Wer mit Diabetes mellitus lebt, sollte darauf achten, dass die Blutzuckerwerte im normalen und gesunden Rahmen bleiben. Das Leben mit Diabetes erfordert eine präzise Kontrolle des Blutzuckerspiegels, um Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität zu erhalten. In enger Abstimmung mit dem Arzt oder mit der Ärztin werden individuelle Zielbereiche festgelegt, um den Blutzucker im optimalen Zielkorridor zu halten. Das regelmäßige Messen des Blutzuckers wird dabei nicht nur ein routinemäßiger, sondern ein essenzieller Bestandteil eines individuellen Therapieplans. Lesen Sie hier, wie die Blutzuckermessung funktioniert, wo Fehlerquellen lauern – und welche modernen Optionen es gibt, um den Blutzucker ganz ohne Stechen zu messen

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Blutzuckermessung ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Diabetes-Therapie. 
  • Die regelmäßige Messung des Blutzuckers beugt Notfallsituationen wie Hypoglykämie und Hyperglykämie vor und ermöglicht es den Patient:innen, die Reaktion ihres Körpers auf Mahlzeiten, Aktivität und Stress zu überwachen. 
  • Klassische Blutzuckermessgeräte mit Teststreifen ermöglichen punktuelle Selbstmessungen durch einen Blutstropfen auf dem Teststreifen. 
  • Kontinuierliche Glukosemesssysteme (CGMs) überwachen den Glukosespiegel im Unterhautfettgewebe konstant und zeigen Daten in Echtzeit an. 
  • Die Langzeit-Blutzuckermessung (HbA1c-Wert), die den Durchschnitt der letzten zwei bis drei Monate angibt, wird normalerweise im Labor vorgenommen. 
  • Eine zuverlässige Blutzucker-Selbstmessung erfordert eine ordnungsgemäße Handhabung und Disziplin, z. B. die nur einmalige Verwendung von Lanzetten, das Beachten des Verfallsdatums der Teststreifen und die regelmäßige Verwendung von Kontrolllösungen.

Warum ist es wichtig, den Blutzucker regelmäßig zu messen?

Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselerkrankung, die zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel führt, der, wenn er unkontrolliert und langanhaltend besteht, Folgeschäden wie Nieren-, Nerven- und Augenschäden verursachen kann. 

Diabetes mellitus ist heute sehr gut behandelbar. Bei einer stabilen Einstellung der Blutzuckerwerte können Menschen mit Diabetes ein ganz normales Leben führen, auch Folgeerkrankungen lassen sich weitgehend vermeiden. Dazu ist es aber wichtig, den Blutzucker laufend im Blick zu behalten.  

Für Menschen mit Diabetes ist daher die regelmäßige Blutzuckermessung ein unverzichtbarer Bestandteil des täglichen Lebens. Verständlicherweise empfinden viele Menschen die häufigen Blutzuckermessungen als anstrengend. Dennoch ist es unerlässlich, um akute Schwankungen zu erkennen und langfristige Therapieziele zu erreichen. So lässt sich die Therapie kurzfristig und langfristig optimal an die individuellen Voraussetzungen anpassen.  

Neben einer ausgewogenen Ernährung, körperlicher Aktivität und der Einnahme von Medikamenten spielt die Blutzuckermessung eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Diabetes. Blutzuckermessungen dienen zur kurzfristigen Einschätzung der Stoffwechsellage. Sie helfen, zu starke Schwankungen des Blutzuckerspiegels nach oben oder unten hin rechtzeitig zu erkennen. Falls eine Insulintherapie erforderlich ist, bilden die Messungen die Grundlage für die exakte Dosisbestimmung. 

Die Blutzuckermessung hilft, akute Notfallsituationen wie Unter- und Überzuckerung zu vermeiden. Darüber hinaus ermöglicht die Blutzuckermessung den Patientinnen und Patienten, die Reaktion ihres Körpers auf Mahlzeiten, körperliche Aktivität und andere Stressfaktoren zu überwachen. Andererseits helfen Blutzuckermessungen auch, den Diabetes langfristig gut zu kontrollieren. Wenn Menschen mit Diabetes ihren Blutzucker regelmäßig messen und die Werte dokumentieren, kann das Behandlungsteam besser einschätzen, ob die Therapie anschlägt oder ob eventuell nachjustiert werden muss. Die Häufigkeit der erforderlichen Blutzuckermessungen hängt von der Art der Behandlung ab, d. h. von der Einnahme von Tabletten oder der einmaligen oder mehrmaligen täglichen Insulininjektion. 

 Zur Kontrolle des Therapieerfolgs sollte zusätzlich in regelmäßigen Abständen eine ärztliche Messung des Langzeit-Blutzuckerwerts (HbA1c-Wert) erfolgen.

Blutzucker messen: Diese Optionen gibt es

Zur Blutzuckermessung sind Systeme verschiedener Hersteller verfügbar, die sich in ihrer Handhabung und ihren Zusatzfunktionen teils unterscheiden. Welche Variante am besten geeignet ist, hängt von Faktoren wie dem Diabetes-Typ, dem Alter, der Art der Behandlung und den persönlichen Präferenzen ab. Unser pharmazeutisches Fachpersonal berät Sie gerne persönlich zur richtigen Auswahl und Handhabung des Blutzuckermessgeräts.

Blutzucker messen mit elektronischem Blutzuckermessgerät

Elektronische Blutzuckermessgeräte ermöglichen es, den aktuellen Blutzuckerwert mithilfe eines Blutstropfens jederzeit selbst zu bestimmen. Das Grundprinzip ist: Man sticht sich mithilfe einer dünnen Lanzette in den Finger, meist seitlich in eine Fingerkuppe, und trägt den Blutstropfen auf einen Teststreifen auf. Das Gerät wertet die Zuckerkonzentration im Blut aus und gibt anschließend einen Wert aus, der in der Regel bereits auf den Zuckergehalt im Blutplasma umgerechnet ist. Dadurch sind die Blutzuckerwerte mit jenen vergleichbar, die im Labor ermittelt werden.  

Viele moderne Geräte sind in der Lage, die Blutzuckerwerte inklusive anderer Angaben wie dem Messzeitpunkt zu speichern. Einige berechnen auf der Basis der gemessenen Werte einen Insulindosis-Vorschlag. Für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen sind Blutzuckermessgeräte mit Sprachausgabe verfügbar. 

Gut zu wissen

Inzwischen gibt es moderne Blutzuckermessgeräte, die die aufgezeichneten Daten direkt an das Smartphone des Nutzers oder der Nutzerin senden können. So können die Werte automatisch in ein digitales Diabetes-Tagebuch übertragen werden, was eine präzisere Auswertung der Blutzuckerwerte zur Folge hat. Mit diesen Apps ist es mitunter auch möglich, die eingenommenen Mahlzeiten zu protokollieren und deren Einfluss auf den Blutzuckerspiegel zu analysieren.   

Kontinuierliche Gewebezuckermessung

Inzwischen gibt es auch eine neu entwickelte Alternative zur klassischen Messung mit dem Blutzuckermessgerät, die sogenannte kontinuierliche Gewebezuckermessung, im Englischen „Continous Glucose Monitoring“ (CGM). Sie ist vor allem für Menschen mit Diabetes gedacht, die auf sehr häufige Blutzuckermessungen angewiesen sind, um Stoffwechselentgleisungen zu vermeiden. Dabei ermittelt das Blutzuckermessgerät über einen Sensor am Arm oder Bauch in kurzen Zeitabständen die Zuckerkonzentration im Unterhautfettgewebe. Die Werte werden anschließend mithilfe eines Senders an ein kleines tragbares Empfangsgerät oder eine App am Smartphone, Notebook oder Tablet übertragen. Der Sensor kann den ganzen Tag über am Körper verbleiben, auch unter der Dusche oder beim Sport, und wird spätestens alle 14 Tage ausgetauscht.  

Systeme zur kontinuierlichen Gewebezuckermessung stellen für Menschen, die ihren Blutzucker sehr häufig kontrollieren müssen, eine große Erleichterung dar. Denn sie erlauben es, den Blutzucker ohne ständiges Stechen zu messen. Außerdem zeichnen sie die Blutzuckerwerte kontinuierlich auf, während eine Einzelmessung immer nur eine Momentaufnahme ist. Viele Systeme schlagen auch Alarm, wenn eine Überzuckerung oder Unterzuckerung droht.  

Davon profitieren vor allem Menschen mit Typ-1-Diabetes sowie Menschen mit Typ-2-Diabetes, die eine Insulintherapie benötigen. Studien zufolge können CGM-Systeme dazu beitragen, einen besseren Langzeit-Blutzuckerwert zu erreichen, während gleichzeitig das Risiko für Unterzuckerungen (Hypoglykämien) sinkt.  

Zu beachten ist, dass CGM-Systeme nicht direkt den Blutzucker messen, sondern den Zuckerwert im Unterhautfettgewebe. Sehr schnelle Veränderungen des Blutzuckerspiegels zeigen sie unter Umständen mit zeitlicher Verzögerung an. CGM-Systeme müssen außerdem regelmäßig anhand von Blutzuckerwerten kalibriert werden, um genaue Glukosemessungen zu gewährleisten. Daher können CGMs die traditionelle Blutzuckermessung bislang nicht komplett ersetzen, bieten aber für Menschen mit Diabetes eine deutliche Entlastung durch die kontinuierliche Überwachung. 

Langzeit-Blutglukosemessung

Der Langzeit-Blutzuckerwert (HbA1c-Wert) gibt im Unterschied zu punktuellen Messwerten die durchschnittliche Blutzucker-Konzentration während der vorangegangenen zwei bis drei Monate an. Moderne Blutzuckermessgeräte sind oft in der Lage, den Langzeit-Blutzuckerwert zu schätzen. Eine exakte Messung ist aber nur im Labor möglich. Normalerweise wird der Langzeit-Blutzuckerwert daher im Rahmen der regelmäßigen ärztlichen Kontrollen bestimmt.  

Passende Produkte

Blutzucker selbst messen: So funktioniert es 

Wer mit Diabetes mellitus lebt, sollte die Blutzucker-Selbstmessung unbedingt sicher beherrschen, um sie auch in Stresssituationen verlässlich anwenden zu können. Zwar können sich die Geräte verschiedener Hersteller in bestimmten Anwendungsdetails unterscheiden, der grundsätzliche Ablauf der Messung ist aber immer gleich: 

  • Utensilien bereitlegen: Bereiten Sie die Messung vor, indem Sie alle benötigten Materialien bereitlegen: Blutzuckermessgerät, Teststreifen, Stechhilfe mit frischer Lanzette, gegebenenfalls Blutzucker-Tagebuch und Stift.  

  • Hände waschen: Waschen Sie sich gründlich mit Seife die Hände, um zu vermeiden, dass das Messergebnis durch Rückstände auf der Haut verfälscht wird. Warmes Wasser trägt zu einer besseren Durchblutung der Hände bei. Desinfektionsmittel sind nicht erforderlich, sie könnten im Gegenteil das Messergebnis verfälschen. Trocknen Sie Ihre Hände anschließend gründlich ab, damit der Blutstropfen nicht durch Wasserrückstände verdünnt wird.  

  • Teststreifen einführen: Entnehmen Sie einen frischen Teststreifen aus der Verpackung und führen Sie ihn in das Blutzuckermessgerät ein. Verschließen Sie anschließend sofort wieder die Verpackung. 

  • Blutstropfen gewinnen: Setzen Sie nun eine neue sterile Lanzette in die Stechhilfe ein. Um einen Blutstropfen zu gewinnen, setzen Sie die Stechhilfe an der Fingerbeere eines Fingers an und drücken Sie den Auslöseknopf. Stechen Sie am besten etwas seitlich der Fingerkuppe, da sich hier weniger Nerven befinden. An der Einstichstelle sollte nun ein kleiner Blutstropfen austreten. Falls nicht, können Sie den Blutfluss durch sanftes Drücken anregen. Vermeiden Sie es, zu fest zu drücken, da sonst Gewebeflüssigkeit austritt, die das Messergebnis verfälschen könnte.  

  • Blutstropfen auf den Teststreifen auftragen: Führen Sie das Blutzuckermessgerät mit dem eingesteckten Teststreifen an den Blutstropfen heran, um ihn an der vorgesehenen Stelle mit dem Teststreifen aufzusaugen. Achten Sie darauf, dass das Testfeld gerade eben ausgefüllt wird. Zu viel oder zu wenig an Blut könnte zu veränderten Ergebnissen führen.  

  • Blutzuckerwert ablesen: Nach wenigen Sekunden sollte das Blutzuckermessgerät den aktuellen Blutzuckerwert anzeigen. Notieren Sie den Wert in Ihrem Diabetes-Tagebuch oder speichern Sie ihn digital ab.  

  • Utensilien richtig entsorgen: Sammeln Sie gebrauchte Lanzetten in einem bruchsicheren und stichfesten Behälter. Den Teststreifen können Sie im Hausmüll entsorgen.  

  • Blutzucker messen bei Diabetes

Weitere Tipps zum Blutzucker messen

Nur einwandfreies Material und eine sachgemäße Handhabung garantieren eine fehlerfreie Messung. Menschen mit Diabetes sollten daher wichtige Tipps und Tricks kennen, um bei der Blutzucker-Selbstmessung verlässliche Ergebnisse zu erhalten. 

  • Lanzetten nur einmal benutzen: Lanzetten sind Einwegprodukte und sollten aus hygienischen Gründen nach jedem Stechvorgang entsorgt werden. So lassen sich Infektionen an der Einstichstelle vermeiden.  

  • Verfallsdatum der Teststreifen beachten: Teststreifen haben ein Verfallsdatum, das auf der Verpackung angegeben ist. Ist es überschritten, dann besser eine neue Packung verwenden. 

  • Teststreifen richtig aufbewahren: Blutzucker-Teststreifen sind empfindlich gegenüber Umwelteinflüssen wie Feuchtigkeit, Hitze oder Kälte. Sie sollten daher immer trocken und bei Raumtemperatur aufbewahrt werden. Das Badezimmer eignet sich aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit als Aufbewahrungsort nicht.  

  • Umgebungsbedingungen beachten: Veränderte Umgebungsbedingungen wie Temperatur oder Luftfeuchtigkeit können das Messergebnis beeinflussen. Das ist vor allem bei Messungen im Freien oder auf Reisen zu beachten.   

  • Kontrolllösung benutzen: Um zu überprüfen, ob Blutzuckermessgeräte und Teststreifen einwandfrei funktionieren, gibt es spezielle Kontrolllösungen. Sie werden gerätespezifisch angeboten und enthalten eine standardisierte Glukosekonzentration. Ein Test mit einer Kontrolllösung ist immer dann sinnvoll, wenn Sie ein neues Messgerät verwenden, eine neue Teststreifen-Verpackung öffnen oder sich unsicher sind, ob die gemessenen Werte stimmen.  

  • Beratungen und Schulungen in Anspruch nehmen: Blutzucker messen ist mit modernen Messgeräten zwar nicht schwierig, trotzdem sollten Menschen mit Diabetes den richtigen Umgang mit dem Material von Grund auf erlernen und das Wissen regelmäßig auffrischen. Auch bei der Umstellung auf ein neues System wie etwa ein Blutzuckermessgerät mit Sensor am Arm ist eine Schulung sinnvoll, um sich mit den Funktionen des Geräts vertraut zu machen.  

Überwachung ist Selbstfürsorge

Regelmäßige Blutzuckerkontrollen können für Menschen mit Diabetes mit der Zeit anstrengend und zeitaufwändig erscheinen. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass die Überwachung des Blutzuckerspiegels ein wesentlicher Bestandteil der Therapie ist und dazu beiträgt, ein stabiles und gesundes Leben mit Diabetes zu führen. 

Sie ermöglicht es Ihnen, Ihr Diabetesmanagement besser zu verstehen, Ihren Lebensstil bewusster zu gestalten und rechtzeitig auf Abweichungen zu reagieren. Jede Blutzuckermessung ist nicht nur eine Zahl auf einem Bildschirm, sondern eine direkte Investition in Ihre eigene Gesundheit und Ihr Wohlbefinden.