Viele Menschen denken bei Cholesterin an etwas Negatives. So sind hohe Cholesterinwerte nie ein gutes Zeichen, wenn es um die eigene Gesundheit geht. Doch tatsächlich handelt es sich bei Cholesterin in erster Linie um einen natürlichen Stoff, der in unserem Körper wichtige Funktionen erfüllt. Allerdings kann ein Überschuss an Cholesterin, insbesondere im Blut und in den Gefäßwänden, schwerwiegende Gesundheitsschäden verursachen. Doch wie gelangt zu viel Cholesterin in den Blutkreislauf? Erfahren Sie hier, welche vielfältige Rolle Cholesterin im menschlichen Körper spielt, welche verschiedenen Arten von Cholesterin es gibt und welche Maßnahmen Sie ergreifen können, um Ihren Cholesterinspiegel zu kontrollieren.

Das Wichtigste in Kürze

  • Cholesterin ist eine fettähnliche Substanz, die zahlreiche wichtige Funktionen im Körper erfüllt. 
  • Es wird in zwei Hauptformen in unserem Körper transportiert: LDL (niedrige Dichte Lipoprotein), das oft als „schlechtes“ Cholesterin bezeichnet wird, und HDL (hohe Dichte Lipoprotein), das als „gutes“ Cholesterin bekannt ist. 
  • Die empfohlenen Richtwerte für Cholesterin bei einer Messung liegen unter 200 mg/dl für das Gesamtcholesterin, unter 130 mg/dl für LDL und über 40 mg/dl für HDL. 
  • Erhöhte LDL-Cholesterinwerte können zu Arteriosklerose führen, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall erhöht. 
  • Ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen, genetische Faktoren, bestimmte Krankheiten und Medikamente können zu hohen Cholesterinwerten führen. 
  • Hohe Cholesterinwerte verursachen oft keine spürbaren Symptome, daher ist eine regelmäßige Gesundheitsvorsorge wichtig.

Cholesterin verstehen

Cholesterin (auch „Cholesterol“) ist eine fettähnliche Substanz und erfüllt im Körper von Menschen und Tieren zahlreiche verschiedene Aufgaben: 

  • Cholesterin ist ein wesentlicher Bestandteil der Zellmembranen, die die äußere Hülle der Zellen bilden. 
  • Es dient als Vorläufer für die Synthese von Hormonen wie Östrogen, Testosteron und Cortisol. 
  • Es wird zur Herstellung von Gallensäuren verwendet, die für die Verdauung von Fetten im Darm benötigt werden. 
  • Cholesterin ist ein Vorläufer für die Produktion von Vitamin D, das am Knochenstoffwechsel, der Immunfunktion und der Regulierung der Stimmung beteiligt ist.

Cholesterin ist also für zahlreiche wichtige Funktionen im Körper unerlässlich. Jede Zelle in unserem Körper benötigt Cholesterin, und der Hauptteil davon wird in der Leber synthetisiert. Von dort aus wird es durch das Blut zu verschiedenen Organen und Geweben transportiert, um seine Funktionen zu erfüllen. Überschüssiges Cholesterin wird ebenfalls durch das Blut zur Leber zurückgeführt und dort verarbeitet. 

Obwohl Cholesterin für den Körper von entscheidender Bedeutung ist, kann ein erhöhter Cholesterinspiegel im Blut das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und weitere chronische Erkrankungen wie Diabetes Typ 2 erhöhen. 

Wo kommt Cholesterin vor?

Cholesterin ist unter anderem in der Nahrung enthalten, die wir zu uns nehmen. Allerdings macht das Cholesterin aus Lebensmitteln nur etwa 10 % des gesamten Cholesterins im menschlichen Körper aus. Bis zu 90 % werden vor allem in der Leber synthetisiert. Von dort gelangt das Cholesterin auch in die Blutbahn und über diese in alle Zellen des Körpers. Dabei bindet sich das Cholesterin an bestimmte Träger, die als Lipoproteine bekannt sind, um einen größeren, transportablen Komplex zu bilden. Lipoproteine sind Verbindungen von Lipiden (Fetten und fettähnlichen Stoffen) und Proteinen (Eiweißen). Im Fall von Cholesterin sind diese Komplexe das LDL- und HDL-Cholesterin. 

LDL- und HDL-Cholesterin

LDL steht für „low-density lipoprotein“ (deutsch: Lipoprotein geringer Dichte). Es handelt sich dabei um einen Komplex, der etwa zu 50 % aus Cholesterin und zu 50 % aus Phospholipiden und Proteinen besteht. Im Körper dient LDL dazu, das Cholesterin aus der Leber in die Körperzellen zu transportieren, wo es dann als Ausgangsstoff für den Bau von Biomembranen, Hormonen, Gallensäuren oder Vitamin D dient. 

Bei einem erhöhten LDL-Cholesterin-Spiegel kann sich Cholesterin an den Wänden von Blutgefäßen ablagern und diese verengen. Diese Ablagerungen, im medizinischen Fachjargon „Plaques“ genannt, sammeln sich vor allem an Stellen, an denen die Gefäßwände durch Entzündungen bereits geschädigt sind.  

HDL steht hingegen für „high-density lipoprotein“ (deutsch: Lipoprotein hoher Dichte). Ein HDL-Komplex besteht zu etwa 50 % aus Proteinen, während Cholesterin, Phospholipide und Triglyceride zusammen die anderen 50 % ausmachen. Insgesamt ist damit der Anteil an Cholesterin im HDL-Komplex wesentlich geringer als im LDL-Komplex. HDL transportiert überschüssiges Cholesterin von den Zellen zurück zur Leber, die das Cholesterin wieder abbaut. Außerdem wirkt HDL-Cholesterin der Arterienverkalkung entgegen, indem es die in den Gefäßwänden abgelagerten Fette wieder „einsammelt“ und abtransportiert. Im Volksmund wird HDL-Cholesterin daher auch als das „gute Cholesterin“ bezeichnet. Mit körperlichen Aktivitäten, Gewichtsreduktion und Nikotinverzicht können Sie Ihre HDL-Cholesterin-Werte erhöhen. 

Es ist wichtig, ein Gleichgewicht zwischen HDL- und LDL-Cholesterin aufrechtzuerhalten, um die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems zu unterstützen.

Empfohlene Cholesterinwerte

Bei der Messung des Cholesterins im Blut gibt es bestimmte Zielwerte die als Normalbereich angesehen werden und mit einem niedrigen Risiko für koronare Herzkrankheiten verbunden sind. 

Es gelten folgende Cholesterin-Richtwerte: 

  • Das Gesamtcholesterin sollte unter 200 Milligramm pro Deziliter Blut liegen. 
  • Der LDL-Wert sollte unter 130 Milligramm pro Deziliter liegen. 
  • Der HDL-Wert sollte über 40 Milligramm pro Deziliter liegen.

Je niedriger die LDL-Cholesterin-Werte, desto geringer ist das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 

Gut zu wissen

Die Blutfettwerte, die bei Arztbesuchen üblicherweise kontrolliert werden, sind das Gesamtcholesterin, das HDL-Cholesterin, das LDL-Cholesterin und die Triglyceride. Die Gesamtmenge an Cholesterin im Blut wird Cholesterinspiegel genannt, der wie die HDL- und LDL-Werte in einer Blutprobe gemessen wird. Triglyceride sind ebenfalls fettähnliche Substanzen, aber sie unterscheiden sich von Cholesterin in ihrer Struktur und Funktion im Körper, da sie hauptsächlich als Energiespeicher dienen. Ein erhöhter Triglyceridspiegel im Blut kann auch ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein, insbesondere wenn er mit anderen Faktoren wie einem niedrigen HDL-Cholesterinspiegel und einem hohen LDL-Cholesterinspiegel einhergeht. 

Warum sind hohe Cholesterinwerte eine Gefahr? 

Eine Hypercholesterinämie, gekennzeichnet durch erhöhte LDL-Cholesterinwerte im Blut, kann schwerwiegende Folgen für die Gefäßgesundheit haben. Die Anreicherung von Cholesterin an den Gefäßwänden initiiert den Prozess der Arteriosklerose, bei dem Plaques gebildet werden, die die Gefäße verengen. Diese Plaques verhindern einen normalen Blutfluss und können zu erhöhtem Blutdruck führen, was die Belastung des Herz-Kreislauf-Systems erhöht. Zusätzlich können sie eine lokale Entzündungsreaktion auslösen, die zu weiteren Schäden führt. 

Wenn Plaques die Gefäßwände schädigen, versucht der Körper, die Schäden zu beheben, indem er Reparaturmechanismen aktiviert. Dies beinhaltet die Freisetzung von bestimmten Zellen und Wachstumsfaktoren, die das Gewebe um die geschädigte Stelle reparieren sollen. In der Regel werden Blutplättchen zu den geschädigten Stellen geschickt, um die Blutung zu stoppen und den Wundverschluss zu unterstützen. Dieser Prozess führt jedoch dazu, dass die Gefäßwände dicker und starrer werden, was die Durchblutung weiter beeinträchtigt.

Darüber hinaus erhöht sich das Risiko, dass instabile Plaques zerbrechen und sich daraus Thromben bilden, die in einem bereits verengten Gefäß stecken bleiben können. Thromben sind Blutgerinnsel, die innerhalb der Blutgefäße durch die Ansammlung von Blutplättchen und anderen Gerinnungsfaktoren entstehen können. 

Welche Folgen haben diese Gefäßverengungen?

Solche thrombotischen Ereignisse sind häufige Ursachen für akute kardiovaskuläre Ereignisse, die das Herz und den Kreislauf betreffen. Die Verengung der Blutgefäße kann zu Bluthochdruck führen und erhöht außerdem die Gefahr, dass ein Blutgerinnsel das Gefäß verstopft. Die Folgen können je nach Ort der Verstopfung variieren. Im Laufe der Zeit können sich aus anfänglichen Durchblutungsstörungen ernsthafte Erkrankungen entwickeln:

  • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK): Diese Krankheit führt zu einem Verschluss herzferner Arterien in Armen und Beinen und verursacht starke Schmerzen beim Gehen. 

  • Koronare Herzkrankheit (KHK): Hierbei handelt es sich um eine Erkrankung, bei der eine oder mehrere Koronararterien bzw. Herzkranzgefäße, die das Herz mit sauerstoffreichem Blut versorgen, verengt oder blockiert sind. Dadurch wird die Blutversorgung des Herzmuskels beeinträchtigt. Wenn eine Koronararterie teilweise blockiert ist, kann dies zu chronischen Symptomen wie Angina pectoris (Brustschmerzen oder Engegefühl) oder Herzinsuffizienz (Herzschwäche) führen, insbesondere während körperlicher Aktivität oder Stress. Diese Symptome können durch eine unzureichende Durchblutung des Herzmuskels verursacht werden.

  • Herzinfarkt: Ein Herzinfarkt tritt auf, wenn eine Koronararterie plötzlich vollständig blockiert wird, normalerweise durch ein Blutgerinnsel, das sich über einer bereits bestehenden Plaque-Verengung bildet. Dieser plötzliche und vollständige Verschluss unterbricht den Blutfluss zum Teil des Herzmuskels, was zu einem Mangel an Sauerstoff und Nährstoffen führt. Ohne ausreichende Sauerstoffversorgung beginnt das Herzmuskelgewebe innerhalb kurzer Zeit abzusterben. Dies kann zu schweren Schäden am Herzmuskel führen und lebensbedrohlich sein.

  • Schlaganfall: Ein Blutgerinnsel kann auch eine Arterie im Gehirn blockieren, was zu einer Unterbrechung der Blutversorgung führt. Je nachdem, welcher Teil des Gehirns betroffen ist, können Symptome wie plötzliche Taubheit oder Schwäche in Gesicht, Arm oder Bein auf einer Seite des Körpers, Verwirrung, Sprach- oder Sehstörungen und plötzliche Kopfschmerzen auftreten.

Welche Ursachen haben erhöhte Cholesterinwerte? 

Ein ungesunder Lebensstil und genetische Faktoren können zu erhöhten Cholesterinspiegeln führen. Eine Ernährung mit hohem Anteil an gesättigten Fettsäuren und Transfetten sowie Bewegungsmangel tragen dazu bei, während genetische Defekte wie die sogenannte familiäre Hypercholesterinämie ebenfalls eine Rolle spielen können. Medikamente und bestimmte Krankheiten können den Cholesterinspiegel zusätzlich beeinflussen. Lesen Sie hier weiter, um mehr über die verschiedenen Risikofaktoren und Ursachen für hohe Cholesterinwerte zu erfahren.

Manche dieser Faktoren treten oft in Kombination auf, und individuelle genetische Veranlagungen können eine Rolle spielen. Eine gesunde Lebensweise, die eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und das Vermeiden von Rauchen umfasst, kann dazu beitragen, erhöhte Cholesterinwerte zu kontrollieren oder zu senken. Falls der Versuch einer Lebensstilanpassung nicht die gewünschten Ziele erreicht, kann ebenfalls eine medikamentöse Therapie eingeleitet werden. Hier können Sie mehr in unserem Beitrag zu den Leitlinien für die medikamentösen Behandlungsoptionen erfahren.

Lösen erhöhte Blutfettwerte Symptome aus? 

Hohe Cholesterinwerte bleiben tatsächlich oft unbemerkt, weil sie keine spürbaren Symptome verursachen. Leider erkennen viele Menschen erst die Dringlichkeit, etwas dagegen zu unternehmen, wenn bereits ein Herzinfarkt oder andere gesundheitliche Probleme aufgetreten sind. Daher ist es wichtig, regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen durchzuführen, um potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und vorzubeugen. Glücklicherweise können viele Menschen auf natürlichem Weg einen gesunden Cholesterinspiegel erreichen. Eine gesunde Ernährung, Sport und ein gesunder Lebensstil spielen dabei eine wichtige Rolle. Durch diese proaktiven Maßnahmen können wir aktiv dazu beitragen, unsere Gesundheit zu erhalten und das Risiko von Herzinfarkten und anderen gesundheitlichen Problemen zu reduzieren. Erfahren Sie hier, wie Sie erhöhten Cholesterinwerten vorbeugen und Cholesterin auf natürliche Weise senken können.