Beruhigungsmittel

Welche Arten von Beruhigungsmitteln gibt es und wie wirken sie?

Beruhigungsmittel oder Sedativa lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen: Die klassischen Mittel basieren auf synthetischen Wirkstoffen, deren Wirkung gut erforscht und wissenschaftlich belegt ist. Arzneimittel auf pflanzlicher Basis machen sich hingegen die heilsamen Kräfte verschiedener Pflanzen zunutze, die teils schon seit Jahrhunderten in der Medizin Verwendung finden. Eine klare Abgrenzung zwischen diesen beiden Kategorien ist jedoch nicht in allen Fällen möglich, da zum Beispiel manche Heilpflanzen Stoffe enthalten, deren Wirkung auf das menschliche Gehirn sehr ähnlich der von synthetischen Beruhigungsmitteln ist.

Wodurch zeichnen sich synthetische Beruhigungsmittel aus?

Synthetische Beruhigungsmittel haben gegenüber pflanzlichen Mitteln verschiedene Vorteile. Besonders hervorzuheben ist, dass ihre Wirksamkeit in wissenschaftlichen Studien untersucht und belegt wurde. Zudem wirken sie sehr schnell.

Beispielsweise tritt bei Benzodiazepinen, der am häufigsten eingesetzten Art von verschreibungspflichtigen Schlaf- und Beruhigungsmitteln, die Wirkung bereits nach rund einer halben Stunde ein und hält anschließend bis zu einem Tag oder länger an. Benzodiazepine sind somit sehr wirksam, rufen jedoch auch einen starken Gewöhnungseffekt hervor und machen schnell abhängig. Sie kommen deshalb nur bei schweren Angstzuständen, Schlafstörungen und Nervosität und höchstens für einige Wochen zum Einsatz.

Antihistaminika, eine andere Gruppe von synthetischen Beruhigungsmitteln, sind hingegen freiverkäuflich. Sie wurden eigentlich als Medikamente zur Bekämpfung allergischer Reaktionen entwickelt. Vor allem Antihistaminika der ersten Generation, die sogenannten H1-Antihistaminika wie Doxylamin und Diphenhydramin, weisen als Nebenwirkungen jedoch häufig einen sedierenden (ruhigstellenden) Effekt und Müdigkeit auf. Sie kommen daher heute oft zur Behandlung nervöser Unruhe und dadurch bedingter Schlafprobleme zum Einsatz. Antihistaminika machen zwar nicht abhängig – sie weisen jedoch ebenfalls einen Gewöhnungseffekt auf. Das bedeutet, dass nach dem Absetzen der Mittel die ursprünglichen Beschwerden zurückkehren können.

Zudem sind auch Antihistaminika nicht frei von Nebenwirkungen. Zu den häufigsten gehören:

• Kopfschmerzen
• Magen-Darm-Beschwerden
• Mundtrockenheit
• schneller Puls

Somit können Antihistaminika und andere synthetische Beruhigungsmittel zwar ein wertvolles Mittel bei der Überwindung von Unruhezuständen und Schlafproblemen sein – Sie sollten sie dennoch nicht unbedacht einnehmen und versuchen, möglichst rasch wieder ohne sie auszukommen.

Manchmal verschreiben Ärzt:innen bei Schlafstörungen auch niedrig dosierte Antidepressiva oder Antipsychotika. Antidepressiva kommen meist dann zum Einsatz, wenn die Schlafprobleme von einer Depression verursacht werden, manchmal aber auch ohne begleitende Depression. Mit Ausnahme von Doxepin, das zur Behandlung von Schlafproblemen zugelassen ist, handelt es sich dabei um „Off-Label“-Anwendungen. Über mögliche Nebenwirkungen ist nicht viel bekannt, körperlich abhängig machen Antidepressiva aber nicht. Die Antipsychotika Melperon und Pipamperon sind zur Behandlung von Schlafproblemen bei älteren Menschen zugelassen, weisen jedoch teils heftigere Nebenwirkungen auf. Generell muss Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin individuell entscheiden, ob bei Schlafproblemen eine Behandlung mit Antidepressiva oder Antipsychotika sinnvoll ist. (gesundheitsinformation.de, o. D.)

Wann sind pflanzliche Beruhigungsmittel die bessere Wahl?

Pflanzliche Arzneimittel zur Beruhigung nutzen die oft schon seit langer Zeit bekannten, heilsamen Kräfte verschiedener Heil- und Kulturpflanzen wie Baldrian, Hopfen, Melisse oder Lavendel. Diese Pflanzen weisen zum Teil beruhigende und angstlösende Effekte auf oder wirken schlaffördernd. Generell sind Beruhigungsmittel auf pflanzlicher Basis aufgrund ihrer sanften Wirkung für viele Menschen besser verträglich als synthetische Mittel. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie gänzlich frei von Nebenwirkungen sind: Gelegentlich treten Magen-Darm-Beschwerden auf und die ätherischen Öle von Lavendel und Melisse können die Schleimhäute reizen. Auch allergische Reaktionen sind möglich.

Im Gegensatz zu synthetischen wirken pflanzliche Mittel nicht sofort, sondern oft erst nach etwa zwei bis vier Wochen regelmäßiger Einnahme. Wenn Sie bereits wissen, dass eine belastende Zeit auf Sie zukommt, dann sollten Sie möglichst einige Wochen vorher mit der Anwendung beginnen. Natürliche Beruhigungsmittel können Sie, anders als viele synthetische Mittel, jedoch problemlos auch über längere Zeit einnehmen, ohne dass es zu einer Abhängigkeit kommt. Auch Gewöhnungseffekte treten kaum auf.

Was sollten Sie bei der Anwendung von Beruhigungsmitteln beachten?

Egal, ob Sie sich für ein Beruhigungsmittel auf pflanzlicher oder synthetischer Basis entscheiden, in jedem Fall sollten Sie sich bei der Einnahme an die Verordnung Ihres Arztes oder Ihrer Ärztin bzw. an die Anweisungen in der Packungsbeilage halten. Nehmen Sie sie nicht zusammen mit Alkohol ein und beachten Sie, dass Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten möglich sind. Das betrifft auch bestimmte pflanzliche Mittel, insbesondere Johanniskraut.

Viele Beruhigungsmittel rufen zudem Müdigkeit hervor. Dies sollten Sie beachten, wenn Sie sie gegen Unruhe oder Nervosität einnehmen, da ggf. Ihre Fahrtüchtigkeit und Ihr Reaktionsvermögen eingeschränkt sein können. Bei einigen dürfen Sie nach der Einnahme keine Maschinen bedienen.

Am wirksamsten sind Arzneimittel zur Beruhigung, wenn Sie sie nur für kurze Zeit bzw. unterstützend einsetzen, während Sie Techniken – z. B. Yoga oder autogenes Training – erlernen, um mit Stress besser umzugehen und Ihre Unruhe auch ohne Medikamente zu überwinden. In diesem Rahmen können sie jedoch ein wirksames Hilfsmittel sein, um überhaupt die nötige Ruhe für diese Lernprozesse zu haben.

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Quellen:

gesundheitsinformation.de. (o. D.). Schlafstörung: Behandlung mit Schlaf- und Beruhigungsmitteln. https://www.gesundheitsinformation.de/schlafstoerung-behandlung-mit-schlaf-und-beruhigungsmitteln.html