Mit dem nahenden Winter sinken auch die Temperaturen in den unteren Bereich. Die Grippe-Saison steht bevor, was zu einem Anstieg der Infektionszahlen führen kann, einschließlich der Corona-Infektionen. Virale Erkrankungen können vor allem im fortgeschrittenen Alter oder bei bereits bestehenden Vorerkrankungen und Immunschwäche schwerwiegende Folgen haben. Deshalb ist die Prävention nicht nur für unsere individuelle Gesundheit wichtig, sondern auch für den Schutz unserer Gemeinschaft. Speziell angepasste Impfstoffe stehen allerdings sowohl gegen Influenza als auch gegen Corona zur Verfügung. In diesem Beitrag erfahren Sie, für welche Personengruppen die Impfungen auf Grundlage der Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) vorgesehen sind und ob beide Impfungen gleichzeitig durchgeführt werden können.

Warum sind saisonale Impfungen wichtig?

Impfungen spielen eine wichtige Rolle im Schutz vor verschiedenen Krankheiten, indem sie den Körper einer harmlose Form des Erregers oder Teilen davon aussetzen und das Immunsystem dazu anregen, spezifische Abwehrmechanismen zu entwickeln. Zum Beispiel verwenden einige Impfstoffe inaktivierte oder abgetötete Erreger (Totimpfstoffe), während andere, wie die mRNA-Impfstoffe, genetisches Material verwenden, um den Körper dazu zu bringen, ein bestimmtes Protein des Erregers zu produzieren. In beiden Fällen erkennt das Immunsystem diese harmlosen Erreger oder ihre Teile und entwickelt eine Abwehr, ohne dass die eigentliche Krankheit bei dieser Person ausbricht. Diese Abwehrmechanismen, auch Immunität genannt, helfen dem Körper, sich gegen den tatsächlichen Krankheitserreger zu verteidigen, wenn er später damit in Kontakt kommt.

Saisonale Impfungen sind wichtig, da bestimmte Viren dazu neigen, sich im Laufe der Zeit zu verändern, was als Mutationen bezeichnet wird. Diese Mutationen können dazu führen, dass sich das Virus schneller verbreitet oder schwerere Krankheitsverläufe verursacht. Aus diesem Grund müssen Impfstoffe regelmäßig angepasst werden, um gegen die aktuellen Varianten der Viren wirksam zu sein.

Zu den häufigsten verbreiteten Viren zählen Influenza, das die echte Grippe auslöst, und COVID-19, das weltweit jährlich viele Menschen betrifft.

Die Schwere des Krankheitsverlaufs bei saisonalen Viren kann stark variieren. Sowohl Personen ohne bekannte Vorerkrankungen als auch junge Menschen können ernsthaft erkranken. Dennoch sind bestimmte Personengruppen häufiger von schwerwiegende Krankheitsverläufen betroffen, da sie aufgrund verschiedener Faktoren ein geschwächtes Immunsystem aufweisen. Daher wird es empfohlen, dass sich solche Personen mit erhöhtem Erkrankungsrisiko jährlich impfen lassen, um sich vor den neuen Varianten zu schützen.

Gut zu wissen

In kalten Monaten vermehren sich Viren, insbesondere Coronaviren, aufgrund der niedrigen Temperaturen schneller, da die äußere Hülle dieser Viren bei Kälte stabiler ist. Dadurch sind sie robuster gegenüber äußeren Einflüssen und überleben länger. Die Ständige Impfkommission (STIKO), eine deutsche Gesundheitsbehörde, empfiehlt Impfungen deshalb insbesondere ab Mitte Oktober bis Mitte Dezember, um die Erkrankungszahlen und damit auch die Verbreitung möglichst zu reduzieren.

Schutz vor Grippe

Die echte Grippe oder Influenza ist eine hoch ansteckende Viruserkrankung der Atemwege, die durch das Influenzavirus verursacht wird. Im Gegensatz zur Erkältung verläuft die Influenza oft schwerer und kann zu ernsthaften gesundheitlichen Komplikationen führen. Zu den charakteristischen Grippe-Symptomen gehören hohes Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, extreme Müdigkeit, trockener Husten, Halsschmerzen und Schüttelfrost. Im Vergleich zu einer Erkältung treten diese Symptome bei Grippepatient:innen intensiver und plötzlicher auf. Da das Influenzavirus ständig mutiert und neue Stämme auftauchen, zirkuliert das Virus und infiziert viele Menschen erneut, insbesondere in den kalten Monaten. Aus diesem Grund muss der Grippeimpfstoff jedes Jahr angepasst werden, um gegen die aktuell zirkulierenden Virusvarianten wirksam zu sein. Diese jährliche Anpassung ist notwendig, um sicherzustellen, dass der Impfstoff einen ausreichenden Schutz bietet.

Die Influenza kann schwerwiegend sein, insbesondere für gefährdete Personengruppen. Aus diesem Grund empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) insbesondere folgenden Risikopersonen eine jährliche Grippeimpfung:

  • alle Personen ab 60 Jahren
  • Schwangere (ab dem 2. Trimenon, d. h. ab dem vierten Monat der Schwangerschaft) und bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens bereits ab dem 1. Trimenon (den ersten drei Monaten der Schwangerschaft)
  • Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung aufgrund von Grundkrankheiten wie chronischen Krankheiten der Atmungsorgane, Herz- oder Kreislaufkrankheiten, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes mellitus, chronischen neurologischen Grundkrankheiten wie Multiple Sklerose, angeborener oder erworbener Immunschwäche (wie z. B. HIV)

Bewohner:innen von Pflegeheimen und Langzeitpflegeeinrichtungen sowie Personen im selben Haushalt, die als potenzielle Vektoren für Risikopersonen fungieren können, wird ebenfalls empfohlen, sich impfen zu lassen. Ebenso wird empfohlen, Personen mit erhöhtem beruflichen Risiko, wie medizinisches Personal, Personen in stark frequentierten Einrichtungen und Personen, die gefährdete Personen betreuen, zu impfen. Diese Empfehlungen dienen dazu, besonders gefährdete Personen vor schweren Verläufen der Grippe zu schützen.

Schutz vor COVID-19 Varianten

Im Kontext der kontinuierlichen Anpassung von Impfstoffen an sich wandelnde Virusvarianten stellt COVID-19 eine erneute Herausforderung dar. Dieses neuartige Coronavirus, erstmals Ende 2019 aufgetreten, verbreitet sich äußerst schnell von Mensch zu Mensch. Diese rasche Verbreitung führte zur Entstehung diverser Varianten, darunter Omikron und Delta im Jahr 2022 sowie kürzlich Priola und Eris im Jahr 2023. Die hohe Anzahl an Infektionen bedingt genetische Mutationen des Virus, die das Immunsystem vor neue Herausforderungen stellen.

Aufgrund dieser genetischen Veränderungen ist eine fortlaufende Anpassung der COVID-19-Impfstoffe notwendig. Dies gewährleistet, dass die Impfstoffe wirksam bleiben und den sich entwickelnden genetischen Eigenschaften des Virus entgegenwirken können. Diese Maßnahme ist unerlässlich, insbesondere um gefährdete Personen vor schweren Erkrankungen zu schützen.

Im Einklang mit diesen Erkenntnissen empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Grundimmunisierung mit zwei Impfungen für alle Personen ab 18 Jahren. Zusätzlich dazu wird eine Auffrischimpfung insbesondere für folgende Personen empfohlen:

  • Personen ab 60 Jahren
  • Personen ab 6 Monaten mit folgenden Grundkrankheiten, die ein höheres Risiko für schwere COVID-19-Verläufe bedeuten: chronische Erkrankungen der Atmungsorgane; chronische Herz-Kreislauf-, Leber- und Nierenerkrankungen; Diabetes mellitus und andere Stoffwechselerkrankungen; Adipositas (Fettleibigkeit); Erkrankungen des zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark betreffend), wie zum Beispiel Demenz, psychiatrische Erkrankungen oder zerebrovaskuläre Erkrankungen (Erkrankungen des Gehirns und der Blutgefäße im Gehirn); Down-Syndrom (angeborene genetische Störung, auch als Trisomie 21 bekannt); angeborene oder erworbene Immunschwäche, wie HIV-Infektion, chronisch-entzündliche Erkrankungen unter immunschwächender Therapie oder nach Organtransplantation sowie Krebserkrankungen.

Es wird ebenfalls empfohlen, dass Personen in Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen der Eingliederungshilfe, sowie medizinisches Personal in direktem Kontakt mit Patient:innen und Bewohner:innen, sich impfen lassen. Ebenso gilt diese Empfehlung für Familienangehörige und enge Kontaktpersonen von Personen, bei denen eine schützende Immunantwort durch eine COVID-19-Impfung wahrscheinlich nicht erreicht wird.

Die STIKO empfiehlt Schwangeren eine Grundimmunisierung gegen COVID-19 sowie eine einmalige Auffrischungsimpfung. Diese kann ab dem zweiten Trimester der Schwangerschaft durchgeführt werden. Das Überstehen von COVID-19 kann zu einer gewissen Immunität führen, doch die genaue Dauer dieser Immunität ist individuell unterschiedlich und lässt sich nicht vorhersagen.

Gut zu wissen

Die Anzahl der Neuerkrankungen (Inzidenz) von 15 Fällen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern in den letzten sieben Tagen in Deutschland zeigt, dass das Virus weiterhin präsent ist. Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass in der Altersgruppe ab 80 Jahren der Wert bei 57 liegt, was auf eine hohe Ansteckungsgefahr für ältere Menschen hinweist.

Können Grippe- und Corona-Impfungen zeitgleich erfolgen?

Es ist möglich, sich gleichzeitig gegen Grippe und COVID-19 impfen zu lassen. Sie können sogar gleichzeitig gegen Pneumokokken, Lungenentzündung verursachende Bakterien, geimpft werden, wenn Sie zur STIKO-Risikogruppe gehören. Gemäß den Empfehlungen der STIKO muss zwischen den Impfungen gegen COVID-19 und anderen Totimpfstoffen kein Impfabstand von 14 Tagen mehr eingehalten werden. Es wird allerdings empfohlen, die Impfungen an verschiedenen Körperstellen durchführen zu lassen, zum Beispiel einmal am linken und am rechten Arm. Diese werden in der Regel im Abstand von mindestens 12 Monaten zur letzten Impfung oder zur letzten Infektion durchgeführt.

Hinweis: Eine Grippeschutzimpfung kann prinzipiell von jedem Arzt und jeder Ärztin durchgeführt werden. Die nächstgelegenen Anlaufstellen sind jedoch Hausärzt:innen und Apotheken, die Impfungen anbieten. Sie können jetzt einen Termin entweder bei Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin oder in einer nahegelegenen Apotheke sowie einem Impfcenter unter Auffrischungsimpfung.de – Impfzentrumkarte finden.

Was tun bei Verdacht auf Influenza oder COVID-19?

Bei akuten Atemwegsbeschwerden, die auf Influenza oder COVID-19 hindeuten könnten, insbesondere bei starken Symptome wie plötzlichem Fieber, übermäßiger Erschöpfung, Schwäche, Kurzatmigkeit, intensiven Muskelschmerzen und COVID-19-spezifischem Verlust des Geschmacks- oder Geruchssinns, sollten vor allem folgende Personengruppen unabhängig vom Impfstatus eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen:

  • Personen über 60 Jahre
  • Kinder unter zwei Jahren
  • Chronisch kranke Menschen jeden Alters
  • Schwangere
  • Alle, bei denen sich die Symptome nicht innerhalb weniger Tage verbessern oder sogar nach Besserung wieder verschlechtern.

Gut zu wissen

Um Ihr Umfeld zu schützen, versuchen Sie auf dem Weg zum Arzt bzw. zur Ärztin den Kontakt zu anderen Personen zu vermeiden. Greifen Sie auf einen Mundschutz zurück und denken Sie an Hand-Hygiene.  Mehr über allgemeine Verhaltenshinweise können Sie auch auf der Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung nachlesen.

Wichtiger Hinweis: Unsere Artikel und Grafiken werden von unserem Expertenteam für chronische Erkrankungen überprüft. Grundlage sind stets seriöse Quellen, wissenschaftliche Artikel, Leitlinien und ärztliche Aussagen. Die Inhalte werden in regelmäßigen Abständen aktualisiert und dienen weder der Selbstdiagnose noch ersetzen sie einen Arztbesuch.

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