Allergietabletten

Was passiert bei einer Allergie?

In Deutschland leben zwischen 20 und 30 Millionen Menschen mit Allergie („Zahl der Allergiker in Deutschland steigt“, 2011), die meisten davon leiden unter Heuschnupfen, also unter einer Pollenallergie. Bei einer Allergie lösen verschiedene, eigentlich harmlose Stoffe aus der Umgebung eine Überreaktion des Immunsystems aus. Es empfindet diese als Bedrohung und versucht, dagegen anzukämpfen. Zu diesem Zweck schüttet es den Entzündungsbotenstoff Histamin aus. Dieser verursacht allergische Reaktionen, die ganz unterschiedlich sein können. Oftmals sind die Schleimhäute in Nase und Rachen betroffen, was zu Schnupfen und Halskratzen führt. Außerdem tränen und jucken die Augen. Symptome wie diese treten ganz klassisch bei einem Heuschnupfen, einer Tierhaar- oder Hausstauballergie auf. Doch auch Hautausschlag und Rötungen kommen als allergische Reaktionen vor. Man spricht hier von so genannten Kontaktallergien, die durch Kosmetika, chemische Substanzen oder bestimmte Metalle ausgelöst werden können. Allergiker:innen leiden unter den Symptomen und erleben sie oftmals als große Belastungen im Alltag. Allergietabletten und Arzneimittel in anderen Darreichungsformen können Abhilfe schaffen.

Welche Medikamente kommen bei einer Allergie zur Anwendung?

Verschiedene Medikamente helfen dabei, allergiebedingte Beschwerden zu lindern oder sorgen bereits im Vorfeld dafür, diese zu verhindern. Gegen Allergien, bei denen die Nase und Augen betroffen sind, kommen in der Regel Allergie-Nasensprays und Allergie-Augentropfen zum Einsatz. In der äußeren Anwendung schaffen Cremes und Salben Abhilfe, etwa bei Hautreizungen. Viele Allergieformen lassen sich überdies durch die Einnahme von Allergie-Tropfen oder -Säften beziehungsweise Allergietabletten wirksam bekämpfen. Dazu zählen:

• Heuschnupfen
• Hausstaubmilbenallergie
• Tierhaarallergie
• Schimmelpilzallergie
• Nahrungsmittelallergie
• Nesselsucht
• Insektenstichallergie
• Sonnenallergie
• Kontaktallergie

Wenn Sie den Verdacht haben, an einer Allergie zu leiden, konsultieren Sie bitte umgehend Ihren Arzt oder Ihre Ärztin. Diese/r führt dann in der Regel einen Allergietest durch, um herauszufinden, welches Allergen der Auslöser für Ihre Beschwerden ist. Neben Bluttests kommen dabei häufig Hauttests zum Einsatz, bei denen verschiedene Allergene auf die Haut beziehungsweise in die Haut eingebracht werden und die Reaktion darauf beobachtet wird. Zu den häufig verwendeten Hauttests gehören der Epikutantest, der Pricktest und der Intrakutantest.

Wie wirken Allergietabletten?

Antiallergika basieren gemeinhin auf drei Wirkstoffgruppen. Antihistaminika verhindern, dass sich Histamin an seinen Rezeptor andockt. Sie sind schnell wirksam und kommen zum Einsatz, wenn bereits eine allergische Reaktion stattgefunden hat. Die zweite Wirkstoffgruppe umfasst Medikamente mit Cromoglicinsäure. Diese unterbindet die Ausschüttung von Histamin, lässt also eine allergische Reaktion gar nicht erst zustande kommen. Augentropfen, Nasensprays und Allergietabletten, die Cromoglicinsäure enthalten, müssen deshalb bereits vor Kontakt mit dem jeweiligen Allergen angewendet werden. Ein dritter Wirkstoff gegen Allergien ist Kortison, das ebenfalls in unterschiedlichen Darreichungsformen zum Einsatz kommt. Es hat eine anti-allergische und gleichzeitig entzündungshemmende Wirkung. Auch Allergietabletten enthalten diese unterschiedlichen Wirkstoffe, wobei jedoch die so genannten H1-Antihistaminika der zweiten Generation am weitesten verbreitet sind.

Allergietabletten auf Basis von Antihistaminika

H1-Antihistaminika wirken am so genannten H1-Rezeptor und verhindern dort das Andocken des Botenstoffs Histamin. Heutzutage kommen in Allergie-Tabletten H1-Antihistaminika der zweiten Generation zur Anwendung. Diese haben nur eine geringe sedierende Wirkung, machen also nicht besonders müde oder mindern die Leistungsfähigkeit. Dennoch wird Müdigkeit als eine der häufigsten Nebenwirkungen genannt.

Zu den am weitesten verbreiteten Wirkstoffen zählen:

• Cetirizin, was für gewöhnlich einmal täglich eingenommen wird und in der Dosis von 10 Milligramm für Kinder ab 12 Jahre und Erwachsene gut verträglich ist. Bei jüngeren Kindern berechnet sich die Dosierung nach dem Körpergewicht.
• Levocetirizin ist eine Weiterentwicklung von Cetirizin. Es erzielt bei einer halb so hohen Dosierung die gleiche Wirkung. Fünf Milligramm pro Tag sind für Jugendliche und Erwachsene also ausreichend.
• Loratadin kommt in der 10-mg-Dosis zur Anwendung, auch bei Kindern, die mehr als 30 Kilogramm wiegen. Liegt das Körpergewicht darunter, werden 5 Milligramm verabreicht.

Medikamente, die diese Wirkstoffe enthalten, sind als Allergietabletten, Kapseln, Tropfen oder Allergiesaft erhältlich.

Allergietabletten auf Basis von Cromoglicinsäure und Kortison

Cromoglicinsäure ist ein Mastzellenstabilisator und verhindert die Freisetzung von Histamin. Sie kommt bei Allergien in erster Linie in Augentropfen und Nasenspray zum Einsatz und muss vorbeugend verabreicht werden, um ihre Wirkung zu entfalten. In Tablettenform finden Cromoglicinsäure-Tabletten vor allem bei der Behandlung von Nahrungsmittelallergien Anwendung. Hier ist ihre Wirkung lokal auf den Magen-Darm-Bereich begrenzt.

Der Wirkstoff Kortison wird bei verschiedenen Allergieformen gemeinhin in Allergie-Augentropfen und -Nasenspray eingesetzt, ist aber auch als Allergietabletten erhältlich, beispielsweise mit Hydrocortison. Es wirkt langanhaltend, effektiv, sollte aber nur zeitlich begrenzt eingenommen werden.

Hyposensibilisierung zum „Umtrainieren“ des Immunsystems

Alternativ oder zusätzlich zur Bekämpfung der Symptome besteht bei einer Allergie auch grundsätzlich die Möglichkeit einer Hyposensibilisierung. Indem dem Körper über einen längeren Zeitraum die Allergene zugeführt werden, auf die sein Immunsystem mit Abwehr reagiert, tritt ein Gewöhnungseffekt ein. Dies kann durch Spritzen in der Arztpraxis erfolgen, aber auch ganz bequem zu Hause mit Ampullen oder entsprechenden Tabletten. Fragen Sie hier Ihren Arzt nach der sublingualen Immuntherapie (SLIT). Kommen die Betroffenen dann mit dem natürlichen Allergen in der Umgebung in Kontakt, treten Symptome viel schwächer auf. Sprechen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin am besten an, welche Form der Hyposensibilisierung für Sie in Betracht kommt.

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Quellen:

Zahl der Allergiker in Deutschland steigt. (2011, 30. März). Deutsches Ärzteblatt. Abgerufen am 12. Oktober 2022, von https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/45291/Zahl-der-Allergiker-in-Deutschland-steigt