie sind wichtig, um präzise Diagnosen zu stellen und gezielte Behandlungspläne zu entwickeln. Die neurologische Untersuchung umfasst: 

  • Abhorchen und Körperhaltung: Nachdem die Ärztin oder der Arzt ausführlich mit Ihnen gesprochen hat, werden Ihr Herz und Ihre Lunge abgehört sowie Ihr Puls gemessen. Zudem werden Ihre Körperhaltung sowie Ihr Gang überprüft, und es wird beobachtet, wie gut Sie das Gleichgewicht halten können. 

  • Sinnestests: Als Nächstes werden Ihre Hirnnerven getestet. Die Ärztin oder der Arzt wird beispielsweise Ihren Geruchssinn testen, indem Ihnen verschiedene Duftproben gereicht werden, die Sie erkennen müssen. Weiterhin werden Ihre Augen mit unterschiedlichen Lesetafeln getestet und Ihr Gesichtsfeld kontrolliert, indem Sie einem Zeigefinger folgen sollen (Fingertest). 

  • Motorik und Reflexe: Daraufhin folgen Tests zur Überprüfung Ihrer Motorik und Koordination. Können Sie beispielsweise mit geschlossenen Augen Ihre Nasenspitze berühren? Zusätzlich werden Ihre Reflexe geprüft, etwa durch das Schlagen auf Ihre Kniesehne mit einem kleinen Hammer. 

  • Sensibilität: Im nächsten Schritt wird Ihre Sensibilität getestet. Dabei wird Ihre Haut mit verschiedenen Materialien wie einem weichen Stoff, einer Nadel und Reagenzgläsern mit kaltem und warmem Wasser berührt. 

  • Sprach- und Rechentests: Zum Abschluss der Untersuchung können noch Sprach- und Rechentests durchgeführt werden. Hierbei werden Fragen zur Merkfähigkeit und Orientierung gestellt. 

Gut zu wissen

In vielen Fällen sind keine weiteren Untersuchungen nötig, und Sie können direkt mit der Ärztin oder dem Arzt besprechen, welche Medikamente und Therapiemaßnahmen für Sie infrage kommen. Falls Sie Fragen zur Medikamenteneinnahme oder zu den Nebenwirkungen haben, stehen Ihnen unser kompetentes pharmazeutisches Fachpersonal für eine persönliche Beratung gerne zur Verfügung – per Telefon, E-Mail, Live-Chat oder Videosprechstunde.  

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Bildgebende Verfahren 

Wenn Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Ihre Beschwerden und Untersuchungsergebnisse nicht eindeutig einer bestimmten Kopfschmerzart zuordnen kann oder wenn Sie beispielsweise von Seh- und/oder Sprechstörungen, Taubheitsgefühlen, Lähmungen oder Krampfanfällen berichtet haben, kann eine weitergehende Untersuchung notwendig sein. Sie werden dann an eine Praxis überwiesen, die bildgebende Verfahren durchführt, um die Ursache Ihrer Beschwerden genauer zu untersuchen. Mögliche bildgebende Verfahren und Untersuchungen sind: 

  • MRT (Magnetresonanztomografie): Nutzt Magnetfelder und Radiowellen, um detaillierte Bilder des Gehirns und der Weichteile zu erstellen. 
  • CT (Computertomografie): Verwendet Röntgenstrahlen, um Querschnittsbilder des Gehirns zu erzeugen, besonders hilfreich bei der Erkennung von Blutungen und Knochenveränderungen. 
  • EEG (Elektroenzephalografie): Misst die elektrische Aktivität des Gehirns. 
  • Lumbalpunktion: Entnahme und Analyse von Nervenwasser. 
  • Bluttest: Gibt Aufschluss über den allgemeinen Gesundheitszustand. 
  • Ultraschall der Halsschlagadern (Carotis-Duplex-Sonographie): Prüft den Blutfluss in den Halsschlagadern. 

Die Kosten werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Weitere Informationen zu bildgebenden Verfahren erhalten Sie unserem Artikel zur Diagnose von Kopfschmerzen. 

Bei veränderten Migränesymptomen erneut zum Arzt 

Extrem starke Kopfschmerzen, die plötzlich und/oder neu auftreten, sollten immer ärztlich untersucht werden. Dies gilt besonders nach einem Sturz auf den Kopf oder einer Kopfverletzung. Bestimmte Symptome können darauf hindeuten, dass eine andere Ursache hinter Ihren Kopfschmerzen steckt, wie etwa Kopfverletzungen oder Infektionen: 

  • Übelkeit und/oder Erbrechen 
  • Sehstörungen (z. B. Flimmern, verschwommene Sicht) 
  • Tinnitus 
  • Herzstolpern 
  • Verwirrtheit 
  • Bluthochdruck oder Blutdruckabfall 
  • Bewusstlosigkeit 
  • Fieber 
  • Schüttelfrost/Zittern 
  • Schwindel 
  • Neurologische Ausfallsymptome (z. B. Taubheitsgefühle oder Kribbeln) 

Wenn Sie solche Symptome bemerken, sollten Sie umgehend ein Krankenhaus (Notfallaufnahme) aufsuchen oder den Rettungsdienst rufen.  

Auch bei bereits diagnostizierter Migräne ist es wichtig, auf Veränderungen oder neue Symptome zu achten und erneut ärztlichen Rat einzuholen. Die folgende Checkliste kann Ihnen helfen, zu entscheiden, wann Sie ärztlichen Rat aufsuchen sollten: 

  • Plötzliche, heftige Kopfschmerzen 
  • Veränderung der Kopfschmerzart 
  • Neue Symptome wie Übelkeit, Sehstörungen oder Schwindel 
  • Kopfverletzungen

Eine genaue Diagnose ist nicht nur zu Beginn wichtig. Wenn sich Ihre Symptome ändern, verschlimmern oder neue Symptome hinzukommen, sollten Sie erneut eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Dies ermöglicht es, die Behandlung anzupassen und sicherzustellen, dass keine anderen gesundheitlichen Probleme übersehen werden. 

Fazit 

Eine gründliche Diagnose ist der Schlüssel zur effektiven Behandlung von Migräne. Dadurch können die passende Therapie gefunden und Ihre Lebensqualität verbessert werden. Ignorieren Sie Ihre Kopfschmerzen nicht und scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Mit der richtigen Diagnose und Behandlung können Sie lernen, besser mit Ihrer Migräne umzugehen und Ihre Lebensqualität erheblich zu steigern. 

Ihre Gesundheit steht an erster Stelle. Zögern Sie nicht, bei neuen oder veränderten Symptomen ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Nutzen Sie die Möglichkeiten moderner Diagnostik und sprechen Sie offen mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt über Ihre Beschwerden – es ist der erste Schritt zu einem besseren Leben ohne Schmerzen. 

Geprüft durch unser pharmazeutisches Team

Felix Hoffman, pharmazeutischer Experte

„An der Pharmazie fasziniert mich am meisten, wie alles zusammenspielt. Von Zusammenhängen im Stoffwechsel hin zur Einnahme von Medikamenten. Wer sich damit auskennt, kann sein Leben positiv beeinflussen.“ 

Felix Hoffmann lebt für die Pharmazie und bringt eine große Expertise in der Beratung mit. Mit seinem fundierten Wissen garantiert er die hohen Qualitätsstandards der pharmazeutischen Inhalte auf apo.com. 

Wichtiger Hinweis: Unsere Artikel und Grafiken werden von unserem Expertenteam aus Apotheker:innen überprüft. Grundlage sind stets seriöse Quellen, wissenschaftliche Artikel, Leitlinien und ärztliche Aussagen. Die Inhalte werden in regelmäßigen Abständen aktualisiert und dienen weder der Selbstdiagnose noch ersetzen sie einen Arztbesuch.