Desinfektionsmittel

Welche Desinfektionsmittel gibt es und wie wirken sie?

Desinfektionsmittel sind fast so vielfältig wie die Krankheitserreger, die sie bekämpfen – und das sowohl hinsichtlich der Mikroorganismen, gegen die sie zum Einsatz kommen, als auch bezüglich ihrer Inhaltsstoffe, ihrer jeweiligen Wirkungsweise und ihrem Einsatzgebiet. Entsprechend verschieden ist ihre Einteilung. Besonders hilfreich ist die Unterscheidung nach ihrem jeweiligen Zielorganismus sowie ihrem Einsatzgebiet.

Einteilung nach dem Zielorganismus

Entsprechend des jeweiligen Zielorganismus lassen sie sich einteilen in:

• Bakterizide töten Bakterien ab. Die bekannteste Gruppe der Bakterizide sind die Antibiotika.
• Viruzide wirken gegen Viren, indem sie deren äußere Hülle oder Erbgut zerstören.
• Fungizide töten Pilze ab, jedoch keine Pilzsporen.
• Levurozide ist eine Untergruppe der Fungizide, die auch gegen Hefepilze wirken.
• Sporizide wirken gegen die Sporen von Pilzen und Bakterien. Sporen sind ein besonders widerstandsfähiges Entwicklungsstadium einfacher Lebewesen.

Daneben gibt es auch virostatische, bakteriostatische und fungistatische Desinfektionsmittel. Sie töten Viren, Bakterien und Pilze nicht ab, sondern unterbinden deren Wachstum und Vermehrung. Viele von ihnen wirken zudem multitoxisch, d. h. sie sind erfolgreich beim Abtöten verschiedener Arten von Mikroorganismen und Krankheitserregern.

Einteilung nach dem Einsatzgebiet

Desinfektionsmittel lassen sich auch danach einteilen, wo sie zum Einsatz kommen:

• Hautdesinfektionsmittel töten Keime auf der Haut ab, ohne dabei die Haut selbst zu schädigen. Achtung: Nicht alle Hautdesinfektionsmittel sind zur Wunddesinfektion geeignet!
• Flächendesinfektionsmittel reinigen Wände, Böden und die Oberflächen von Objekten. Den Kontakt mit der Haut solltest du vermeiden, da sie irritierend und teilweise ätzend wirken.
• Instrumentendesinfektionsmittel kommen in Krankenhäusern und Arztpraxen zur Reinigung medizinischer Instrumente zum Einsatz.
• Trinkwasserdesinfektionsmittel dienen dazu, in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen das Trinkwasser für besonders empfindliche Menschen zu desinfizieren.

Wann und wie wenden Sie Desinfektionsmittel richtig an?

Das Desinfizieren von Händen und Oberflächen ist meist unnötig, da der größte Teil der Keime für Menschen mit einem intakten Immunsystem kein Risiko darstellt. Ein übermäßiger Einsatz von Desinfektionsmitteln kann sogar schaden, insbesondere, wenn er nicht sachgemäß erfolgt. Denn werden dabei nicht ausreichend Krankheitserreger abgetötet, kann es zum Entstehen von Resistenzen kommen: Weil nur diejenigen Bakterien-, Viren- oder Pilzstämme überleben, die dem jeweiligen Desinfektionsmittel gut widerstehen können, vermehren sich auch nur diese Stämme und verdrängen andere Arten. Im schlimmsten Fall verlieren Desinfektionsmittel dadurch ihre Wirkung.

Unter bestimmten Umständen ist eine Desinfektion für eine gründliche Hygiene dennoch angebracht. Das trifft neben Kliniken, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen auch auf andere Orte, an denen sich immungeschwächte Personen aufhalten, zu. Das Desinfizieren von Oberflächen kann zudem notwendig sein, wenn diese in Kontakt mit gefährlichen Krankheitserregern gekommen sind. Auch Ihre Hände sollten Sie in einem solchen Fall mit einem Desinfektionsmittel reinigen, um einerseits sich selbst vor einer Infektion zu schützen und andererseits die Keime nicht weiter zu verbreiten.

Das richtige Desinfektionsmittel auswählen

Zur Bekämpfung von Krankheitserregern ist es essentiell, dass du das richtige Mittel für die jeweilige Aufgabe wählst. Ein bakterizides Desinfektionsmittel tötet bspw. Bakterien ab, kann aber Viren überhaupt nichts anhaben. Wogegen es sich richtet, erkennen Sie an folgenden Kennzeichnungen, die Sie i. d. R. auf der Verpackung des jeweiligen Produkts finden:

• antibakteriell (wirkt gegen Bakterien)
• begrenzt viruzid (wirkt gegen behüllte Viren, z. B. Influenza- und Coronaviren)
• begrenzt viruzid PLUS (wirkt gegen behüllte Viren sowie Adeno-, Noro- und Rotaviren)
• viruzid (wirkt sowohl gegen behüllte wie auch gegen unbehüllte Viren)

Sie sollten also wissen, vor welchem Erreger Sie sich und andere schützen wollen, ehe Sie zu einem Desinfektionsmittel greifen. Viele Mittel wirken aber auch gegen verschiedene Arten von Erregern. Das ist dann ebenfalls entsprechend auf der Verpackung vermerkt.

Händedesinfektionsmittel richtig anwenden

Desinfektionsmittel zur Anwendung auf der Haut sind in flüssiger Form, als Creme, Gel, Spray oder als Desinfektionstuch erhältlich. Die richtige Anwendung vorausgesetzt, unterscheiden sich diese Darreichungsformen nicht in ihrer Wirksamkeit. Verwenden Sie dafür die vom Hersteller angegebene Menge und verteilen Sie diese auf der gesamten zu desinfizierenden Hautfläche. Bei der Händedesinfektion bedeutet das: nicht nur auf den Handflächen, sondern auch auf dem Handrücken, den Fingern und in den Fingerzwischenräumen. Die meisten Händedesinfektionsmittel müssen etwa 30 bis 60 Sekunden einwirken und sollten in dieser Zeit feucht bleiben, was Sie durch dauerhaftes Einreiben erreichen. Besonders leicht anzuwenden sind flüssige Desinfektionsmittel. Desinfektionstücher eignen sich gut für unterwegs; achten Sie aber darauf, dass sie nicht austrocknen.

Um zu verhindern, dass ein Handdesinfektionsmittel auch die nützlichen Mikroorganismen abtötet, die auf deiner Haut siedeln, sollten Sie vor dem Desinfizieren auf das Händewaschen mit Seife verzichten. Denn dabei entfernen Sie schützende Fette; in Kombination mit Desinfektionsmitteln kann sich dies in Hautirritationen und -reizungen äußern. Beachten Sie außerdem: Nicht jedes Hautdesinfektionsmittel ist auch zum Desinfizieren offener Wunden geeignet. Wunddesinfektionsmittel erkennen Sie an der entsprechenden Kennzeichnung auf der Verpackung.

Flächendesinfektionsmittel richtig anwenden

Auch Desinfektionsmittel zur Behandlung von Oberflächen sind in verschiedenen Formen erhältlich, etwa als Flüssigkeit, Pulver, Spray oder Desinfektionstuch. Flüssige Flächendesinfektionsmittel lassen sich noch einmal in einsatzfertige Lösungen und Konzentrate unterteilen, wobei letztere vor dem Gebrauch verdünnt werden müssen. Für den Einsatz im Haushalt eignen sich daher vor allem die bereits fertigen Lösungen.

Achten Sie bei der Anwendung von Flächendesinfektionsmitteln auf mehrere Aspekte:

• Wählen Sie ein Mittel, das für das zu behandelnde Oberflächenmaterial verträglich ist!
• Vermeiden Sie den Hautkontakt! Am besten tragen Sie während des Einsatzes lange Schutzhandschuhe. Beachten Sie dabei, dass Vinyl, Naturkautschuk und Naturlatex bei längerem Kontakt mit Desinfektionsmitteln spröde und durchlässig werden.
• Vermeiden Sie es, Desinfektionsspray oder die Dämpfe von solchen Mitteln einzuatmen. Am besten setzen Sie diese immer nur in gut belüfteten Räumen ein.
• Vermischen Sie ein Desinfektionsmittel nicht mit einem anderen oder mit Reinigungsmitteln. Dadurch kann die Wirksamkeit der einzelnen Mittel verloren gehen. Viele Desinfektionsmittel haben außerdem bereits eine reinigende Wirkung.

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