Um Diabetes Typ 1 zu diagnostizieren, wird mittels einer Blutprobe der Blutzuckerspiegel bestimmt. Darüber hinaus dient eine Untersuchung auf bestimmte Antikörper einer Früherkennung von Diabetes Typ 1 und kann Aufschluss darüber geben, ob ein Typ-1- oder Typ-2-Diabetes vorliegt. Hier erfahren Sie mehr über die Testverfahren zur Diagnose von Diabetes Typ 1.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Diagnose eines Typ-1-Diabetes basiert auf einem ausführlichen Anamnesegespräch zur Ermittlung der Symptome und einer Blutzuckermessung.
  • Ist der Wert einer Gelegenheitsblutzuckermessung hierbei auffällig, erfolgt zur Diagnosestellung eine Messung des Nüchternblutzuckerspiegels.
  • Ergänzt wird die Diagnosestellung durch die Bestimmung Diabetes-assoziierte Autoantikörper und des Langzeitblutzuckerwertes (sogenannter HbA1c-Wert).
  • In Zweifelsfällen kann ein oraler Glucosetoleranztest (oGTT) durchgeführt werden.

Was ist Diabetes Typ 1 und wie wirkt er sich aus?

Typ-1-Diabetes ist die häufigste chronische Stoffwechselstörung im Kindesalter. Bei Menschen mit diesem Typ ist die Bauchspeicheldrüse nicht mehr in der Lage, ausreichende Mengen des Hormons Insulin zu produzieren, um den aus der Nahrung aufgenommenen Zucker richtig zu verstoffwechseln. Dadurch gelangt der Zucker als Kraftstoff nicht in die Körperzellen, sondern verbleibt im Blut, und es kommt zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels (Hyperglykämie). Auslöser und damit Ursache des Diabetes Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die körpereigene Abwehr aufgrund einer Fehlregulation die insulinproduzierenden Betazellen angreift und fortlaufend zerstört. Sind etwa 80 Prozent der Beta-Zellen zerstört, kommt es zu den für Diabetes Typ 1 bekannten Symptomen wie ständigem Durst, häufigem Wasserlassen und stetiger Müdigkeit. Anders als Menschen mit Diabetes Typ 2 sind Menschen mit Typ-1-Diabetes in der Regel normalgewichtig oder verlieren durch die Erkrankung sogar an Gewicht.

Besteht angesichts derartiger Symptome ein Verdacht auf eine Diabetes-Typ-1-Erkrankung, dann stehen verschiedene Untersuchungsmethoden zur Verfügung, um die Erkrankung abzuklären und eine Diagnose zu stellen.

Blutzuckermessung

Die Blutzuckermessung dient dem Nachweis des infolge eines Diabetes erhöhten Blutzuckerspiegels. Dafür entnehmen Mediziner:innen dem Patienten bzw. der Patientin etwas Blut aus einer Vene. Man spricht hier vom sogenannten Gelegenheitsblutzucker (zu einem beliebigen Zeitpunkt gemessener Blutzucker). Untersucht wird das Blutplasma (der flüssige Teil des Blutes ohne Blutzellen). Liegt der darin gemessene Blutzuckerwert bei 200 mg/dl bzw. 11,1 mmol/l oder höher, dann ist dies ein Anzeichen dafür, dass ein Diabetes vorliegen könnte. Im Anschluss erfolgt eine Messung des sogenannten Nüchternblutzuckers.

Nüchternblutzucker

Die Untersuchung des Nüchternblutzuckers (die sogenannte Nüchtern-Plasmaglukose, NPG) findet in der Regel morgens statt. Patient:innen sollten zuvor mindestens acht Stunden nichts gegessen haben und nur Wasser trinken. Liegt der Nüchternblutzucker bei 126 mg/dl bzw. 7,0 mmol/l oder höher, dient dies als Nachweis für eine Diabetes-Diagnose.

Gut zu wissen

Ein Nachteil der Nüchternblutzucker-Messung ist, dass dieser Wert bei Patient:innen mit Diabetes Typ 1 erst dann erhöht ist, wenn bereits 80 Prozent der insulinproduzierenden Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse unwiderruflich zerstört sind. Davor sind die verbliebenen Zellen noch in der Lage, den Insulinmangelmit Hilfe einer gesteigerten Produktion auszugleichen. Die Messung des Nüchternblutzuckers zeigt demnach ein bereits fortgeschrittenes Stadium der Erkrankung an.

Diabetes Typ 1-Diagnose: Langzeitblutzucker

Neben der Blutzuckermessung kann auch die Bestimmung des Langzeitblutzuckerwerts bzw. HbA1c-Werts darüber Aufschluss geben, ob ein Diabetes vorliegt. HbA1c ist eine Variante des Hämoglobins, also des roten Blutfarbstoffs, an das sich der im Blut gelöste Zucker gebunden hat. Der Anteil des HbA1c an der gesamten Hämoglobinmenge im Blut gibt Auskunft darüber, wie hoch der Blutzuckerspiegel etwa innerhalb der letzten 6 bis 8 Wochen war. Daher leitet sich auch der Name Langzeitblutzucker ab.

Bei gesunden Menschen hat HbA1c einen Anteil von höchstens 6,5 Prozent am Gesamthämoglobin. Bei Menschen mit Diabetes sollte der Zielbereich individuell mit dem Arzt oder der Ärztin abgestimmt sein, wobei bei Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes in der Regel ein HbA1c-Wert ≤ 7,5% (≤ 58 mmol/mol) angestrebt werden sollte. Allerdings steigt der Anteil von HbA1c im Blut erst bei langfristig stark erhöhten Blutzuckerwerten. Da sich Diabetes Typ 1 fulminant, d. h. innerhalb weniger Wochen, entwickeln kann, eignet sich die Langzeitblutzuckermessung nicht zur Diagnose eines Diabetes Typ 1 im Frühstadium.

Dr. Tobias Wiesner, Diabetologe und Endokrinologe in Leipzig sagt:

Diabetes Typ 1 hat einen schnellen Verlauf. Auf den Patienten oder die Patientin aufmerksam zu werden, ist sehr wichtig. Genauso wichtig ist es, nicht zu sagen, die Müdigkeit kommt durch zu wenig Schlaf. Es gibt Symptome, die nicht eindeutig sind, die man aber im Blick behalten muss.

Diabetes Typ 1-Diagnose: Antikörpertest

Diabetes Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung, d. h. das eigene Immunsystem zerstört die gesunden Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die für die Insulinproduktion verantwortlich sind. Hinweis darauf geben sogenannte Autoantikörper, die im Blut nachweisbar sind. Diese richten sich gegen Teile der Beta-Zellen oder auch gegen Insulin und weitere Enzyme.

Wird einer oder mehrerer der folgenden Autoantikörper im Blut nachgewiesen, wird die Diagnose Typ-1-Diabetes gestellt:

  • Inselzellantikörper

  • Autoantikörper gegen Glutamat-Decarboxylase der Beta-Zelle

  • Autoantikörper gegen den Zink-Transporter 8 der Beta-Zelle

  • Autoantikörper gegen Tyrosinphosphatase

  • Zudem im Kindes- und Jugendalter: Insulinautoantikörper

Der Antikörpertest dient sowohl der Früherkennung von Typ-1-Diabetes (also noch vor Auftreten der ersten Symptome) als auch der Unterscheidung zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes. Typ-2-Diabetes ist keine Autoimmunerkrankung und es liegen keine Autoantikörper vor. Die Abgrenzung zwischen den Typen von Diabetes ist für die weitere Behandlung von besonderer Bedeutung.

Diabetes Typ 1-Diagnose: Untersuchung auf Zucker im Urin

Bei einem unbehandelten Diabetes sammelt sich der Zucker im Blut an, da er aufgrund des fehlenden Insulins nicht in die Zellen aufgenommen werden kann. Erreicht der Blutzuckerspiegel Werte von etwa 180 mg/dl oder 10 mmol/l (bei Kindern liegt der Wert niedriger, in etwa bei 160 mg/dl oder 8,9mmol/l), versuchen die Nieren, den überschüssigen Zucker über den Urin auszuscheiden (Glukosurie). Man spricht hier von der Nierenschwelle, ab der der Zucker im Urin nachweisbar ist. Mithilfe von Teststreifen lässt sich der Zucker im Urin anhand einer Farbreaktion einfach sichtbar machen. Zur Messung wird ein Auffangbecher und ein Teststreifen benötigt. Der verfärbte Teststreifen kann als ein Hinweis für eine Diabeteserkrankung im bereits fortgeschrittenen Stadium herangezogen werden.

Diabetes Typ 1-Diagnose: Untersuchung auf das C-Peptid im Blut

Jungen wird Blut abgenommenDas C-Petid ist ein Bestandteil der Insulinvorstufe Proinsulin, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Wird das C-Peptid vom Proinsulin abgespalten, entsteht Insulin. C-Peptid wird in gleicher Menge wie Insulin produziert, weist aber eine höhere Stabilität als Insulin auf, und ist daher ein sehr gutes Maß für die körpereigene Insulinsekretion bei Menschen mit Diabetes (sowohl im Blut als auch im Urin nachweisbar). So bestätigt ein fehlendes C-Peptid bei einem Typ-1-Diabetes einen absoluten Insulinbedarf. Die Unterschiede in der Insulinsekretion sind grundlegend für die verschiedenen Behandlungsanforderungen von Typ-1- und Typ-2-Diabetes. Die klinische Bedeutung des C-Peptids liegt also zum einen in der Klassifizierung zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes, und zum anderen im Management der Insulintherapie.

Gut zu wissen

Durch eine unerkannte Typ-1-Diabetes Erkrankung sieht man bei 15 bis 30 % der Diagnosestellungen eine durch das Fehlen von Insulin bedingte ketoazidotische Stoffwechselentgleisung. Sie erfordert eine umgehende medizinische Behandlung.

Die Kenntnis der Symptome, die auf einen Insulinmangel hinweisen, ist daher von besonderer Bedeutung. Die vier wichtigen Warnzeichen für einen Diabetes sind: vermehrter Durst, häufiger Harndrang, Gewichtsverlust und Müdigkeit.

  • Diabetologie und Stoffwechsel Supplement. Thieme. Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Herausgegeben von M. Kellerer K. Müssig im Auftrag der DDG ▪ Aktualisierte Version 2022. Oktober 2022 Seite S79–S446 17. Jahrgang
  • S3-Leitlinie Therapie des Typ-1-Diabetes, 2. Auflage, Deutsche Diabetes Gesellschaft 2018
  • S3-Leitlinie der DDG und AGPD 2015 Diagnostik, 2015. Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter
  • https://www.dzd-ev.de/diabetes/diagnose/index.html
  • Jones AG, Hattersley AT. The clinical utility of C-peptide measurement in the care of patients with diabetes. Diabet Med. 2013 Jul;30(7):803-17. doi: 10.1111/dme.12159. PMID: 23413806; PMCID: PMC3748788.
  • Principi N, Berioli MG, Bianchini S, Esposito S. Type 1 diabetes and viral infections: What is the relationship? J Clin Virol. 2017 Nov;96:26-31. doi: 10.1016/j.jcv.2017.09.003. Epub 2017 Sep 8. PMID: 28934695.
  • Diabetologie und Stoffwechsel Supplement. Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft. M. Kellerer K. Müssig im Auftrag der DDG ▪ Aktualisierte Version 2022. S2 Oktober 2022 Seite S79–S446 17. Jahrgang
  • Johnson DD, Palumbo PJ, Chu CP. Diabetic ketoacidosis in a communitybased population. Mayo Clin Proc 1980; 55: 83–88. EK III

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