Der Urlaub ist eine Zeit der Entspannung und der Entdeckung neuer Orte und Kulturen. Eine Reise bedeutet für Menschen mit einer chronischen Erkrankung wie Diabetes oft aber einige offene Fragen rund um die Behandlung und Arzneimittel – darf man alle Medikamente ins Ausland mitnehmen, was muss man dabei beachten, wie werden diese richtig transportiert und gelagert? Diese Fragen über das Reisen mit Diabetes werden in diesem Beitrag näher erläutert.

Diabetes: Wie bereitet man sich auf eine Reise vor?

Diabetes ist der Überbegriff für Stoffwechselerkrankungen, bei denen die Blutzuckerregulation entweder durch einen absoluten Mangel an Insulin (Diabetes mellitus Typ 1) oder durch eine Insulinresistenz der Zellen (Diabetes mellitus Typ 2) gestört ist. Diabetes muss zwingend medizinisch behandelt werden und dazu gehören die medikamentöse Regulierung des Blutzuckerspiegels. Wird Insulin eingesetzt, folgt man oft festen Therapie-Regimen, bei denen beispielsweise unterschiedliche Insuline in den jeweiligen erforderlichen Mengen zu bestimmten Zeiten injiziert werden müssen. Diese Pläne müssen selbstverständlich auch auf Reisen eingehalten werden. Zusätzlich ist es ratsam, einige Dokumente und Unterlagen im Vorfeld einzuholen, wie zum Beispiel eine ärztliche Bescheinigung über die erforderlichen Arzneimittel, Spritzen und Hilfsmittel, einen internationalen Diabetes- oder Notfallausweis. Reisen mit einer Diabetes-Erkrankung erfordert daher eine gewisse Vorplanung – damit Sie Ihre Reise sorgenfrei antreten können. 

Welche Dokumente benötige ich für die Reise mit Diabetes?

Vor Antritt Ihrer Reise, prüfen Sie, ob folgende Dokumente vorliegen und ob die darin angegebenen Informationen aktuell sind. Denken Sie daran, dass es mitunter mehrere Wochen dauern könnte, bis Sie die erforderlichen Dokumente erhalten und bemühen Sie sich rechtzeitig darum, sprechen Sie Ihren Arzt so früh wie möglich auf Ihr Reisevorhaben an. Je nach Reiseland, können sich die einzelnen Vorgaben unterscheiden, jedoch gelten mindestens die folgenden vier Punkte. 

  • Ärztliche Bescheinigung über mitgeführte Medikamente: Eine Bescheinigung in deutscher und englischer Sprache bestätigt Ihnen, dass Sie Ihren Bedarf an Medikamenten und Hilfsmitteln zur Diabetes-Therapie mit sich führen. Ein passendes Musterformular finden Sie beispielsweise auf der Seite des ADAC.

  • Internationaler Diabetes-Pass: Ein englischsprachiger Diabetes-Pass enthält alle für einen Notfall relevanten Informationen über Ihren Gesundheitsstatus. Diese Übersicht bietet dem medizinischen Personal einen Überblick über Ihre Therapie und Ihren gesundheitlichen Zustand.  

  • Internationaler Notfallausweis oder Diabetesausweis mit Übersetzungshilfe: Im Falle einer Unterzuckerung oder eines Notfalls ist dieser Ausweis eine wichtige Information für Ersthelfer:innen, die eine Diabetes-Erkrankung bestätigt. Der Ausweis bzw. die Übersetzungshilfe für die Sprache im Reiseland enthält Anweisungen für den Notfall, insbesondere bei Nicht-Ansprechbarkeit oder Bewusstlosigkeit. Dieser Ausweis sollte am besten in Ihrer Geldbörse zusammen mit Ihrer Krankenversicherungskarte aufbewahrt werden, hier suchen Rettungskräfte gezielt nach Informationen zur Person. Einen internationalen Diabetesausweis können Sie z. B. online für wenig Geld erwerben. 

  • Auslandskrankenversicherung: Prüfen Sie vor Reiseantritt Ihren Versicherungsschutz und informieren Sie sich über den Umfang Ihres Versicherungsschutzes während der Reise. Darunter fällt z. B. welche Leistungen von Ihrer Krankenversicherung im Ausland abgedeckt sind. Schließen Sie gegebenenfalls eine zusätzliche Auslandsreisekrankenversicherung ab. 

Medikamente richtig transportieren: Worauf muss ich beim Reisen mit Diabetes achten?

In Vorbereitung einer Reise denken Sie nicht nur an Ihre Diabetes-Medikamente, sondern überlegen Sie sich auch, welche weiteren Medikamente in Ihrer Reiseapotheke nicht fehlen dürfen.  Nutzen Sie hierzu auch gerne unsere kostenfreie pharmazeutische Beratung: 

  • Doppelt hält besser: Um auf unerwartete Ereignisse vorbereitet zu sein, wird einschlägig empfohlen, die doppelte Menge der benötigten Medikamente mitzunehmen. Meistens ist es im Ausland nicht ohne weiteres möglich, identische Präparate zu erhalten. Eine Umstellung auf andere Medikamente sollte nur im äußersten Notfall und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. 

  • Typische Reisekrankheiten: Leiden Sie an Reiseübelkeit, haben Sie einen empfindlichen Magen oder kann eine Klimaanlage eine Erkältungssymptome auslösen? Überlegen Sie sich, für welche Beschwerden Sie Ihre persönliche Reiseapotheke ausstatten möchten. In unserer Online-Apotheke bieten wir Ihnen eine umfangreiche Auswahl an Produkten und Medikamenten für Ihre Reiseapotheke. Hier finden Sie alles, um rundum bestens vorbereitet zu sein. 

  • Insuline vertragen nicht jede Temperatur: Bestimmte Medikamente wie wirkstoffhaltige Pens (Insuline oder Gliptine) mögen keine extremen Temperaturen. Schützen Sie diese vor Temperaturen über 40 Grad Celsius, direkter Sonneneinstrahlung oder Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Bedenken Sie, wenn Sie mit dem Auto reisen, kann es auch bei moderaten Außentemperaturen im Inneren sehr heiß werden, zum Beispiel, wenn das Auto schattenlos in der Sonne parkt. Mit einer Kühltasche stellen Sie sicher, dass Ihre Medikamente gut geschützt sind.  

  • Schutz vor extremer Kälte: Nicht-angebrochene Insuline sollten üblicherweise bei 2 bis 8 Grad Celsius (im Kühlschrank) aufbewahrt werden. Angebrochenes Insulin können Sie hingegen bis zu 4 Wochen bei Raumtemperatur oder weiterhin im Kühlschrank lagern. Temperaturen unter dem Gefrierpunkt sollten Insuline nicht ausgesetzt werden, denn die Stabilität und die Wirksamkeit ist nicht mehr gewährleistet, wenn ein Insulin gefriert. Wenn Sie in Gebieten unterwegs sind, wo die Temperaturen unter 0 Grad fallen können, tragen Sie Ihr Insulin idealerweise dicht am Körper tragen, z. B. in einer Bauchtasche oder in einer Innentasche Ihrer Skijacke. Nahe der Körpermitte und am Körper schützen Sie es am besten vor einem Schaden durch Kälte. 

  • Hotelkühlschrank nutzen: Während Ihrer Reise können Sie Ihre Insulinvorräte gegebenenfalls im Hotelkühlschrank lagern. Achten Sie darauf, dass die Temperatur nicht zu niedrig eingestellt ist, denn zu kalte Temperaturen können die Wirkung des Insulin beeinträchtigen. Eine angebrochene Insulinampulle oder einen Insulinpen können Sie bei Raumtemperatur (bis zu 25 Grad Celsius) für üblicherweise vier Wochen aufbewahren. 

Reisen mit Diabetes: Hinweise bei Flugreisen und Zeitverschiebung 

Flugreisen bringen uns schnell in sehr weit entferne Länder, allerdings kann eine einhergehende Zeitverschiebung den Therapieplan zunächst durcheinanderbringen und eine Herausforderung sein. Hier sind einige Tipps für eine sichere Flugreise: 

  • Medikamente nur im Handgepäck: Bewahren Sie Ihre Medikamente und das notwendige Zubehör im Handgepäck auf, falls es zu Verzögerungen oder zu Verlust des Koffergepäcks kommt. Zeigen Sie bei der Sicherheitskontrolle die ärztliche Bescheinigung über das Mitführen Ihres Medikamentenbedarfs vor. 

  • Flugreisen und Zeitverschiebung: Bei kurzen Flugreisen ohne größere Zeitverschiebung (null bis drei Stunden) können Sie Ihre Therapie normal fortführen. Allerdings raten wir Ihnen, Ihren Blutzucker einmal mehr zu messen, denn Stress, Aufregung und Inaktivität können den Blutzucker anders als gewohnt beeinflussen. 

  • Zeitzonenwechsel: Bei längeren Flügen mit einer Zeitverschiebung von über drei Stunden, sprechen Sie am bestem mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ärztin, wie Sie vorgehen. Nehmen Sie Ihre Flugunterlagen (für Hin- und Rückflug) zum Termin mit, um Anpassungen an Ihrer Therapie zu klären. Notieren Sie sich am besten direkt die Hinweise oder lassen Sie sich einen Plan ausdrucken. 

Andere Länder, andere Sitten (und Speisen)

Die kulinarische Vielfalt am Reiseziel kann verführerisch sein. Aber unbekannte Speisen sind hinsichtlich der Kohlenhydratmenge deutlich schwieriger einzuschätzen, somit auch die Auswirkung auf den Blutzucker. Im Urlaub Ernährungspläne von zuhause zu beachten kann zu einer mentalen und praktischen Herausforderung werden. Daher haben für Sie einige Tipps zusammengefasst, wie Sie Ihren Blutzucker am besten im Blick behalten und trotzdem nicht das Gefühl haben, auf alles verzichten zu müssen. 

  • Lieber einmal zu viel als zu wenig: Messen Sie Ihren Blutzucker engmaschiger als zuhause. Mehr bzw. weniger Bewegung und andere Lebensmittel als daheim beeinflussen Ihren Blutzuckerspiegel.

  • Ernährungsbewusstsein: Informieren Sie sich über die lokale Küche und Spezialitäten. Das könnte Ihnen dabei helfen,versteckte Zuckerbomben“ zu umgehen. Essen Sie clever in der „richtigen Reihenfolge“: Füllen Sie Ihren Teller zunächst mit Gemüse und Proteinquellen, die Sie sättigen. Probieren und genießen Sie dann Süßspeisen bewusst und in Maßen.

  • Vorsicht bei Alkohol: Wussten Sie, dass nach Alkoholgenuss der Blutzuckerspiegel sinkt? Das liegt daran, dass Alkohol die Freisetzung von Zucker aus der Leber hemmt (Hemmung der Glukoneogenese) – in Kombination mit Diabetesmedikamenten ist der Effekt sogar noch stärker ausgeprägt. Zudem kann Alkohol die Wahrnehmung trüben und Anzeichen einer Unterzuckerung verschleiern. Haben Sie deshalb unterwegs Traubenzucker oder einfache Kohlenhydrate sowie zuckrige Getränke parat.   

  • Gesunde Snacks erlaubt: Greifen Sie zu bei nahrhaften Snacks wie Nüssen oder Obst anstelle von ungesunden Optionen und Fastfood. Ausreichend trinken kann gegen Heißhunger helfen denn oft verwechseln wir unbewusst Durst mit Hunger. 

  • Auf die Größe kommt es an: Haben Sie die Portionsgrößen im Blick – Restaurants servieren für den WOW-Effekt gerne übergroße Portionen. Zudem sind die Speisen oft mit sehr viel verstecktem Zucker und Fett angereichert, da diese die besten Geschmacksträger sind. Sie müssen nicht auf alles verzichten. Wenn Sie Ihre Lieblingsspeise mit Freunden oder Familienmitgliedern teilen, halten Sie Maß und kommen dennoch in den Genuss. 

  • Trinken nicht vergessen: Trinken Sie ausreichend Wasser oder ungesüßte Getränke für Ihren Kreislauf und um Flüssigkeitsverlust vorzubeugen. Ausreichend Trinken kann auch gegen Heißhunger helfen und eine gute Sättigung zu den Hauptmahlzeiten wiederum hält Ihren Blutzuckerspiegel stabil. 

Tipps für Diabetiker auf Reisen

Fazit: Reisen mit Diabetes ? Aber sicher! 

Eine Urlaubsreise, lange Reisen oder Auslandsaufenthalte sind bei Diabetes mitunter eine  Herausforderung, aber mit einer sorgfältiger Planung vorab können Sie Ihre Reise genießen und die Therapie ohne Unterbrechung fortsetzen. Es kann auch sein, dass nicht jede Reise immer reibungslos verläuft, allerdings hilft Ihnen das, sich auf zukünftige Reisen noch besser vorzubereiten. Mit der richtigen Vorbereitung, dem nötigen Wissen und etwas Erfahrung haben Sie Ihren Blutzucker unterwegs überall im Griff. 

Wichtiger Hinweis: Unsere Artikel und Grafiken werden von unserem Expertenteam für chronische Erkrankungen überprüft. Grundlage sind stets seriöse Quellen, wissenschaftliche Artikel, Leitlinien und ärztliche Aussagen. Die Inhalte werden in regelmäßigen Abständen aktualisiert und dienen weder der Selbstdiagnose noch ersetzen sie einen Arztbesuch.

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