Was genau ist Naturkosmetik und woran erkennen Sie sie?

Natürlichkeit gewinnt für Verbraucherinnen und Verbraucher in immer mehr Lebensbereichen an Bedeutung. Auch Kosmetik soll heute oft so natürlich wie möglich sein. Das haben auch viele Hersteller bekannter Marken erkannt und so finden sich mittlerweile auf den Verpackungen zahlreicher Produkte Verweise auf hochwertige pflanzliche Inhaltsstoffe oder einen hohen Anteil natürlicher Rohstoffe.

Doch nicht immer sind die so beworbenen Kosmetika wirklich so natürlich, wie es den Anschein hat. Denn der Begriff Naturkosmetik ist nicht geschützt und es gibt auch keine einheitliche Definition. Zudem dürfen die Hersteller zwar nicht lügen – aber eine Creme, die zum Beispiel mit beruhigenden Kamille-Extrakten wirbt, kann trotzdem Silikon, Erdölprodukte etc. enthalten. Klarheit darüber, ob ein bestimmtes Kosmetikprodukt wirklich frei von synthetischen Inhaltsstoffen ist, geben die Siegel unabhängiger Zertifizierungsstellen wie das NATRUE- oder COSMOS-Label.

Damit ein Kosmetikprodukt eines dieser Label tragen darf, muss es jeweils strengen Anforderungen genügen. In der Regel bedeutet dies, dass es ausschließlich solche Inhaltsstoffe enthält, die direkt aus der Natur stammen oder in möglichst wenigen Umwandlungsschritten aus natürlichen Rohstoffen gewonnen werden. Naturkosmetik ist demnach frei von Produkten auf Mineralölbasis (z. B. Paraffin, Mikroplastik), Silikonen, Parabenen und PEG-Verbindungen sowie künstlichen Duftstoffen. Erlaubt sind synthetische Inhaltsstoffe meist nur, wenn sie mit in der Natur vorkommenden Stoffen identisch sind, deren Gewinnung unverhältnismäßig aufwendig oder umweltschädlich wäre.

Das NATRUE-Label

Die internationale Non-Profit-Organisation NATRUE mit Sitz in Brüssel wurde 2007 von mehreren bekannten Naturkosmetik-Herstellern gegründet, um einen einheitlichen Standard für Natur- und Biokosmetik zu schaffen. Dieser Standard schreibt vor, welche Inhaltsstoffe in Kosmetikprodukten enthalten sein dürfen, damit diese als Naturkosmetik bezeichnet werden können. Zulässig sind:

• Natürliche Inhaltsstoffe, die nicht von toten Wirbeltieren stammen
• Naturnahe Inhaltsstoffe, die durch festgelegte chemische Reaktionen aus Naturstoffen gewonnen werden
• Naturidentische Inhaltsstoffe: auf einer Positivliste definierte Mineralien, Pigmente und Konservierungsstoffe, deren Entnahme aus der Natur unverhältnismäßig aufwendig wäre

Außerdem schließt der NATRUE-Standard den Einsatz von Gentechnik sowie Tierversuche aus.

Das NATRUE-Label gibt es in zwei Zertifizierungsstufen:

• Naturkosmetik: Produkte mit diesem Zertifikat enthalten, je nach Produktgruppe, einen festgelegten Mindestanteil an natürlichen Inhaltsstoffen und einen Maximalanteil an naturnahen bzw. naturidentischen Stoffen.
• Biokosmetik: Bei Produkten mit diesem Zertifikat stammen zusätzlich mindestens 95 Prozent der natürlichen und naturnahen Inhaltsstoffe aus biologischem Anbau bzw. kontrollierter Wildsammlung.

Die COSMOS-Signatur

Der ebenfalls in Brüssel ansässige Verband COSMOS-Standard AISBL ist ein Zusammenschluss von fünf europäischen Organisationen, zu denen unter anderem der Bundesverband deutscher Industrie- und Handelsunternehmen (BDIH) sowie Ecocert aus Frankreich gehören.

Auch der COSMOS-Standard schließt Tierversuche und den Einsatz von Gentechnik aus. Tierische Rohstoffe sind zudem nur dann zulässig, wenn sie nicht Teil eines Tieres sind und ihre Verwendung nicht zum Tod des Tieres führt. Mineralische Inhaltsstoffe müssen zudem umweltverträglich gewonnen werden. Ebenso stellt der Standard gewisse Anforderungen an die Nachhaltigkeit von Verpackungen und verlangt von Naturkosmetik-Herstellern unter anderem, Produktionsabfälle zu recyceln.

Das COSMOS-Label wird ebenfalls in zwei Zertifizierungsstufen vergeben:

• COSMOS Natural: Bei Produkten mit diesem Zertifikat stammen mindestens 95 Prozent der Agrar-Rohstoffe sowie 100 Prozent der verwendeten Textilien (z. B. für Tücher oder Pads) aus biologischem Anbau.
• COSMOS Organic: Produkte mit dieser Zertifizierung bestehen darüber hinaus insgesamt zu mindestens 20 Prozent aus Bio-Inhaltsstoffen (Wasser und Mineralien nicht mitgerechnet). Produkte mit hohem Mineralgehalt bestehen zu mindestens 10 Prozent aus Bio-Rohstoffen.

Ist Naturkosmetik vegan und tierversuchsfrei?

Neben der meist besseren Verträglichkeit natürlicher Inhaltsstoffe ist für viele Verbraucher:innen sicher auch der Natur- und Umweltschutzgedanke beim Kauf von Naturkosmetik relevant. Wohl die wenigsten von uns möchten, dass für unsere Schönheit andere Lebewesen leiden müssen. Aber auch, wenn die Vermutung vielleicht naheliegend erscheint: natürlich heißt nicht automatisch vegan.

So verbietet zwar das NATRUE-Label explizit den Einsatz von tierischen Rohstoffen, für die Wirbeltiere sterben müssen. Es erlaubt jedoch Rohstoffe von wirbellosen Tieren, zum Beispiel den aus Cochenille-Läusen gewonnenen Farbstoff Karmin. Sowohl das NATRUE- als auch das COSMOS-Label gestatten zudem den Einsatz von Rohstoffen, die von lebenden Tieren stammen, wie etwa Honig, Bienenwachs oder Wollwachs.

Beide Labels zertifizieren ausschließlich tierversuchsfreie Kosmetik. Das bedeutet, dass die Hersteller ihre Produkte weder selbst an Tieren testen noch solche Tests bei anderen in Auftrag geben dürfen.

Beachten Sie bei der Anwendung von Naturkosmetik außerdem, dass diese zwar im Allgemeinen gut verträglich ist, aber bei empfindlichen Personen dennoch allergische Reaktionen auslösen kann. Denn auch aus Pflanzen gewonnene ätherische Öle oder Pflanzenextrakte können noch Allergene enthalten, auf die der Körper von Allergiker:innen reagiert. Falls Sie an einer Unverträglichkeit leiden, prüfen Sie also in jedem Fall die Liste der Inhaltsstoffe, bevor Sie ein Kosmetikprodukt anwenden.

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