Ein wesentlicher Aspekt bei der Diagnose und Behandlung von Diabetes mellitus sind die Blutzuckerwerte. Unbehandelt können diese dauerhaft erhöht sein und Folgeerkrankungen verursachen. Daher ist das Hauptziel der Diabetes-Therapie, den Blutzuckerspiegel ständig zu kontrollieren. In diesem Beitrag erfahren Sie alles Wissenswerte zu Blutzuckerwerten, den Auswirkungen von zu hohen oder zu niedrigen Werten und wie sie beeinflusst werden können. Sollten Sie eine Diabetes-Erkrankung haben, ist es wichtig, sich zu informieren, um ein besseres Verständnis zu entwickeln und die richtigen Maßnahmen zur Blutzuckerkontrolle ergreifen zu können. 

Das Wichtigste in Kürze

  • Blutzuckerwerte geben die Konzentration von Zucker im Blut an und unterscheiden zwischen kurzzeitigen und langzeitigen Blutzuckerwerten. 
  • Der kurzzeitige Blutzuckerwert variiert je nach Mahlzeiten, Fasten, körperlicher Aktivität und Stress und kann mit handlichen Messgeräten für den Heimgebrauch gemessen werden, in Einheiten wie mg/dl oder mmol/l. 
  • Der HbA1c-Wert, als Langzeit-Blutzuckerwert bekannt, zeigt den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel über zwei bis drei Monate und wird bei der Diagnose und Therapiekontrolle von Diabetes verwendet. Er wird im Labor gemessen und in Prozent oder mmol/mol angegeben. 
  • Bei gesunden Menschen schwanken die Blutzuckerwerte im Tagesverlauf normalerweise zwischen 70 und 140 mg/dl (3,9 – 7,8 mmol/l), während bei Menschen mit Diabetes Werte unter 126 mg/dl (7 mmol/l) nüchtern und unter 200 mg/dl (11,1 mmol/l) nach dem Essen angestrebt werden sollten durch Lebensstiländerungen und medikamentöse Therapie.

Was sagen die Blutzuckerwerte aus? 

Die Blutzuckerwerte geben die Konzentration von Zucker (Glukose) im Blut an. Die Messung des Glukosewerts erfolgt im Blutplasma, also dem flüssigen Bestandteil des Blutes, der nach Entfernung der Blutzellen übrigbleibt. Mit dem Blutzucker ist daher immer die Plasmaglukose gemeint. Zur Diagnose und Kontrolle des Diabetes mellitus sind zwei wichtige Blutzuckerwerte relevant: der aktuelle oder Kurzzeit-Blutzuckerwert und der Langzeit-Blutzuckerwert. 

KurzzeitBlutzuckerwert

Der aktuelle oder Kurzzeit-Blutzuckerwert gibt an, wie hoch der Blutzuckerspiegel zum Zeitpunkt der Messung ist. Dieser Wert kann im Tagesverlauf erheblich schwanken, je nachdem, ob man gerade etwas gegessen oder längere Zeit gefastet hat. Auch verschiedene andere Faktoren wie körperliche Anstrengung oder Stress nehmen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. 

Der aktuelle Blutzuckerwert wird üblicherweise durch labormedizinische Blutuntersuchungen ermittelt. Alternativ kann er mit handlichen Messgeräten für den Heimgebrauch jederzeit bequem selbst überprüft werden.  Weitere Informationen zum Thema finden Sie in unserem Beitrag „Blutzucker messen“.   

Der aktuelle Blutzuckerwert kann in zwei verschiedenen Maßeinheiten ausgedrückt werden: 

  • mg/dl (Milligramm pro Deziliter) gibt an, wie viele Milligramm Zucker in einem Deziliter Blut enthalten sind. 
  • mmol/l (Millimol pro Liter) beschreibt die Menge der Zuckerteilchen pro Liter Blut. 

LangzeitBlutzuckerwert

Der kurzzeitige Blutzuckerwert kann jederzeit von zu Hause aus direkt nach den Mahlzeiten überprüft werden und starken Schwankungen unterliegen. Im Gegensatz dazu ist der HbA1c-Wert, auch bekannt als Langzeitblutzuckerwert, eine entscheidende Kennzahl für die langfristige Kontrolle von Diabetes. Er wird vor allem im Diagnoseverfahren bei Verdacht auf Diabetes mellitus eingesetzt, da er Auskunft über den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel über einen längeren Zeitraum gibt. 

Hb ist die Abkürzung für Hämoglobin und bezeichnet den Blutfarbstoff in den roten Blutkörperchen (Erythrozyten).  

Wenn der Blutzucker über einen längeren Zeitraum erhöht ist, lagern sich Glucose-Moleküle an das Hämoglobin an und es entsteht Hämoglobin A1c. Diese erneuern sich nur etwa alle zwei bis drei Monate. Deshalb ist der Langzeit-Blutzucker ein gutes Maß für den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel in den letzten zwei bis drei Monaten. 

Der Langzeit-Blutzuckerwert spielt einerseits eine wichtige Rolle, um Diabetes zu erkennen. Er dient aber auch zur Therapiekontrolle, da sich an ihm ablesen lässt, ob der Blutzuckerspiegel langfristig gut eingestellt ist.  

Eine exakte Bestimmung des Langzeit-Blutzuckerwerts ist nur im Labor möglich. Angegeben wird der Langzeit-Blutzuckerwert meist in Prozent (%). Ein HbA1c-Wert von 7 % bedeutet, dass an 7 von 100 Hämoglobin-Teilchen ein Zuckerteilchen gebunden ist. Möglich ist auch die Angabe in mmol/mol (Millimol pro Mol). 

Wie hoch sind die Blutzucker-Normwerte?

Bei gesunden Menschen schwanken die aktuellen Blutzuckerwerte im Tagesverlauf normalerweise zwischen 70 und 140 mg/dl (3,9 – 7,8 mmol/l) 

Sie fallen selten darunter, selbst wenn man längere Zeit nichts gegessen hat, und steigen auch nach üppigen Mahlzeiten kaum höher an. Einzelne „Ausreißer-Werte“ müssen jedoch nicht zwingend bedeuten, dass eine Zuckerkrankheit vorliegt. Erst wenn mehrmalige Messungen deutlich erhöhte Blutzuckerwerte ergeben, ist von einem Diabetes mellitus auszugehen. Wenn die Blutzuckerwerte zwar erhöht sind, aber noch nicht die Schwelle zum Diabetes mellitus überschritten haben, sprechen Mediziner:innen von einem Prädiabetes. Dabei handelt es sich um eine mögliche Vorstufe zum Diabetes mellitus. Ein Prädiabetes muss aber nicht zwingend zu einem Diabetes mellitus fortschreiten. 

Zur Diagnose von Typ-2-Diabetes werden folgende Blutzuckerwerte gemessen, von denen mindestens zwei im diabetesrelevanten Bereich liegen müssen: 

  • Gelegenheitsblutzucker: Der Blutzuckerspiegel zu einem beliebigen Zeitpunkt wird überprüft, besonders wenn Symptome auftreten oder enge Familienmitglieder an Diabetes leiden. Ein normaler Wert liegt zwischen 70 und 140 mg/dl (3,9 – 7,8 mmol/l), während ab einem Wert von 200 mg/dl (11,1 mmol/l) Diabetes diagnostiziert wird. 
  • Nüchternblutzucker: Dieser wird nach mindestens acht Stunden ohne Nahrung gemessen und sollte unter 100 mg/dl (5,6 mmol/l) liegen. Werte zwischen 100 mg/dl (5,6 mmol/l) und 125 mg/dl (6,9 mmol/l) deuten auf eine gestörte Glukoseverwertung hin, bekannt als Prädiabetes. Ab einem Wert von 126 mg/dl (7,0 mmol/l) gilt die Diagnose Diabetes. 
  • Langzeitblutzuckerwert (HbA1c-Wert): Ein Wert von unter 5,7 % (39 mmol/mol) gilt als normal. Ein HbA1c-Wert von 6,5 Prozent (48 mmol/l) oder höher bestätigt die Diagnose Diabetes, während Werte zwischen 5,7 und 6,4 Prozent (39-47 mmol/l) auf ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Diabetes hinweisen. 

Gut zu wissen

Bei Widersprüchen, erhöhtem Risiko oder Einstufung als Prädiabetes wird ein oraler Glukosetoleranztest (oGTT) bei dem Verdacht auf Diabetes Typ 2 durchgeführt. Nach Einnahme einer Glukoselösung wird der Blutzuckerwert zwei Stunden später gemessen. Ein Wert über 200 mg/dl (11,1 mmol/l) nach dem oGTT bestätigt die Diabetesdiagnose, während Werte zwischen 140 mg/dl (7,8 mmol/l) und 199 mg/dl (11,0 mmol/l) auf Prädiabetes hindeuten. 

Blutwerte zur Diagnose von Diabetes

Was beeinflusst die Blutzuckerwerte?

Die Blutzuckerwerte sind keine starre Größe und unterliegen einer Vielzahl an Einflussfaktoren – egal, ob jemand unter Diabetes mellitus leidet oder nicht. Zu den wichtigsten zählen: 

  • Ernährung: Unmittelbar nach einer Mahlzeit steigt der Blutzuckerspiegel an, um danach wieder langsam zu sinken. Vor allem rasch wirksame Kohlenhydrate, wie sie beispielsweise in Süßigkeiten, Limonaden oder Weißmehlprodukten enthalten sind, lassen den Blutzucker kurzfristig stark ansteigen. 

  • Alkohol: Weil Alkohol den Glukose-Stoffwechsel in der Leber beeinflusst, wirken sich alkoholische Getränke auch auf den Blutzuckerspiegel aus. Bei Menschen mit Diabetes mellitus kann Alkohol das Risiko für Unterzuckerungen erhöhen. 

  • Bewegung und Sport: Muskelaktivität verbraucht Energie und senkt dadurch den Blutzuckerspiegel. 

  • Tagesrhythmus: Unabhängig von den Mahlzeiten schwanken die Blutzuckerwerte auch mit dem natürlichen Tagesrhythmus. So kann es bei Menschen mit Diabetes mellitus vorkommen, dass der Blutzuckerspiegel in den frühen Morgenstunden regelmäßig ansteigt („Dawn-Phänomen“).  

  • Hormonelle Faktoren: Verschiedene Hormone wie z. B. Geschlechtshormone und Schilddrüsen-Hormone beeinflussen auch die Blutzuckerwerte. Dadurch kann sich beispielsweise bei Frauen mit Diabetes mellitus der Bedarf an Insulin und Medikamenten im Zyklus-Verlauf ändern.  

  • Erkrankungen und Stress: Bei Infekten, Verletzungen, Schmerzen oder psychischem Stress schüttet der Körper Stresshormone aus, die blutzuckererhöhend wirken.  

Wie hoch sollen die Blutzuckerwerte bei bekanntem Diabetes mellitus sein?

Bei einem bekannten Diabetes mellitus legen Patient:innen gemeinsam mit ihrem Behandlungsteam individuelle Zielwerte für den Kurzzeit- und Langzeit-Blutzucker fest. Medizinische Fachgesellschaften wie die Deutsche oder Amerikanische Diabetes-Gesellschaft geben hierfür keine starren Grenzwerte vor, sondern einen flexiblen Zielbereich: 

  • Nüchtern-Blutzucker: 100 – 125 mg/dl (5,6 – 6,9 mmol/l) 
  • Blutzucker nach dem Essen: 140 – 199 mg/dl (7,8 – 11 mmol/l) 
  • Langzeit-Blutzuckerwert:. 6,5-7,5% (48-58 mmol/mol) für die allgemeine Behandlung von Diabetes Typ 2. Bei älteren Menschen mit mehreren Begleiterkrankungen oder stark eingeschränkter Lebenserwartung wird in der Regel ein Zielwert von weniger als 8,0 % (< 6,4 mmol/mol) angestrebt, in selteneren Einzelfällen auch weniger als 8,5 % (< 6,9 mmol/mol).   

Die individuellen Therapieziele können je nach persönlichen Voraussetzungen auch unterhalb oder oberhalb dieser Werte liegen.  

Grundsätzlich gilt: Menschen mit bekanntem Diabetes mellitus müssen nicht dieselben Blutzuckerwerte erreichen, wie sie Menschen ohne Diabetes haben. Das ist in den meisten Fällen nicht realistisch. Vielmehr geht es darum, das Risiko für Folgeerkrankungen zu senken und zugleich die Lebensqualität zu erhalten. 

Wichtig ist es in jedem Fall, schwere Überzuckerungen und Unterzuckerungen zu vermeiden. Überzuckerungen (auch Hyperglykämien genannt) tragen bei Diabetes mellitus langfristig zu Folgeerkrankungen wie Nervenschäden oder Sehstörungen bei. Stark erhöhte Blutzuckerwerte von mehr als 250 mg/dl (13,9 mmol/l) können auch kurzfristige medizinische Komplikationen auslösen. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie man Überzuckerungen erkennt und was in solchen Situationen zu tun ist.  

Bei Diabetes mellitus können auch Unterzuckerungen (Hypoglykämien) vorkommen. Dabei sinkt der Blutzuckerspiegel auf Werte von weniger als 70 mg/dl (3,9 mmol/l), was sich durch Symptome wie Schwitzen, Zittern oder Unwohlsein bemerkbar machen kann. Gefährdet sind vor allem Menschen mit Typ-1-Diabetes sowie Menschen mit Typ-2-Diabetes, die eine Insulintherapie benötigen. Mehr über Ursachen und mögliche Symptome erfahren Sie in unserem Beitrag zum Thema Hypoglykämien. 

Das Risiko für Unterzuckerungen steigt, wenn man sehr niedrige Blutzuckerwerte als Therapieziel anstrebt. Vor allem für ältere Menschen stellt dies eine gewisse Gefahr dar, weil zu niedrige Blutzuckerwerte unter anderem zu Stürzen beitragen können. Deshalb dürfen die Blutzuckerwerte ab 50 oder 60 Jahren in der Regel etwas höher sein als bei jungen Menschen mit Diabetes. Auch hier kommt es aber immer auf die Begleitumstände und die individuelle Lebenssituation an.  

Wie lassen sich gesunde Blutzuckerwerte erreichen?

Bei der Behandlung des Diabetes mellitus geht es darum, die Blutzuckerwerte langfristig in einem gesunden und verträglichen Zielbereich zu halten. Je nach Diabetes-Typ und individuellen Voraussetzungen lässt sich das über verschiedene Maßnahmen erreichen.  

Menschen mit Typ-1-Diabetes müssen das fehlende körpereigene Insulin in der Regel von außen ersetzen. Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes ist eine Insulintherapie nicht immer erforderlich. In vielen Fällen lässt sich der Typ-2-Diabetes auch mit Lebensstil-Maßnahmen wie einer Ernährungsumstellung sowie regelmäßiger Bewegung gut im Griff behalten. Nur wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, um die angestrebten Zielwerte zu erreichen, wird eine medikamentöse Therapie in Erwägung gezogen. In spezialisierten Behandlungszentren erhalten Menschen mit Diabetes wichtige Informationen und praktische Unterstützung, um die nötigen Maßnahmen im Alltag umzusetzen. 

Wie die Behandlung des Diabetes mellitus abläuft und was Sie selbst dazu beitragen können, um erhöhte Blutzuckerwerte zu senken, erklärt Ihnen unser weiterführender Beitrag im Detail.

Wichtiger Hinweis: Unsere Artikel und Grafiken werden von unserem Expertenteam für chronische Erkrankungen überprüft. Grundlage sind stets seriöse Quellen, wissenschaftliche Artikel, Leitlinien und ärztliche Aussagen. Die Inhalte werden in regelmäßigen Abständen aktualisiert und dienen weder der Selbstdiagnose noch ersetzen sie einen Arztbesuch.

Geprüft durch unser Expertenteam für chronische Erkrankungen

Bei unseren Ratgeberbeiträgen legen wir größten Wert auf pharmazeutische Qualität. Hier erfahren Sie mehr über das Expertenteam.